Viele Fußballer kicken mittlerweile im Ausland, während die großen Stars in der Bundesliga fehlen. FORUM blickt zum Saisonende auf die Form der bekanntesten deutschen Akteure.
Premiere League
Leroy Sané (22, Manchester City) brauchte nach der verpassten WM ein paar Spieltage, um bei City in Tritt zu kommen. Zunächst reichte es nur zu Kurzeinsätzen, gegen Newcastle stand er gar nicht im Kader. Doch dann kam der deutsche Nationalspieler wieder ins Rollen. Alles schien auf einen weiteren Karriere-Schritt ausgerichtet zu sein, doch dann kam der Bruch. Die Bank ist für Leroy Sané zu einem vertrauten Ort geworden in den vergangenen Monaten. In beiden Viertelfinalspielen der Champions League – ebenfalls gegen Tottenham Hotspurs musste sich Sané je über 80 Minuten gedulden, ehe Trainer Pep Guardiola ihn auf den Rasen ließ. Der deutsche Nationalspieler ist unzufrieden, auch weil Guardiola viele Alternativen hat. „Fehler sind Teil des Spiels. Wir arbeiten mit Sané jeden Tag daran. Er hat eine einzigartige Qualität, seine Schnelligkeit, seine Aggressivität. Aber bei den einfachen Dingen verliert er den Ball", sagt Guardiola. Ein Abschied im Sommer ist nicht unwahrscheinlich.
Iltay Gündogan (28, Manchester City) ist den umgekehrten Weg gegangen. Zum Saisonbeginn galt als Wackelkandidat, mittlerweile ist er wieder absolute Stammkraft. Dass Gündogan in seiner dritten Saison bei City eine zentrale Rolle einnimmt, lässt sich an Zahlen ablesen. In den vergangenen Ligaspielen hat er fast immer durchgespielt, auch in der Champions League stand er zuletzt viermal in Folge 90 Minuten auf dem Platz. Der Nationalspieler verteilt im Zentrum die Bälle, mal defensiver, mal offensiver ausgerichtet. Seine Zukunft bei City ist trotz Vertrag bis 2020 offen. „Es ist mittlerweile zur Regel geworden, dass es bei einem Spieler, der noch ein Jahr Vertragslaufzeit hat, eine Entscheidung geben muss: Trennung oder Verlängerung. Ich bin da etwas altmodischer. Bei mir ist es auch möglich, dass ich in das letzte Vertragsjahr gehe und dann verlängere", hatte er Anfang Februar der „Sport Bild" gesagt. Mit 28 Jahren hat Gündogan das Karriereende bereits im Blick: „Es kann gut sein, dass der nächste Vertrag mein letzter großer wird. So eine Entscheidung muss gut überlegt sein."
Sané wird kritisiert, Gündogan dagegen gelobt
Bernd Leno (26/FC Arsenal) wurde nach anfänglichen Problemen zur Stammkraft bei Arsenal. Im vergangenen Herbst profitierte er von der Verletzung von Petr Czech, überzeugte dann aber mit starken Leistungen.
Antonio Rüdiger (25/FC Chelsea) ist absolute Stammkraft bei den Blues. Der Innenverteidiger stand in fast allen Ligaspielen in der Startelf. Rüdigers Marktwert ging laut Transfermarkt.de auf 45 Mio Euro hoch.
Mesut Özil (30) und Shkodran Mustafi (27) stehen englischen Medien zufolge beim FC Arsenal zum Verkauf. Dies berichtete die „Daily Mail" in der vergangenen Woche. Die Gründe dafür, dass die beiden Ex-Nationalspieler auf der Streichliste der Gunners stehen, sind jedoch höchst unterschiedlich. Mittelfeldspieler Özil zeigte in den vergangenen Wochen nach Monaten des Frusts wieder starke Leistungen, allerdings ist der 30-Jährige aufgrund seines hohen Gehalts ein Hindernis in der Zukunfsplanung von Arsenal-Coach Unai Emery. Özil soll rund 400.000 Euro pro Woche verdienen. Bei Mustafi sind es dagegen sportliche Gründe, er musste zuletzt einen echten Shitstorm über sich ergehen lassen. Ein Arsenal-Fan schimpfte beispielsweise auf Twitter: „Wir müssen Mustafi mit allen Mitteln aus dem Club drängen. Er ist der schlechteste Innenverteidiger der Geschichte des Clubs."
