Eine Rakete aus dem Vergnügungspark Plänterwald, ein Planmodell des Ost-Berliner Stadtzentrums aus den 1980er-Jahren, dazu zahlreiche Fotos unter anderem von Weltzeituhr, Nikolaiviertel oder auch der Berliner Ur-Kneipe „Metzer Eck". Das sind nur einige der Exponate, anhand derer Facetten des urbanen Lebens in der „halben Hauptstadt" Ost-Berlin jetzt in einer Ausstellung im Ephraim-Palais nachgezeichnet werden.
Dabei geht es auch um die Widersprüche zwischen dem Hauptstadtanspruch der Politik und dem Alltag der Ost-Berliner. So vermittelt eine filmische Straßenbahnfahrt, wie es im Ostteil Berlins in den späten 1980er-Jahren aussah, Schnittmuster aus der „Vogue des Ostens", der Zeitschrift „Sibylle", zeigen, wie modische Freiräume genutzt wurden.
Denn in Anlehnung an die zunächst offiziell als „jugendgefährdend" angesehenen Jeans produzierte das Modeinstitut der DDR ab 1974 eigene Modelle – mit den Namen „Boxer", „Wisent" oder „Shanty". Auch das einzige jemals in der DDR produzierte Skateboard, Marke „Germina", ist in der Schau zu sehen. Die Ausstellung würdigt, dass die Menschen trotz Stasi und Ausreiseverbot ein normales Alltagsleben führten und blickt zurück auf die Umgestaltung des Ost-Berliner Zentrums als Entwurf einer modernen sozialistischen Hauptstadt. Parallel entwickelten sich immer mehr Subkulturen, die sich der staatlichen Kontrolle entzogen. „Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt" wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt: Lesungen, eine Filmreihe im Kino „Babylon", eine Revue an der Volksbühne sowie die Veranstaltungsreihe „Erkundungen vor Ort".
Bis 9. November im Berliner Ephraim-Palais, Poststraße 16. ost.berlin