Das „ÏU" in Saarbrücken hat ein sehr interessantes Konzept. Hier findet der Gast eine Mischung aus asiatischer und südamerikanischer Küche. Zudem ist das Haus Restaurant und Bar zugleich.
Im Juli 2018 hat das „ÏU – Restaurant und Bar" am St. Johanner Markt in Saarbrücken seine Türen geöffnet. Betreiber sind Klaus Körner und Cornel Hahnenberg, die unter anderem auch das „Manin" in Saarbrücken und das „Manin" in St. Wendel betreiben. Letzteres hatte ich vor einigen Wochen an dieser Stelle vorgestellt und war begeistert, mit welch’ hohem Anspruch die beiden ihre Läden betreiben. Fast alles ist hausgemacht, mit eigenem Olivenöl aus Sizilien und eigenem Kaffee, den ihnen eine Manufaktur in Luxemburg nach ihren Vorgaben herstellt. Beide sind weit gereist, kennen die Küchen der Welt.
Jetzt sitze ich mit Cornel Hahnenberg am St. Johanner Markt in dem schmucken „ÏU". „Unsere Konzept-Idee fürs ÏU kam dadurch, dass Klaus Körner und ich eine hohe Affinität zu Asien haben. Wir mögen diese Kultur, dieses Essen und dachten uns, so etwas müssen wir nach Saarbrücken bringen. Dazu kam eine Liebe zur südamerikanischen Küche, mit dem Schwerpunkt Peru. Wir beschlossen, beides zu kombinieren, weil beide Esskulturen hochspannend sind."
Das Restaurant vereint also die Welt der Ceviches, also in Tigermilch gegarten Fisch, wie die Peruaner dies nennen – mit Fischsud und Limetten und manchmal auch Kokosmilch mit der Vielfalt der asiatischen Küche, etwa der Dim-Sum-Küche aus China.
„ÏU" bedeutet „eine Geschichte erzählen"
„Wir etwickelten mit südamerikanischen, chinesischen und thailändischen Freunden gemeinsam Rezepte, die in Mitteleuropa akzeptiert werden", erklärt Hahnenberg. „Geeignet für deutsche Gaumen, dennoch original und authentisch. Auch Weitgereiste sollen sich in unseren Rezepturen wiederfinden."
Der Name „ÏU" ist übrigens japanisch und bedeutet „eine Geschichte erzählen". Und genau das wollen die Betreiber mit ihrer Karte: Geschichten erzählen von fernen Welten, von unvergesslichen Erlebnissen. Von den Speisen dort, von Menschen, die sie in Fernost und Südamerika kennenlernten.
Als sie das Objekt übernahmen, haben sie zunächst das gesamte Interieur des ehemaligen „Langenfeld" auf den Müll geworfen. Heute erinnert wenig an den Vorgänger. Das Haus ist in drei Bereiche aufgeteilt. Wer reinkommt, dem fallen an den Wänden links und rechts sofort zwei große Graffiti auf. Die linke Wand steht für Fernost, die rechte für Südamerika. Der vordere Teil ist eine Bar mit Hochstühlen. Hier legt am Wochenende ein DJ auf, dann herrscht hier Partystimmung und es wird gefeiert.
Im mittleren Teil finden sich große runde Tische inmitten eines Blumenmeers an der Wand und an der Decke. Dazu Mosaikfließen-Tische und Kunstblumen, die ein Designer aus den Niederlanden gestaltet hat. Der Gast taucht ein in eine ganz eigene Welt, abgetrennt durch zwei Holztore. Klaus Körner hat das gesamte Restaurant gestaltet, alle Stoffe und Materialien selbst ausgesucht. Die Holztore etwa hat er über einen Importeur aus Amsterdam besorgt.
Dreigeteiltes Ambiente in einem Haus
Im hinteren Teil ist das klassische Restaurant. Die Gäste sitzen hier an langen Tischreihen, wie man sie aus großen französischen Bistros kennt. Alles ist fernöstlich eingerichtet und mit vielen alten Möbeln aus Asien gestaltet: Tische, Stühle, Bänke. Die Lampen stammen aus Taiwan. Die Säulen sind mit alten belgischen Tonziegeln verblendet. Blickfang ist ein alter Kirschblütenbaum in der Mitte. Der Stamm ist echt, die Blüten sind angesetzt. Also blüht er immer. Ziel war es, dem Gast abends das Gefühl zu geben – wenn der Gastraum illuminiert ist – er sitze in einem Innenhof in Japan. Ein ganz außergewöhnliches Ambiente.
Gleiches gilt für das Essenskonzept. Man kann hier ein fürstliches Essen genießen, man kann es aber auch nutzen wie eine spanische Tapasbar. Viele Positionen auf der Karte laden dazu ein, gemeinsam zu essen, viele kleine Snacks zu bestellen, von denen alle am Tisch probieren können. Natürlich sind auch Tellergerichte im Angebot. Viele Gäste nutzen mittlerweile dieses breite Angebot. Sie bestellen, stellen es in die Mitte und probieren zusammen.
Cornel Hahnenberg erklärt die Idee dahinter: „Meine Oma betrieb früher ein Gasthaus auf dem saarländischen Land. Die kommunikativsten Momente waren immer die Familienfeiern. Da kamen Schüsseln und Platten auf den Tisch. Und jeder musste mit dem andern reden, wenn er essen wollte. So war jeder mit jedem sofort im Gespräch."
Die Karte selbst ist sehr groß und unterteilt in viele Bereiche. Das fängt an mit Snacks, Dim Sum, Ceviche, Fajitas, Udon Nudeln. Weiter geht es mit Curry, Fisch, Fleisch, Bowls & Salads, Sides, Desserts. Auch eine Kinderkarte fehlt nicht.
Viele geschmackliche Überraschungen
Wir testen bei unserem Besuch ein vegetarisches Ceviche: mit Mangowürfeln, Avocado, Paprika, Chili, rote Zwiebeln und Koriander. Die Marinade wurde ohne Fisch gemacht, die Basis der Sauce ist Limette. Dazu die südamerikanischen Makkaroni, mit einer Bolognese auf peruanischer Art. Zudem probieren wir ein thailändisches Gericht. Pad Kra Pao, das sind gebratene Hühnchenbrustwürfel mit Bohnen, Thai-Basilikum, Sojasauce, Chilis, Knoblauch, Limette und Jasminreis. Außerdem Bao Buns, also koreanische Burger mit asiatischer Soße. Und schließlich Long Bao Dim Sum. Fünf gedämpfte Teigtaschen mit würziger Brühe und mit Schweinefleisch gefüllt. Jedes Gericht für sich ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis. Das war großes Kino.
Mein Fazit: Das „ÏU" hat die gastronomische Landschaft in Saarbrücken wieder ein Stück interessanter gemacht. Mit vielen geschmacklichen Überraschungen unterschiedlicher Kontinente. Ein echtes Erlebnis!