La Liga
Toni Kroos (28/Real Madrid) erlebt mit Real Madrid eine Saison zum Vergessen. Den Weggang von Cristiano Ronaldo konnte das Team nicht verkraften. Platz drei in der Liga mit einem meilenweiten Rückstand auf Barca und das vorzeitige Aus in der Champions League. Auch Kroos wurde eine Schuld an dem schlechten Abschneiden gegeben, über einen Abschied spekulieren spanische Medien seit Wochen. Nun sprach Real-Coach Zinedine Zidane ein Machtwort: „Ich zähle auf ihn", sagte der Franzose und einstige Weltmeister: „Er ist ein sehr guter Spieler, nicht nur für mich." Und weiter: „Daran wird sich nichts ändern." Wie zuletzt die Sporttageszeitung „AS" berichtete, will der Nationalspieler die Königlichen zum Saisonende nach fünf Jahren trotz eines bis 2022 laufenden Vertrags vorzeitig verlassen. Kroos dementierte den Bericht auf Twitter: „Absolut falsche Informationen!", schrieb er. Die spanische Zeitung hatte zudem spekuliert, durch einen Verkauf von Kroos könnte Spielraum für die Verpflichtung von Paul Pogba (Manchester United) und Christian Eriksen (Tottenham Hotspurs) entstehen.
Marc-André ter Stegen (26/FC Barcelona) ist die unumstrittene Nummer 1 bei den Katalanen in der Primera Division und in der Champions League. Ter Stegens Marktwert beim Tabellenführer in Spanien liegt mittlerweile bei 80 Millionen Euro, er gilt bei vielen Experten als bester Torwart der Welt. Nun will er in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den Druck auf Manuel Neuer aufrechterhalten. „Meine Ansprüche und Erwartungen steigen natürlich. Ich werde mein Bestes tun, um am Ende in der Nationalmannschaft die Nummer eins zu sein", sagte der 26-Jährige vom spanischen Fast-Meister FC Barcelona im Sportschau-Club der ARD. Bundestrainer Joachim Löw hatte im DFB-Team bisher auf den Münchner gesetzt. Auch vor der WM 2018 in Russland, als Neuers Einsatz wegen einer Fußverletzung lange Zeit fraglich war, stellte Löw seinem Kapitän frühzeitig eine Einsatzgarantie aus, sollte dieser rechtzeitig fit werden. „Natürlich erhoffst du dir viel. Umso enttäuschender ist es, wenn der Trainer es dann relativ früh abgrätscht", sagte ter Stegen rückblickend.
Ligue 1
Julian Draxler (25/FC Paris St. Germain) steht bei Ligaspielen regelmäßig in der Startelf. In der Champions League war der Ex-Schalker dagegen fast nie ein Thema. Französische Medien berichten nun, Trainer Thomas Tuchel solle keine Verwendung mehr für Draxler und seinen Team-Kollegen Eric Maxim Choupo-Moting haben. Obwohl der 49-fache deutsche Nationalspieler an der Seine noch bis 2021 verankert ist, deute Stand jetzt vieles auf eine vorzeitige Trennung hin. „Ich weiß nicht, ob der Verein mich behalten will, aber ich bin offen dafür. Wenn der Verein kommt und sagt: ‚Können wir über eine Vertragsverlängerung sprechen?‘, würde ich sagen: ‚Warum nicht?‘ Ich fühle mich wohl in Paris und das nicht wegen des Geldes. Ich liebe meine Teamkollegen, ich lebe auch gern in Paris", sagte der deutsche Nationalspieler diplomatisch.
Thilo Kehrer (22/FC Paris Saint-Germain) wird dagegen bei Paris Saint Germain immer wichtiger. Er stand zuletzt meist in der Startelf. durfte fünfmal in der Champions League ran und debütierte im vergangenen Herbst für die Nationalmannschaft. Wurde er zu Beginn im Star-Ensemble der Franzosen ignoriert, ist er nun ein absoluter Leistungsträger. Und: „Er wird noch wichtiger werden", sagt Tuchel.
Serie A
Sami Khedira (31/Juventus Turin) erlebt eines der schlimmsten Jahre seiner Karriere. Nach gutem Start warf ihn erst ein Muskelbündelriss, dann eine Sprunggelenksverletzung raus. Als er wieder halbwegs fit war, wurden Herzrhythmusstörungen festgestellt. Nun musste er sich in der vergangenen Woche am Knie operieren lassen. „Nach vier Monaten andauernder Schmerzen in meinem Knie – einige Tage schlimmer als andere – habe ich entschieden, mich einem chirurgischen Eingriff zu unterziehen", hatte der Mittelfeldspieler Mitte April getwittert. „Mit den guten Nachrichten in der Saison 2018/19 von Sami Khedira war am 12. September Schluss, als er den Vertrag mit Juventus bis 2021 verlängert hat", kommentierte die „Gazzetta dello Sport" kürzlich bissig.
Emre Can (24/Juventus Turin) kam beim italienischen Rekordmeister zu Saisonbeginn meist von der Bank, war zudem wie Mannschaftskollege Khedira einige Male verletzt. Dann spielte er aber eine starke Rückrunde und eroberte die Herzen der Tifosi. Bundestrainer Joachim Löw ließ ihn dennoch links liegen. Er werde im Ausland „anders wahrgenommen", erzählte Can kürzlich.