Nicht nur in großen Ballsportarten gibt es Bundesligen, sondern auch im Rudern, Triathlon oder Golf. In der Öffentlichkeit sind diese Ligen oft unbekannt.
Doch sie bieten hochklassigen Sport und gelten zum Teil sogar als weltweit führend in ihrer Sportart.
Im Handball, Basketball und Volleyball gibt es Bundesligen, im Eishockey auch, im Fußball sowieso. Aber beim Rudern? In den Ballsportarten mag ein solcher Spielbetrieb einleuchten, doch auf dem Wasser kommt er auf den ersten Blick doch überraschend. Schließlich spielt die Vereinszugehörigkeit im Rudern ansonsten eher eine untergeordnete Rolle – die Mitglieder der Nationalmannschaft werden als eben solche wahrgenommen, als Deutschland-Achter als Ganzes und nicht als die Angehörige eines bestimmten Clubs. Vielleicht war aber auch genau das einer der Gründe, weswegen die Ruder-Bundesliga 2009 ins Leben gerufen wurde: damit die Vereine, die an der Basis die Arbeit leisten, endlich auch einmal im Rampenlicht stehen. Ein anderer Grund war sicher, dass es für diejenigen, die nicht zum Nationalteam gehören, ansonsten gar nicht allzu viele andere Wettkämpfe gibt. „Gerade deswegen ist die Bundesliga ein tolles Format, das die Szene belebt. Es hält die Leute beim Rudern, die sonst vielleicht aufhören würden", sagt Tobias Oppermann, Kapitän der Hauptstadtsprinter der Ruder-Union Arkona. Die Berliner holten im vergangenen Jahr erstmals den Titel und gelten auch in der neuen Saison (ab Samstag, 11. Mai) wieder als Mitfavorit.
Das Konzept kommt so gut an, dass es mittlerweile sogar in Großbritannien kopiert wurde, dem Mutterland des Ruderns. Die Ruder-Bundesliga soll dem deutschen Rudersport verlorengegangene Präsenz zurückbringen, indem sie die Sportart in die Innenstädte bringt, die ansonsten meist auf Regattastrecken am Stadtrand stattfindet. In Hannover wird im Rahmen des beliebten Maschseefestes gefahren, das jährlich mehr als zwei Millionen Besucher anlockt; in Leipzig wird der Renntag in das Leipziger Wasserfest integriert – die Finals unter Flutlicht sorgen bei den vielen Zuschauern für echte Gänsehautatmosphäre. In Berlin wurde in der Vergangenheit bereits auf der Spree unweit der Oberbaumbrücke gefahren, in Minden am Wasserstraßenkreuz auf der Trogbrücke des Mittellandkanals, die den Kanal dort über die rund 13 Meter tiefer gelegene Weser führt. Der Kanal ist an dieser Stelle so schmal, dass gerade zwei Boote nebeneinander passen. „Solche Events begeistern auch diejenigen, die sonst nichts mit Rudern zu tun haben und deshalb nie an eine klassische Regattastrecke kommen würden", sagt Colja Rieth von den Hauptstadtsprintern.
„Ein tolles Format, das die Szene belebt"
Mittlerweile gilt die Bundesliga als die stärkste Sprint-Liga der Welt. Fünf Renntage werden pro Saison ausgetragen, zu denen jeweils 18 Teams bei den Männern beziehungsweise acht Mannschaften bei den Frauen im Achter gegeneinander antreten. Den Auftakt macht die Veranstaltung in Duisburg. Nach einer Qualifikationsrunde wird nach den dort erzielten Zeiten eine Setzliste erstellt; der Sieger dieses Time-Trials startet in der ersten K.o.-Runde gegen das schwächste Team des Zeitfahrens, der Zweite gegen das zweitlangsamste Team und so weiter. Nur der Gewinner kommt eine Runde weiter. Die Wettkampfdistanz beträgt dabei lediglich 350 Meter – in weniger als einer Minute ist alles vorbei. Bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften müssen die Achterboote 2.000 Meter absolvieren, dort kann deutlich mehr taktiert werden. In der Bundesliga müssen die Ruderer dagegen von Anfang an Vollgas geben. Im Grunde handele es sich daher um zwei völlig verschiedene Disziplinen, erklärt Tobias Oppermann. „Wie Marathon und Sprint."
Auch beim Triathlon sind es die längeren Distanzen, die normalerweise die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Beim Ironman müssen die Sportler 3,86 Kilometer schwimmen, anschließend 180,2 Kilometer Radfahren und zum Abschluss noch einen Marathon über 42,195 Kilometer laufen. Wenn die Weltbesten jedes Jahr im Oktober den Ironman auf Hawaii absolvieren, schaut die ganze Welt gebannt zu. Den hohen Stellenwert des Ironman zeigt auch die Tatsache, dass in Deutschland 2018 mit Patrick Lange bereits zum zweiten Mal nach 2015 (Jan Frodeno) ein Ultra-Triathlet zum Sportler des Jahres gewählt wurde.
