Nach dem 3:1-Sieg gegen Stuttgart kann Hertha BSC auch in Augsburg weiter für einen versöhnlichen Abschied von seinem Trainer sorgen.
Salomon Kalou gab vergangenen Samstag nach Spielende einen Einblick in das Innenleben der Mannschaft von Hertha BSC: „Wir hatten beinahe vergessen, wie es ist zu gewinnen", so der Ivorer nach dem 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart. Es war schließlich der erste Sieg nach sieben Spielen beziehungsweise acht Wochen für die Blau-Weißen. „Nach so langer Zeit ist es ein schönes Gefühl, endlich wieder zu gewinnen", zeigte sich auch Pal Dardai nach Abpfiff über den ersten Dreier seit Bekanntgabe der Trennung zum Saisonende erleichtert. Die Vorzeichen für die Beendigung der Berliner Negativserie standen dabei nicht sonderlich gut, war man vielerorts doch davon ausgegangen, dass die jenseits von Gut und Böse stehende Mannschaft ihrem Coach kein Erfolgserlebnis mehr würde schenken können. An diesem Nachmittag aber sollte einfach (beinahe) alles im Olympiastadion passen. Der VfB präsentierte sich trotz drohender Relegation nicht zwingend genug und blieb so der Lieblingsgegner in der Hauptstadt (vierte Niederlage in Folge). Hertha zeigte hingegen neben der besseren Spielanlage eine gute Chancenverwertung und besaß obendrein in zwei, drei Situationen das nötige Quäntchen Glück – keine Selbstverständlichkeit in den letzten Monaten.
Das Hinspiel in Stuttgart im Dezember 2018 war etwa das komplette Gegenteil gewesen, vielleicht kann es sogar als Anfang vom Ende der Ära Pal Dardai bezeichnet werden. Gerade hatte die Mannschaft von Hertha BSC nach glänzendem Saisonstart und einer Serie von sechs Spielen ohne Sieg mit zwei Dreiern (in Hannover, gegen Frankfurt) anscheinend wieder die Kurve gekriegt. Das Restprogramm der Hinserie – in Stuttgart und Leverkusen sowie zuhause gegen Augsburg – versprach noch den einen oder anderen Punkt. Zu diesem Zeitpunkt, also nach dem 14. Spieltag, lagen die Hauptstädter noch mit 23 Punkten auf dem sechsten Platz, und Borussia Dortmund führte die Bundesliga mit sieben Punkten vor dem Namensvetter aus Mönchengladbach an. Lang ist’s her, also – aus der Englischen Woche zum Hinrundenabschluss holte man dann aber nur einen einzigen Zähler. Dabei hatte man zu deren Auftakt noch recht sicher am Neckar aufgespielt und führte zur Halbzeit bei einem Gegner 1:0, der bis dato in neun von 14 Partien ohne Torerfolg geblieben war. Doch dann wendete sich das Blatt im zweiten Durchgang und Hertha BSC verlor das Spiel noch durch zwei Gomez-Tore 1:2. Spätestens dann, nach Abschluss der Englischen Woche beziehungsweise der folgenden Winterpause, mögen sich in der Führungsetage die Zweifel an der Personalie des Hertha-Trainers erhärtet haben. Ein Halbjahr weiter ist die Entscheidung mittlerweile gegen Pal Dardai gefallen, mögliche Nachfolger schlossen sich schon selbst aus (wie etwa Gerardo Seoane, Young Boys Bern) oder wurden ausgeschlossen (wie Bruno Labbadia, noch VfL Wolfsburg). Der amtierende Coach aber versuchte vor dem Heimspiel gegen die abstiegsgefährdeten Stuttgarter, weiter nach dem Prinzip „Business as usual" zu verfahren. Allerdings war den Hauptstädtern inzwischen auch noch die Torgefahr abhandengekommen: Nur ein Treffer in fünf Partien stand zu Buche, 320 Minuten warteten die Fans vor dem Anpfiff am vergangenen Sonnabend vergeblich auf ein Hertha-Tor.
In der gesamten Hinrunde war Berlins Bundesligist nur in zwei Spielen ohne Erfolgserlebnis im Abschluss geblieben, in den 14 Partien der Rückserie aber schon sechsmal leer ausgegangen. Doch erst hatten die Hausherren gegen den VfB Glück beim nicht geahndeten Handspiel von Karim Rekik im eigenen Strafraum, und dann beendete der an diesem Nachmittag gut aufgelegte Vedad Ibisevic die Flaute nach insgesamt sechs Stunden wie zu seinen besten Zeiten: Erst staubte er zum 1:0 ab, dann war Ondrej Duda nach einem abgewehrten Schuss des Hertha-Kapitäns zur Stelle. Als Salomon Kalou Mitte der zweiten Halbzeit – nach klasse Vorarbeit des eingewechselten Javairo Dilrosun – auf 3:0 erhöhte, war die Partie gelaufen. Daran sollte auch der Ehrentreffer der Gäste nichts mehr ändern.
Erneut Verletzungspech bei Hertha BSC
Dabei hatte Hertha BSC im Vorfeld des Spiels erneut das Verletzungspech heimgesucht. Ausgerechnet Vladimir Darida, der für diese Saison eigentlich bereits wegen einer Oberschenkelverletzung abgeschrieben worden war, erwischte es nach seiner vorzeitigen Rückkehr im Training. Die Diagnose Außenbandriss im linken Knie sorgte nun also endgültig für das Saison-Aus des tschechischen Nationalspielers, für den sich gewissermaßen ein Kreis schloss. Den Beginn der Spielzeit hatte der 28-Jährige bereits verletzungsbedingt verpasst – insgesamt brachte er es lediglich auf zehn Einsätze, nur einer davon über volle 90 Minuten. Zuvor hatte es mit Niklas Stark dazu einen der Hoffnungsträger von Hertha BSC noch schlimmer erwischt. Der Verteidiger hatte ebenfalls in der Hinrunde bereits wegen einer Fußverletzung mehrere Spiele verpasst, spielte dann aber ein gutes, zweites Halbjahr, das ihn bis in den Kader von Joachim Löws Nationalelf brachte. In der Nachspielzeit des Heimspiels gegen Hannover zog er sich dann eine Sprunggelenksverletzung zu. Zwar war nach dem Pech in Folge eines Kopfballduells nichts „durch" (Knöchel angebrochen, Außenband und Syndesmose angerissen), Art und Ausmaß der Verletzung könnten Stark allerdings bis zum Beginn der Saisonvorbereitung 2019/20 auf Eis legen.
Wie in Frankfurt (keine Niederlage in seiner Amtszeit) sowie zuhause gegen den VfB (drei Heimsiege) können Herthas Profis ihrem Trainer nun auch beim FC Augsburg zum Abschied eine positive Serie erhalten. Seit seinem Amtsantritt ist Pal Dardai mit seinen Schützlingen gegen den FCA in acht Aufeinandertreffen nicht als Verlierer vom Platz gegangen –
Ende Februar 2015 feierte er gegen die Augsburger sogar seinen ersten Sieg im Olympiastadion (1:0, Tor: Kalou). Mit dem verletzt gegen Stuttgart ausgeschiedenen Mathew Leckie könnte ein weiterer Hertha-Profi in Augsburg ausfallen, dazu wird Torwart Rune Jarstein wegen einer vorgezogenen Operation fehlen. Dennoch gab der Norweger nach dem Sieg am Sonnabend schon mal die Zielsetzung für die Partien in Augsburg und gegen Leverkusen vor: „Jetzt wollen wir auch die beiden letzten Spiele gewinnen."