Nachspielzeit: Eine unsägliche Posse

Gut, dass die Bayern am Sonntag nur 1:1 beim 1. FC Nürnberg spielten. Denn ansonsten hätte der fatale Pfiff von Schiri Felix Zwayer zuungunsten der Dortmunder Borussia möglicherweise das Titelrennen entscheidend beeinflusst. Der Referee rechtfertigte sich hinterher und verwies auf die international gültige Regelinterpretation was die Ahndung von Handspielen angeht. Außer Frage steht, dass Zwayer eine Entscheidung zeitnah treffen musste und sich die Bilder noch einmal angesehen hat. Damit hat er seinen persönlichen Ermessensspielraum ausgereizt. Ob der Pfiff dann wirklich angebracht war, darüber lässt sich trefflich streiten. Sollte Zwayer richtig liegen und jede „Vergrößerung" der Körperfläche künftig als Handspiel geahndet werden, geht der Fußball schweren Zeiten entgegen. Bereits jetzt überlagern die Diskussionen um „Hand oder nicht Hand" jeden Spieltag. Die Schiris agieren zunehmend nervöser, die Spieler reklamieren zunehmend lauter. Je höher das Niveau, je cleverer die Akteure – man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es künftig im Strafraum vor allem darum gehen wird, dem Verteidiger den Ball möglichst geschickt an den Arm zu spitzeln. Eine Altherren-Riege des internationalen Fußballs hat die Regeln so häufig geändert, dass nun niemand mehr durchblickt. Höhepunkt dieser unsäglichen Posse: Während Zwayer, einer der deutschen Topschiris, seinen Pfiff als „alternativlos" einstufte, widersprach Thorsten Kinhöfer, einer seiner prominenten Vorgänger, in einer Zeitungskolumne. Hinzu kommt, dass die Durchführung des „Videobeweises" gerade in Deutschland immer noch sehr schleppend verläuft. Kam beim Revierderby zwischen dem BVB und Schalke ein Signal aus Köln, so blieb dieses beim Pokalspiel Bremen gegen die Bayern aus. Der geneigte Fan auf dem heimischen Sofa schüttelt den Kopf und wundert sich, der Stadionbesucher pfeift, was die Lunge hergibt. Bleibt zu hoffen, dass Meisterschaft und Pokalfinale auf dem Rasen und nicht im Kölner Keller entschieden werden. Aber das ist angesichts der sich aktuell abspielenden Farce ein frommer Wunsch.