Für die Triathlon-Bundesliga sind solche Mammutdistanzen jedoch aus naheliegenden Gründen unpraktikabel. Die Rennen dort werden stattdessen über die Sprintdistanz ausgetragen, die sogar noch kürzer ausfällt als die Strecken, die bei Olympia gelaufen werden: 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Das klingt deutlich weniger spektakulär und mag ein Grund sein, weshalb die Triathlon-Bundesliga ebenso wie die im Rudern der breiten Bevölkerung weitgehend unbekannt ist. In der Szene hat die Bundesliga allerdings einen hohen Stellenwert – auch sie gilt als die hochkarätigste Triathlonliga der Welt. Spitzenleute wie Ex-Europameisterin Laura Lindemann oder die frühere Vizeweltmeisterin und zweifache Olympionikin Anne Haug starten deshalb regelmäßig bei den Events.
2019 werden die Champions in vier Rennen ermittelt
„Wir sind sehr gut aufgestellt und haben ein gutes Konzept. Bei der Ligastruktur besticht das Format durch die hohen und einheitlichen Standards und das gute Layout. Die Veranstalter mit ihrer professionellen Umsetzung tragen ebenfalls zu einer perfekten Liga bei", sagte Ligaleiter Harald Vogler kürzlich im „Triathlon-Magazin". Bereits seit 1996 wird im Rahmen der Bundesliga der deutsche Mannschaftsmeister gekürt. 2019 werden die Champions in vier Rennen ermittelt, den Auftakt macht am 1. Juni die Veranstaltung in Ubstadt-Weiher in Baden-Württemberg. Zum ersten Mal findet Anfang August ein Rennen in Berlin statt – die Wettbewerbe bei den Männern und Frauen gelten zugleich als deutsche Meisterschaften über die Sprintdistanz der Elite. Sie werden im Rahmen von „Die Finals" ausgetragen, dem Meisterschaftswochenende von gleich zehn olympischen Sommersportarten, weshalb die Triathlon-Bundesliga in diesem Jahr medial präsenter sein wird als jemals zuvor. Insgesamt treten in dieser Saison 31 Mannschaften an, 15 bei den Frauen und 16 bei den Männern. Bei den Frauen gehen pro Team vier Athleten an den Start, bei den Männern sind es jeweils fünf. Titelverteidiger ist bei beiden Geschlechtern das EJOT Team Buschhütten aus Südwestfalen.
Auch wenn es vor allem die großen Bundesligen in den Ballsportarten sind, die allgemein im Fokus der Öffentlichkeit stehen, gibt es sie doch auch in zahlreichen anderen Sportarten. Im Segelfliegen existiert ebenso eine Bundesliga wie im Billard, Boule oder Bogenschießen, vom Tennis ganz zu schweigen, wo sogar so namhafte Spielerinnen wie Angelique Kerber oder Julia Görges gelegentlich zum Schläger greifen (allerdings nur, wenn es der Spielplan der Pro-Tour zulässt). Im Golf müssen die Fans zwar auf einheimische Stars wie Martin Kaymer oder Bernhard Langer verzichten, doch dafür kommen sie dem Geschehen viel näher als auf den großen Turnieren. Teilweise ist es sogar möglich, die Spieler hautnah auf dem Platz zu begleiten. Zeitig aufstehen muss man dafür allerdings: Um einen Spieltag an einem Tag über die Bühne zu bekommen, geht es in der Deutschen Golf-Liga meist schon frühmorgens um 7.30 Uhr mit den ersten Partien los.
Die neue Golf-Saison startet – ebenso wie die im Rudern – am Samstag, 11. Mai. „Das Ligasystem mit seinen fünf Spieltagen hat sich für die insgesamt 460 Teams ab der Landesliga bis hin zur 1. Bundesliga etabliert und ist aus der deutschen Golflandschaft nicht mehr wegzudenken", sagt Marcus Neumann, der Sportdirektor des Deutschen Golfverbandes, der die Golf-Bundesliga im Jahr 2013 mitinitiiert hatte. In der obersten Spielklasse spielen bei Frauen und Männern jeweils zehn Vereine, die in zwei Staffeln – Nord und Süd – antreten. Die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich für das Final Four Mitte August in Gut Kaden bei Hamburg. Im vergangenen Jahr hatten die Frauen des Hamburger GC sowie die Männer des GC Mannheim-Viernheim die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen.