Der neue Dolinenweg in Nennig gewährt neben den geografischen Besonderheiten der Dolinen Einblicke in die Geschichte rund um Nennig. Die Einweihung fand im März am Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg statt.
Bevor wir unsere Wanderung rund um Nennig starten, erhalten wir an der Informationstafel zwischen dem Schloss und dem Landgasthaus „Die Scheune" eine ausführliche Erklärung zu den sogenannten Dolinen: „Durch natürliche Prozesse, die mit der Lösung von Kalksteinen durch Kohlensäure zu tun haben, versteht man in der Geologie und Geomorphologie die Bildung von Karst, unterirdische Geländeformen und oberirdische Geländeformen in Karbonatgestein. Dolinen sind Hohlformen oder Senken im Boden, die sich durch diese Lösungsvorgänge bilden. In einer der Dolinen am Wegesrand der Traumschleife ist ein sogenanntes Ponor (Schluckloch) entstanden, durch das Wasser abfließen kann. In der Felsstraße in Nennig kommt das Wasser nach einer unterirdischen Reise als sogenannte Karstquelle wieder ans Tageslicht."
Das auf einer Anhöhe oberhalb von Nennig stehende Schloss Berg war im 12. Jahrhundert zunächst als Wasserburg gebaut worden. Im 16. Jahrhundert wurde es zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, wurde es nach dem Wiederaufbau über viele Jahre als Schullandheim genutzt. Heute beherbergt Schloss Berg das Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg mit einem Spielcasino – und natürlich mit dem Drei-Sterne-Restaurant „Victor’s Fine Dining by Christian Bau". Vor 14 Jahren hat Bau, der im vorigen Jahr vom Gault&Millau zum besten Koch Deutschlands gekürt wurde, seinen dritten Stern erkocht und ihn bis heute stets verteidigt.
Wissenswertes rund um den Weinbau
Seit mehr als 2.000 Jahren wird rund um Nennig Wein angebaut. Der Nenniger Römerberg, den wir leicht bergan durchwandern, war einst Hauptanbaulage der alten Ursprungsrebe Elbling. Während der Wanderung erfahren wir an verschiedenen Informationstafeln viel Wissenswertes rund um den Weinbau an der Obermosel. Nachdem wir die Randlage des Römerbergs verlassen haben, befinden wir uns auf dem Weg zum kulturellen Höhepunkt der Wanderung: dem Römischen Mosaikfußboden von Nennig. Der Steinteppich aus drei Millionen Einzelsteinchen schmückte einst die Empfangshalle einer großen römischen Villenanlage aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus. Sieben Bildfenster zeigen Szenen aus dem Amphitheater, die dem Betrachter eine lebhafte Vorstellung von den Spielen der damaligen Zeit vermitteln. Mit einer Größe von 161 Quadratmetern ist der Mosaikfußboden der größte und besterhaltene nördlich der Alpen.
Der Hauptbau der Villa hatte eine Gesamtbreite von 140 Metern. Mit Wandelhallen und Badeanlagen erstreckte sich die Anlage über eine Länge von 650 Metern. Sie übertraf alle römischen Paläste, die man bislang im Moselraum gefunden hatte.
Nach der Besichtigung folgen wir der Beschilderung über einen kleinen Pfad und vorbei an Nutzgärten zur Felsstraße, der wir nach rechts folgen. Wenig später gelangen wir zur Karstquelle. Am Ende der Straße folgt der erste Anstieg ins Waldgebiet zwischen Nennig und Tettingen-Butzdorf. Nach der Waldpassage führt der Dolinenweg über freie Wiesen mit alten Streuobstbäumen und Weideland. Die Sinnenbank am Wegesrand, die wir bald erreichen, steht perfekt, um den besonderen Ausblick ins Moseltal und nach Luxemburg an dieser Stelle zu genießen. Auf den Streuobstwiesen, sogenannten Wölbäckern, werden rund um Nennig Äpfel, Birnen, Mirabellen und Zwetschgen angebaut, die zu Schnäpsen und Bränden weiter verarbeitet werden. Im nah gelegenen Tettingen-Butzdorf befindet sich das Saarländische Brennereimuseum. Hier kann man sich über die Herstellung der hochprozentigen Destillate informieren und die Brände der Region probieren. Bis zur nächsten Waldpassage wandern wir an alten Obstbäumen vorbei, danach durch einen längeren Waldabschnitt. Ab und zu können wir einen Blick nach Butzdorf und später nach Tettingen erhaschen.
Im weiteren Verlauf des Weges gelangen wir zu ehemaligen Schützengräben des Zweiten Weltkrieges. Auf der Anhöhe verlief eine Verteidigungslinie, die zum Westwall gehörte. Der Westwall zur Sicherung der Westgrenze des Deutschen Reiches bildete mit mehr als 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllose Gräben und Panzersperren eine 630 Kilometer lange Verteidigungslinie von Kleve an der niederländischen Grenze bis nach Grenzach an der Grenze zur Schweiz. Ehemalige Höckerlinien können noch heute in Tettingen und Orscholz besichtigt werden.
Den Wald verlassen wir mit Sicht zum Birkenhof. Rechter Hand befinden sich die ersten Häuser der Gemeinde Sinz. Der Weg verläuft eine Weile am Waldrand. Auch auf dem Weideland des Birkenhofs zur Rechten stehen alte Streuobstbäume. Mit Blick ins Moseltal und nach Luxemburg verläuft der Weg sacht bergab. Dann müssen wir nochmals ein kleines Waldstück durchqueren und erreichen eine besondere Doline am Waldsaum. Sie weist eine Tiefe von mehreren Metern auf und hat ein bereits erwähntes Schluckloch (Ponor), das die Ansammlung von Regenwasser verhindert.
Über meist freie Streuobstwiesenfläche und Weideland verläuft das letzte Teilstück des Weges. Unterwegs passieren wir eine größere Doline, die mit Regenwasser gefüllt ist und sich zu einem Feuchtbiotop in Form eines kleinen Teichs entwickelt hat. Das Moseltal und Schloss Berg im Blick ist das Ende der Tour schnell erreicht.