Nach einer aufregenden Saison landet die HG Saarlouis in der Dritten Liga auf dem siebten Tabellenplatz. Der Start war durchwachsen, in der zweiten Saisonhälfte drehte die Mannschaft von Philipp Kessler phasenweise auf.
Diese Saison in der Dritten Liga hatte für die HG Saarlouis wirklich einiges zu bieten. Diese Liga war Neuland, der Kader neu zusammengestellt und die Erwartungen im Umfeld trotzdem riesengroß. Ein schon seit Jahren wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft ist Kapitän Peter Walz. Der Polizist, der sich in der Abstiegssaison das Kreuzband riss, wurde von seinem Team in dieser Zeit schmerzlich vermisst. In dieser Saison konnte er glücklicherweise wieder mitwirken.
Die Saison startete aber eher nicht nach den Vorstellungen des Kreisläufers. Auch für Walz war die Dritte Liga eine einzige Unbekannte. „In der Zweiten Liga kenne ich fast 90 Prozent der Spieler mit Namen. In der Dritten Liga habe ich kaum jemanden gekannt. Das war auch alles neu für mich und nicht so einfach", sagte er. Seiner Mannschaft merkte man das durchaus an. Der Start verlief durchwachsen. Die Gründe dafür liegen aber für Walz auf der Hand: „Wir waren in einer neuen Liga mit zudem zehn neuen Spielern, das hat einfach seine Zeit gebraucht." Als einen großen Knackpunkt der Saison hat Walz das Spiel gegen Baden-Baden ausgemacht: „In diesem Spiel wurde im Prinzip entschieden, ob wir in die hintere Region rutschen oder ob wir nach vorne schauen können.
Der Kapitän geht voran
Mein Bruder Lars verletzte sich schwer und rief uns, als er vom Platz geführt wurde, zu, wir sollen dem Gegner jetzt noch den Arsch hauen. Glücklicherweise ist uns das gelungen – dieses Erlebnis hat uns schon zusammengeschweißt." Nach diesem Spiel folgte eine Siegesserie der HGS. „Wir kamen danach richtig in einen Flow, sogar kleinere Verletzungen haben das Team nicht zum Schwanken gebracht", sagt der Kapitän. Nach dieser starken zweiten Saisonhälfte steigen aber auch die Erwartungen im Umfeld wieder. Auch im Hinblick auf die kommende Saison. „Wir als Mannschaft setzen uns im Trainingslager immer zusammen und besprechen gemeinsam die Ziele der Saison – das lassen wir auf uns zukommen."
Die Rolle, die Peter Walz innerhalb dieser Mannschaft einnimmt, ist für einen erst 24-Jährigen etwas speziell. „Ich bin der Kapitän und werde es hoffentlich auch in der kommenden Saison sein. Ich bin die Zwischenposition zwischen Trainer Philipp Kessler und der Mannschaft." Will Kessler neue Dinge an die Mannschaft herantragen oder sieht irgendwo Verbesserungsbedarf, bespricht er das durchaus auch mal mit seinem Kapitän. Hat die Mannschaft Redebedarf, vermittelt Walz zwischen Spielern und Trainer. „Ich bin in gewisser Art und Weise der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz, aber auch der verlängerte Arm der Spieler neben dem Platz – ein Zwischenpol", sagt der 1,92 Meter große und 100 Kilo schwere Hüne. Ein weiterer großer Mitspieler in diesem Konstrukt der HGS sind die Fans. Beim Vergleich der Zuschauerzahlen der HGS und den Mannschaften in der Zweiten Liga wird klar: In Sachen Fans ist die HGS immer noch in der Zweiten Liga – stimmungstechnisch ähnelt es in der Stadtgartenhalle manchmal einem Tollhaus. „Es macht natürlich deutlich mehr Spaß vor 1.200 Zuschauern zu spielen als vor 150 – wie es bei manchen