Jérôme Bour ist Franzose. Seine Herkunft lässt sich nicht nur durch den Restaurantnamen erahnen, sondern auch an der Karte ablesen. Mit seiner Frau Denise betreibt er das „Jérôme" in St. Ingbert.
An einem verregneten Morgen im April fahre ich nach St. Ingbert. In der dortigen Fußgängerzone liegt das Restaurant „Jérôme", das von Denise und Jérôme Bour betrieben wird. Der Namensgeber stammt ursprünglich aus dem benachbarten Frankreich, machte dort 1983 seinen Küchenmeister. Doch schon früh zog es ihn nach Deutschland, genauer gesagt nach Saarbrücken zur Familie Bruch. Zuerst arbeitete er am St. Johanner Markt im „Stiefel", später dann in der „Tabaksmühle". Heute, in seinem eigenen Restaurant, steht Jérôme Bour alleine in der Küche. Seine Frau Denise ist gelernte Hotelkauffrau, die ihre ersten Erfahrungen im „Hotel Triller" sammelte. Anschließend machte sie sich in den Saarlouiser Kasematten selbstständig und arbeitete dort drei Jahre lang. Danach zog es sie in die „Tabaksmühle", wo sie ihn vor 13 Jahren kennenlernte. Inzwischen sind die beiden verheiratet und haben zwei Kinder.
Früher war das „Jérôme" eine klassische italienische Pizzeria und hieß „Toscana". 2008 trat Bour dort eine Stelle an und machte sich schnell einen Namen. Der damalige Besitzer war sogar so von den Fähigkeiten seines Kochs überzeugt, dass er seinen Laden in „Jérôme in der Toscana" umbenannte. 2012 schließlich übernahm Jérôme das Restaurant. Er krempelte alles kräftig um, integrierte die französische Fahne in den Namenszug am Haus und nannte es fortan „Jérôme". Seine Küche ist eine mediterrane Küche mit französischer Handschrift.
Das Haus hat täglich ab 9 Uhr bis spät in den Abend geöffnet. Morgens finden Gäste eine reichhaltige Frühstückskarte und können zwischen sieben unterschiedlichen Angeboten wählen. Vom einfachen Croissant, wie man es in Frankreich gerne frühstückt, bis zur Version „De Luxe". Diese wird dann aufgetischt mit verschiedenen Marmeladen, Schnittkäse, rohem und gekochtem Schinken, Salami, Nutella, geräuchertem Lachs, einem gekochten Ei, Butter, Baguette und einem Orangensaft.
Ab morgens 9 Uhr bis spätabends geöffnet
Um die Mittagszeit kommen viele Gäste des „Plats du Jour" wegen. Jérôme schreibt immer eine Wochenkarte mit zwei Tagesgerichten, eines davon ist immer vegetarisch. So gibt es etwa an einem Tag Rinderroulade mit Kartoffelpüree und Rotkraut oder als Alternative Kartoffelpüree mit Blattspinat und Spiegelei. Oder an einem anderen Tag Hähnchenbrust mit Tomaten und Mozzarella überbacken mit Tomatensauce und Pasta, während Vegetarier Buchweizen-Crêpes mit Tomaten, Mozzarella und Spinat gefüllt als Angebot finden. Dazu gibt es auch noch einen Salat.
Am Nachmittag stehen Kaffee und Kuchen auf dem Programm, und abends kommen die Gäste dann, um Menüs oder à la carte zu essen. Auf der Karte finden sich beispielsweise sechs Vorspeisen: vom überbackenem Schafskäse über Scampi du Chef bis zur Assiette Gourmande. Auf diesem Vorspeiseteller werden französische Leckereien wie Paté, Käse, luftgetrockneter Schinken und Oliven gereicht. Das Haus bietet zudem eine Auswahl unterschiedlicher Flammkuchen an: einen mit Crème fraîche, Speck und Zwiebeln, die Variante „Du Sud" ist mit Ziegenkäse, Kirschtomaten, Zwiebeln und Pesto belegt. Der „Münster" ist mit französischem Käse aus dem Elsass garniert – der Küchenchef ist schließlich Franzose. Dazu gibt es eine Auswahl an Salaten.
Als Hauptgericht finden sich Tagliatelle mit Rinderstreifen, Wiener Schnitzel – natürlich vom Kalb –, Cordon Bleu vom Kalb, aber auch irisches Rumpsteak und irisches Rinderfilet sowie Schweinemedaillons „Jérôme". Vier Desserts zur Auswahl runden das Angebot ab.
Ich nehme bei meinem Besuch das Plat du Jour – Hähnchenbrust mit Tomaten und Mozzarella überbacken. Geschmacklich ebenso hervorragend wie die Dessertvariation, die uns Jérôme reicht. Hier erkennt man die Hand eines Könners: handwerklich und geschmacklich perfekt.
Natürlich hat die Weinkarte des Hauses eine französische Handschrift. Denise und Jérôme Bour beziehen viele ihrer Weine direkt vom Winzer, viele aus Frankreichs Süden, aus dem Languedoc-Roussillon, Bordeaux, der Gascogne, aus Fitou oder von der Rhône. Deshalb unterscheidet sich diese Weinkarte deutlich von vielen Weinkarten der Mitbewerber. Ich muss gestehen: Weine aus diesen Regionen gehören seit vielen Jahren zu meinen Lieblingsweinen. Ich entscheide mich für einen Fitou: neun Monate im Holzfass gelagert, vom Cap Leucate. Ein Wein mit Körper und Fruchttönen.
In der oberen Etage isst man etwas ruhiger
Auch empfehlenswert: ein Glas Côte du Rhône mit dem Namen „Plan de Dieu" aus dem Hause Meffert. Ein üppiger und geschmeidiger Rotwein aus den Rebsorten Grenache, Mourvèdre und Syrah mit Aromen von Brombeere, Kirsche, exotischen Gewürzen und einem Hauch von Lakritz im Abgang.
Natürlich besteht die Weinkarte nicht nur aus südfranzösischen Kreszenzen. Aus Deutschland beziehen sie ihre Weine vom pfälzischen Weingut Metzger, etwa Grau- und Weißburgunder. Der Grauburgunder hat eine saftige, herzhafte Frucht. Der Weißburgunder besticht mit einer rassigen Säure. Diese ist aber nicht aufdringlich, da sie am Gaumen mit einem Hauch von Fruchtsüße balanciert. Auch einige Italiener und Spanier fehlen nicht.
Wer eher Bier als Wein mag, findet im Ausschank ein klassisches Becker-Bier – schließlich sind wir in St. Ingbert.
Das Haus erstreckt sich über zwei Etagen. Unten ist mehr Leben, oben ist es etwas ruhiger. Das Haus wirkt auf mich sehr einladend. Alles ist liebevoll eingerichtet, der Service unter Leitung von Denise Bour freundlich und kompetent. Ein Haus, in dem man sich gerne aufhält.
In der oberen Etage gibt es auch immer wieder Kunstaustellungen, bei denen unterschiedliche Künstler jeweils für drei Monate ihre Werke zeigen. Dann wird gewechselt. Für die Gäste ist das sehr interessant. In regelmäßigen Abständen hängen neue, interessante Bilder an den Wänden.
Darunter auch Werke einer syrischen Künstlerin, die hier im Restaurant arbeitet. Denise Bour erzählt: „Auf diese Bilder bin ich ganz besonders stolz. Jourie stammt aus Syrien, ist 21 und arbeitet bei uns. Sie ist sehr talentiert. Wir fördern sie gerne."