Mit dem Football-Zweitligisten Saarland Hurricanes spielte Eigengewächs Kai Brademann schon einmal in der 1. Bundesliga. Dort will er wieder hin: „Das einzige, mit dem wir uns dieses Jahr zufriedengeben, ist der Aufstieg." Am 4. Mai startet die neue Saison.
Kai Brademann ist eine der Konstanten der Saarland Hurricanes. In der eigenen Jugend ausgebildet, gehört er seit 2014 zur ersten Mannschaft – nur eine Verletzung zwang ihn zwischenzeitlich zu einer Pause. Der 25-jährige Industriemechaniker aus Saarbrücken hat schon viele Mitspieler kommen und gehen sehen, was im Football – auch durch die Verpflichtung von Amerikanern – nicht unüblich ist. „Mit dem Kern der Mannschaft spiele ich aber schon ewig zusammen", sagt er und ergänzt: „Dass sich die Mannschaft immer mal wieder etwas verändert hat, ist bei uns nie so großartig aufgefallen. Die Amerikaner haben sich immer schon top integriert – auch dieses Jahr wieder." Vor allem im abschließenden Trainingslager in Bitburg habe man gesehen, „dass wir dieses Jahr sehr, sehr viel Potenzial haben. Das einzige, mit dem wir uns dieses Jahr zufriedengeben, ist der Aufstieg." Die größten Konkurrenten um den Aufstieg sieht Brademann in den Ravensburg Razorbacks und den Darmstadt Diamonds. Aber: „Fakt ist: Wir müssen uns vor keinem verstecken. Eher umgekehrt", ist er sicher. Als Spieler der Defense Line hat Brademann auch zwei persönliche Saisonziele: „Ich will weiter so viel Spaß wie möglich auf dem Feld haben und so oft es geht, den gegnerischen Quarterback zu Boden bringen." Erstmals kann er dies beim Heimspiel am 4. Mai um 17 Uhr im Neunkircher Ellenfeldstadion gegen die Wiesbaden Phantoms umsetzen.
Mit der Geschichte der Canes ist Kai Brademann bestens vertraut. Vater Frank Brademann trug in den 80er-Jahren das Trikot der Dillinger Hurricanes, die 1996 als Dillingen Steelhawks mit den Saarbrücker Wölfen zu den Saarland Hurricanes fusionierten. „Aber allein schon, wenn man sich den Verein vor elf Jahren anschaut, als ich hier angefangen habe: Damals war das Matzenberg-Stadion ein Braschenplatz ohne echtes Clubheim. Mit der Jugend konnten wir nicht einmal auf einem Sportplatz trainieren, sondern an den Saarterrassen neben einer Strandbar", erinnert sich der 25-Jährige und führt aus: „Mittlerweile haben wir einen Top-Footballplatz aus Kunstrasen, gute Sponsoren, und wenn man durch die Stadt geht, sieht man Plakate mit unseren Spielern drauf … Das ist schon eine rasante Entwicklung." Sein Vater trainierte in Dillingen noch auf einem Hundedressurplatz. Auch er ist stolz auf die gute Arbeit, die bei den Canes geleistet wird.
Vor dem Football stand der Fußball
Am Vereinsbewusstsein ändert auch nichts, dass die Canes ihre Heimspiele seit einiger Zeit im Neunkircher Ellenfeldstadion austragen. „Das Herz hängt zwar im Ludwigsparkstadion, wo ich damals auch mein Debüt in der ersten Mannschaft feiern durfte. Aber das Ellenfeldstadion ist auch ein sehr schönes Stadion, an das wir uns sehr gut gewöhnt haben", findet Brademann. Eine schnellstmögliche Rückkehr in den im Umbau befindlichen Saarbrücker Ludwigspark würde ihn zwar freuen, aber „es würde für mich auch keine Welt zusammenbrechen, wenn wir in Neunkirchen bleiben würden."
Bevor er im Alter von 14 Jahren mit dem Footballspielen anfing, kickte Kai Brademann das runde Leder. „Als ich mit dem Fußballspielen aufgehört hatte, fiel mir zufällig mal eine Zeitung der Hurricanes in die Hände, und ich dachte mir: ‚Komm, probier’s mal aus‘", erinnert er sich an die Anfänge seiner Leidenschaft für das eiförmige Leder. Gleich im ersten Training überzeugte ihn Martin Mick als Cheftrainer der Jugend dermaßen, dass Brademann dranblieb. „Er hat eine solche Ausstrahlung und Verbissenheit für den Sport, das hat mich einfach begeistert. Er ist einer, der mit Herz und Seele dabei ist – sowas hatte mir davor immer gefehlt", verrät er. Als ihm der nicht gerade leichte Übergang aus der Jugend zur Herren-Mannschaft gelungen und der Anschluss zu den erfahreneren Mitspielern hergestellt war, stoppte ihn eine schwere Verletzung. Damals, 2012, war Brademann gerade 18 Jahre alt. Ausgerechnet im letzten Saisonspiel brach er sich das Sprunggelenk. Monate und ein Comeback-Versuch später folgte 2014 der Entschluss, eine Pause einzulegen „Ich brauchte damals erst einmal Zeit für mich, um es seelisch und im Kopf zu verarbeiten. Es ist schon ziemlich harte Arbeit, den Sport nach so einer Verletzung wieder auszuüben wie vorher. Die Angst ist natürlich immer da", gibt er rückblickend zu.
Entscheidung zum Comeback nie bereut
Irgendwann aber war die Lust am Lieblingssport zurück. Mit einem Kumpel ließ er sich Ende 2017 mal wieder im Training blicken – und die Leidenschaft war sofort wieder da. „Das ging so schnell, dass ich es mir wohl nie verziehen hätte, wenn ich danach nicht wieder hingefahren wäre", erinnert er sich: „Natürlich war ich etwas außer Form, aber nach einem halben Jahr Training und Saisonvorbereitung habe ich den Anschluss wieder gefunden." Mittlerweile sind seit seiner Rückkehr fast eineinhalb Jahre vergangen, und Brademann bereut seine Entscheidung kein bisschen.
Spätfolgen der schweren Verletzung gibt es nicht, auch der Kopf spielt wieder voll mit. Körperlich ist das 1,81 Meter große und 99 Kilo schwere Kraftpaket in Topform. „Es ist zwar anders als vorher, aber beeinträchtigt bin ich dadurch nicht mehr", sagt er und beschreibt sein Ritual vor jedem Spiel, um seine Gedanken zu ordnen: „Zuerst kommen meine Kopfhörer auf die Ohren, dann starte ich meine Playlist und mache die Augen zu. Das Ganze dauert etwa zehn Minuten – bis der Trainer kommt und uns sagt, wir sollen rausgehen." In diesen zehn Minuten geht er im Kopf noch einmal alles durch: Spielzüge, Taktik, aber auch an seine Freunde und die Familie denkt er dabei. Auch schon mal an die schwere Zeit der Verletzung.
Dieser immer gleiche Ablauf beruhigt ihn einerseits und entzündet andererseits das Feuer, das ihn auf Wettkampftemperatur bringt. „So kann ich mich gut ablenken und viel besser in den Spielmodus kommen als früher. Ich bin vor jedem Spiel so aufgeregt wie vor meinem allerersten. Aber sobald ich auf dem Platz bin, denke ich gar nicht mehr daran. Auch nicht an die Verletzung."