Mit João Félix erobert derzeit ein Jahrhunderttalent den europäischen Fußball, er wird aufgrund der Herkunft schon als neuer Cristiano Ronaldo gehandelt. Und es gibt andere, die ihren Idolen folgen könnten.
Der neue Ronaldo?
„Er ist ein Jahrhunderttalent. Portugal darf sich glücklich schätzen, wieder solch einen Spieler zu haben. Er wird dem Land noch viel Freude bereiten", sagte Frankfurts Trainer Adi Hütter unmittelbar nach dem Spiel gegen Benfica Lissabon. Gemeint war niemand anderes als João Félix, der zuvor gegen Eintracht Frankfurt mit einem Dreierpack glänzte – und Fußballerherzen höherschlagen ließ. Auch weil er zudem das andere Tor noch vorbereitete.
Im Rückspiel hingegen konnte Félix nicht glänzen – die Eintracht stahl ihm die Show. Dennoch zählt der kleine, zierliche Junge mit seinem Zahnspangenlächeln zu einem der größten Talente der kommenden Generation. Auch, weil er durch seinen Dreierpack im Hinspiel gegen die Frankfurter in eine illustre Runde aufgestiegen ist und in dieser alle überflügelte. Paco Alcácer, Romelu Lukaku und Harry Kane führten die Liste der jüngsten Dreierpacker in der Europa-League an, bis der zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre und 152 Tage alte João Félix seine Show startete. Und als Adi Hütter davon sprach, dass Portugal „wieder" solch einen Spieler hat, war klar, dass er damit Cristiano Ronaldo meinte. Dabei kommt João Félix wie der Gegenentwurf zu Ronaldo, der bei Benficas Stadtrivalen Sporting ausgebildet wurde, daher. Schmächtig, mit seiner Zahnspange fast schüchtern wirkend, ist sein Spiel elegant, kreativ, souverän, stets gefährlich. Er sagt, dass er es liebe, den Ball am Fuß zu haben. Das hat er mit dem fünffachen Weltfußballer gemeinsam, der sich und sein Spiel allerdings viel weniger über die Kreativität definiert als über Tempo, Wucht, Präsenz und Überzeugung. Auch wenn Ronaldo seine früher intensive Spielweise mittlerweile dosiert hat und sich mehr im Sturmzentrum als auf den Flügeln aufhält. Félix erinnert eher an Rui Costa oder Luis Figo. Dabei spielt João Félix, der seinen Heimatclub FC Porto als 15-Jähriger aus Gründen der Perspektivlosigkeit verließ, gerade seine erste Saison als Profi. Dies allerdings seit Anfang des Jahres mit einem bemerkenswerten Selbstverständnis. Unter dem neuen Coach Bruno Lage, der im Januar für den entlassenen Rui Vitoria übernahm, hat João Félix in 14 Ligaspielen acht Tore erzielt, vier vorbereitet. Insgesamt hat er bisher 37 Spiele für Lissabon – über alle Wettbewerbe verteilt – absolviert. In der Liga ist er an jedem fünften Treffer seiner Mannschaft beteiligt. Benficas Sturmlegende Nuno Gomes, 179 Tore in 380 Spielen, schwärmt: „Technisch ist er weit über dem Durchschnitt, seine Ballbehandlung erinnert mich an Zinedine Zidane. Zudem ist er handlungsschneller als viele andere. Das hilft ihm auch in Duellen mit physisch stärkeren Gegnern." Für die festgeschriebene Ablöse von 120 Millionen Euro kann João Félix den Club verlassen. Der Club würde die Summe in dem bis 2023 gültigen Vertrag gern um weitere 80 Millionen anheben. Seine Leistungen auf internationalem Parkett erleichtern den Verantwortlichen ihre Arbeit nicht. Aufgrund seines imposanten Aufstiegs bezeichnete der amerikanische Sportsender „ESPN" den Spielmacher im Anschluss gar als den „neuen Ronaldo".
„Portugal hat wieder einen solchen Spieler"
Dabei unterscheidet sich der Senkrechtstarter in seinen Anlagen, wie schon erwähnt, durchaus von seinem überragenden Landsmann. „War Cristiano Ronaldo immer die Athletik, ist der schmächtige João Félix eher die Poesie", brachte die „Neue Zürcher Zeitung" das Spiel des leichtfüßigen João Félix auf den Punkt.
Benfica-Trainer Bruno Lage warnte jedoch jüngst vor zu großer Erwartungshaltung: „Wir werden João Félix jetzt nicht direkt zum Superhelden machen. Er ist ein fantastischer Spieler, muss aber technisch und auch taktisch noch eine Menge lernen", so der 42-Jährige: „Wir wollen ihn nicht unter Druck setzen. Er soll einfach weiter sein Spiel durchziehen und daran wachsen." Fest steht: Félix hat das Potenzial, in Zukunft einer der besten Spieler der Welt zu werden. Nur anders als Ronaldo.
Der neue Ibrahimovic?
Ein anderer junger Spieler, der für Furore sorgt, ist Alexander Isak. Die Leihgabe von Borussia Dortmund spielt bei Willem II Tilburg seit seiner Ankunft eine überragende Saison – und wird ebenso wie João Félix mit einem Großen seines Landes verglichen. Lange sah es nicht danach aus, als würde Isak die in ihn gesetzten Erwartungen in naher Zukunft erfüllen können. Als junger Hoffnungsträger im Alter von 17 Jahren im Januar 2017 für die stattliche Ablöse von 8,6 Millionen Euro von AIK Solna zu Borussia Dortmund gewechselt, kam der Schwede bisher nur auf fünf Kurzeinsätze in der Bundesliga für den BVB. Dabei wollte sich Isak gar nicht ausleihen lassen. Zu Saisonbeginn stand sogar ein Verkauf im Raum. Im Wintertrainingslager traf der Schwede dann beim Test gegen Willem II Tilburg doppelt. Die Niederländer, bei denen Ex-HSV-Spieler Joris Mathijsen als sportlicher Leiter die Fäden zieht, einigten sich schließlich mit dem BVB auf ein Leihgeschäft ohne Kaufoption. Eine Win-Win-Win-Situation, wie sich herausstellte.
Alexander Isak blühte in den Niederlanden auf
Seit seinem Wechsel im Januar kommt der heute 19-Jährige auf zwölf Tore in zwölf Spielen in der Eredivisie und überflügelt mit dieser beeindruckenden Quote einige Stars, die ebenfalls schon für niederländische Vereine auf Torejagd gingen. Weder die Brasilianer Romario und Ronaldo, einst für PSV aktiv, noch die Ex-Ajax-Spieler Luis Suarez oder Zlatan Ibrahimovic kamen in ihren ersten zwölf Spielen auf eine derart beeindruckende Torausbeute. Isak kratzt bereits an den Top Ten der Torjägerliste in der niederländischen Eredivise – und das als Wintertransfer. „Der neue Zlatan", wie er von seinen Landsleuten schon genannt wurde, steht durch diese Leistungsexplosion nicht nur wieder voll auf dem Zettel von Borussia Dortmund, er wird auch für andere große Teams attraktiv. Barcelona soll anklopfen, ein Verein, der den Schweden auch 2017 schon haben wollte, Isak entschied sich aber für Schwarz-Gelb. Womöglich sehen die Fans des BVB „den neuen Zlatan" bald wieder in der Bundesliga, als Backnup für den immer wieder angeschlagenen Paco Alcácer.
Der neue Messi?
Für den derzeit wohl besten Fußballer der Welt ist scheinbar auch ein Nachfolger auf dem Weg. Er ist zwar erst 17 Jahre alt, Thiago Almada trägt trotzdem schon den Spitznamen „neuer Messi". Almada spielt beim argentinischen Erstliga-Club Vélez Sársfield bereits regelmäßig – und hat offenbar Pep Guardiola und Manchester City auf sich aufmerksam gemacht. Die Citizens scheinen bereit, ungefähr 23 Millionen Euro zu überweisen. Sollten sie aufgrund einer drohenden Transfersperre der Fifa (wegen mehrfacher Missachtung der Regeln zum Schutz von minderjährigen Spielern), im Sommer nicht in der Lage sein, Almada zu verpflichten, gebe es auch schon einen Plan B. Citys spanischer Partnerclub FC Girona könnte das Talent unter Vertrag nehmen, um es dann später wieder an den Premier-League-Verein abzugeben.
23 Millionen für einen 17-Jährigen?
Almada wird in Argentinien vor allem wegen seiner Spritzigkeit und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten am Ball gefeiert – und deshalb auch mit Landsmann Messi verglichen. Von den drei genannten hat Almada aber wohl noch den weitesten Weg vor sich. Félix überzeugte schon auf der großen Bühne, Isak erarbeitet sich auf der kleinen Bühne nun seine zweite Chance auf der großen Bühne. Und so mahnt ausgerechnet Altmeister Cristiano Ronaldo, der mit 17 schon zum Fußballstar wurde: „Bei allem Verständnis für den Wunsch nach neuen Talenten. Die jungen Spieler brauchen vor allem Vertrauen, Zeit und Geduld."