Zweiten Mannschaften der Fall ist", sagt Walz und ergänzt: „Unsere Fans pushen uns ohne Ende, zu Hause ist es immer fantastisch, aber auch auswärts gibt das immer noch einen extra Kick, wenn die Fans diese Wege auf sich nehmen und uns unterstützen." Dass die Fans die Dritte Liga auch so annehmen werden, damit hat Walz nicht gerechnet: „Ich dachte eigentlich, es werden weniger Besucher in der Halle. Aber vor allem während der guten Rückrunde sind es eher immer mehr geworden." Doch wie kam es überhaupt zu der Siegesserie, wo es vorher doch eher schleppend lief? „Unser Trainer hat sehr viele Statistiken zu unseren technischen Fehlern ausgearbeitet und unsere Probleme offengelegt. Dadurch konnten wir verstehen, warum und wie wir den Gegner für Gegenstöße eingeladen haben." Neben den Statistiken gab es aber noch eine wichtige Komponente: „Wir sind als Mannschaft nie auseinandergebrochen, sondern eher enger zusammengerückt – unser Team-Spirit stimmt." Spitzen-Fans, ein guter Team-Spirit und gute Strukturen – warum soll es dann im nächsten Jahr nicht mit dem Aufstieg klappen? „Als Sportler will man natürlich immer aufsteigen – wenn alles gut läuft und wir von großen Verletzungen verschont bleiben, dann können wir jeden schlagen. Um aber tatsächlich wirklich oben mitspielen zu können, fehlt uns bisher noch die Kaderbreite." Ein Mittel, eine gewisse Kaderstärke zu erhalten, ist auch immer das Einbinden von Nachwuchsspielern. „Ich bin zwar im saarländischen Jugend-Handball nicht so drin, weiß aber, dass einige vielversprechende Spieler nachrücken. Gerade deshalb wäre es gut, irgendwann wieder in der Zweiten Liga zu spielen – um den Talenten eine gute Perspektive bieten zu können und sie im Saarland zu halten", sagt Walz. Nicht in der Zweiten Liga sondern sogar in der Ersten Liga spielt Yves Kunkel, der beste Freund von Peter Walz. Der Saarländer ist beim MT Melsungen aktiv und dort Stammspieler. Ob Walz dabei ab und an neidisch auf seinen Freund ist? „Natürlich ist man auch ein bisschen neidisch, ich gönne es ihm aber von ganzem Herzen. Ich sehe es aber auch ein wenig anders, Yves musste hier im Saarland einiges zurück lassen. Das wollte ich niemals machen." Und so wurde der Polizist mit 24 Jahren zu einer Identifikationsfigur und dem Gesicht der neuen HGS. Wohin der Weg in der kommenden Saison führen wird, gibt Vereinschef Richard Jungmann vor. „Wir wollen nächste Saison dort anknüpfen, wo wir gerade sind, und mit einem dann eingespielten Team den nächsten Schritt machen." Die Kaderplanungen des Vereins sind weitgehend abgeschlossen.
Eine Position im Kader ist noch offen
Gerne hätte Trainer Philipp Kessler auch den jungen Letten Toms Lielais behalten. Weil das HG-Budget aber überschaubar ist und mit Wladislaw Kurotschkin (VTZ Saarpfalz) und Luxemburgs Nationalspieler Tommy Wirtz (HB Dudelange) auch zwei neue Akteure kommen, war für den 21-Jährigen kein Platz mehr. „Das tut mir persönlich leid für den Jungen. Ich hätte seine Entwicklung gerne weiter begleitet", sagte Kessler gegenüber der „Saarbrücker Zeitung": „Aber da sind mir als Trainer irgendwo die Hände gebunden. Wir können nur in einem gewissen Rahmen wirtschaften", erläutert der Trainer. Noch offen ist die Zukunft von Linksaußen Pascal Noll: „Wenn er gehen sollte, hätte ich gerne noch einen Neuzugang", sagt Kessler.