Im trickreichen Film-Noir-Thriller „Im Netz der Versuchung" von Steven Knight wird Matthew McConaughey im tropischen Plymouth Island von seiner verführerischen Ex-Frau angeheuert, deren brutalen Ehemann auf offener See zu Fischfutter zu verarbeiten. Mit überraschenden und fatalen Folgen für alle Beteiligten.
Keine Frage: Tagtäglich nur das reine Paradies auf Erden wäre für jeden auf Dauer die Hölle. Schon der französische Romancier Marcel Proust erkannte: „Das einzige Paradies ist das verlorene Paradies." So auch hier. Denn über dem sonnendurchfluteten Perfekt-Panorama von „Bacardi-Feeling"- oder „Tropical Islands"-TV-Träumen tun sich tiefschwarze, vom Menschen produzierte Gewitterwolken auf. Oder wie es der große Dramatiker Hölderlin eher unromantisch auf den Punkt brachte: „Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen." Und dieses persönliche Inferno trifft den geschiedenen Baker Dill (Matthew McConaughey) unverhofft. Schon seit Jahren hat er seine Vergangenheit begraben, um eine völlig neue Existenz auf dem tropischen Inselparadies Plymouth Island als Thuna-Fischer und Ausflugskapitän für begüterte Touristen zu etablieren. Kontakt zum weiblichen Geschlecht pflegt er in Form von temporären Besuchen bei seiner Freundin Constance (Diane Lane). Zusammen mit seinem Maat Duke (Djimon Hounsou) eskortiert er viel lieber als Zubrot Touristen auf seinem Boot zum Hochseefischen in die maritimen Untiefen; und das noch immer mit absoluter Leidenschaft. Denn blauäugig träumt er davon, eines Tages den Fang seines Lebens, den Riesenthunfisch, der mittlerweile im ostasiatischen Raum zu Eigenheimpreisen gehandelt wird, an den Haken zu bekommen.
Angeblich war Ehe ein Martyrium für sie
Stattdessen steht plötzlich in voller Pracht seine formschöne Ex-Gattin Karen Zariakas (Anne Hathaway) vor ihm. Völlig verzweifelt berichtet sie von ihrem Martyrium an der Seite ihres neuen Mannes Frank Zariakas (Jason Clarke) und seinen Attacken an häuslicher Gewalt, die sie mit ihrem Sohn Patrick (Rafael Sayegh) erleiden muss. Längst hat sich der Filius in seinem Zimmer verschanzt und droht, sich im viralen Paralleluniversum des Internets zu verlieren. „Hikikomori" bezeichnen japanische Wissenschaftler dieses beängstigende, pandemische Phänomen, wenn Kids sich stetig isolieren, um der Realität „Adieu" zu sagen.
Für Karen wird es indes sehr real: Ihr diabolischer Plan sieht vor, dass Baker den gewalttätigen Hausfiesling Frank beim Angelausflug auf hoher See ermorden und an die Haie verfüttern soll. Nur zögerlich lässt der sich jedoch auf Karens nicht legales Vorhaben ein, in die Fußstapfen des TV-Kultserienkillers „Dexter" zu schlüpfen. Auch wenn Karen ihn wegen des gemeinsamen Nachwuchses und einer stattlichen Entlohnung von schlappen zehn Millionen Dollar nahezu nötigt.
Doch je näher der entscheidende Tag rückt, umso unberechenbarer werden die Intentionen aller Beteiligten. Was steckt wirklich hinter alledem? Bakers Leben wird zum Albtraum, und er hadert mit sich, die ethisch einzig richtige Entscheidung zu treffen …
„Film gleicht einem giftigen Cocktail"
Eine treffsichere Entscheidung war es auch, das Sujet dieses grandios besetzten Edel-Thrillers, dessen Plot an meisterliche Vorgaben aus der Pop-Kino-Kultur wie „Frau ohne Gewissen", „Der Fremde im Zug", „Body Heat" oder „Run All Night" gemahnt, zu verfilmen. Serien-Spezialist und Drehbuch-Ass Steven Knight („Tödliche Versprechen", „Taboo") hat sich in puncto „Twist"-Dramaturgie bestens bewiesen. Er überrumpelt den Betrachter in seiner rund um Mauritius mit bescheidenem Budget von 25 Millionen Dollar realisierten Produktion durch völlig ungeahnte Wendungen. Hollywood-Beauty Anne Hathaway bekannte freimütig auf „Vip.de": „Ich liebe diesen spannenden Film wirklich sehr, aber ich glaube nicht, dass jeder meiner Meinung sein wird. Es ist nämlich ein sehr giftiger Cocktail, der den meisten Menschen sicherlich nicht so gut gefallen wird." Sie sollte wissen, wie schwer es ist, allen zu gefallen und es allen recht zu machen: Ihr „Plötzlich-Prinzessin"-Image konnte sie erst als pfiffige Assistentin von Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada" ablegen. Die 1982 in Brooklyn geborene Tochter eines Richters und der Bühnenschauspielerin Kate McCauley wurde zwar in Jugendjahren in New Yorks renommierter „Barrow Group" aufgenommen, kassierte während ihrer Schauspielausbildung den „Clarence Derwent Award und eine „Rising Star Award"-Nominierung für die beste High School Performance, hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt nie zuvor in eine Kameralinse geblickt. Aber Förderer und „Pretty Woman"-Regisseur Garry Marshall schwärmte schon damals von seinem Jungtalent: „Anne ist ein Multitalent und eine charmante Mischung aus Julia Roberts, Audrey Hepburn und Judy Garland", wie er seinerzeit auf den Pressekonferenzen zu „Plötzlich Prinzessin" schwärmte.