Nico Kovac hat im vergangenen Jahr mit Eintracht Frankfurt den Pokal gewonnen und ist in diesem Jahr Deutscher Meister geworden. Am Samstag kann er mit den Münchner Bayern auch noch den Pokal gewinnen. Mehr kann ein Trainer in Deutschland derzeit nicht erreichen. Das Überstehen der Gruppenphase der Champions League ist für die deutschen Teams mittlerweile das Maximum. Andere Nationen haben uns überholt, auch weil sie mehr Geld investieren können. Es hat lange gedauert, aber die englische Premier League bestätigt mittlerweile den Spruch, dass Geld Tore schießt. Während der deutsche Fußball seine Rolle sucht, hat auf den Trainerbänken ein Stühlerücken eingesetzt, dass für Außenstehende fast nicht mehr nachzuvollziehen ist. So ist es völlig unklar, ob Kovac trotz einer erfolgreichen ersten Saison bei den Bayern auch im kommenden Jahr noch auf der Bank sitzen wird. Lucien Favre, der mit Borussia Dortmund das Titelrennen endlich wieder spannend machte, sitzt auch nicht richtig fest im Sattel. Borussia Mönchengladbach verlängerte im Herbst mit Dieter Hecking, um ihn dann zum Saisonende trotz Europapokal-Qualifikation in die Wüste zu schicken. Und Bruno Labbadia, der dem VfL Wolfsburg endlich wieder ein Erfolgsjahr bescherte, muss ebenfalls gehen. Da fällt es kaum noch auf, dass Zweitliga-Meister 1. FC Köln seinen Trainer Markus Anfang zwei Spieltage vor Schluss feuerte, obwohl der Aufstieg bereits so gut wie feststand. Das Trainer-Beben in Deutschland wirft Fragen auf: Fehlt den Vereinen die Geduld? Ist der Druck zu groß? Gibt es zu viele Trainer, die auf den Markt drängen? Oder gibt es in den Vereinen mittlerweile zu viele sportliche Entscheider, die mitreden wollen? Fest steht bereits jetzt, dass die Sommerpause spannend werden wird. Überraschungen an den Seitenlinien sind nicht ausgeschlossen. An der strukturellen und auch wirtschaftlichen Problematik des deutschen Fußballs ändern die Personalrochaden allerdings nichts. Vor allem, weil internationale Klassetrainer seit Jahren einen Bogen um die Bundesliga machen. Wir melden uns an dieser Stelle zur neue Saison wieder!
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Foto: picture alliance/dpa
Nachspielzeit: Das Trainer-Beben
Sport - Kolumne
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