Er gehört zu den ganz großen Rockstars: Bryan Adams. Der 59-jährige Sänger, Gitarrist, Songschreiber, Fotograf und Aktivist hatte bis heute in über 30 Ländern Nummer-eins-Hits und verkaufte 100 Millionen Tonträger. Auf seinem aktuellen Album „Shine A Light" singt er schnörkellose Rocksongs, Soul-Balladen und das irische Volkslied „Whiskey in the Jar".
Mr. Adams, „Shine A Light" ist Ihr 14. Studio-album in 40 Jahren. Wollen Sie damit an eine bestimmte Phase Ihrer Karriere anknüpfen?
Meine Platten sind immer eine Mischung aus den besten Songs, die ich innerhalb von ein, zwei Jahren geschrieben habe. Allesamt wunderschön verpackt. Um Ihre Frage direkt zu beantworten – unabhängig vom Sound oder dem Gefühl, das ein Song transportiert: Meine Stimme ist stets der rote Faden, der alle Titel eines Albums zusammenhält.
Welcher Moment des kreativen Prozesses fasziniert Sie am meisten?
Das Songschreiben macht mir eindeutig am meisten Spaß. Jedes Mal, wenn ich einen neuen Titel fertig geschrieben habe, ist das ein Gefühl wie an Weihnachten. Ich erinnere mich noch an fast jeden Song, den ich im Lauf meines Lebens komponiert habe.
Das Titelstück „Shine A Light" ist eine Zusammenarbeit mit Ed Sheeran. Wie kam es dazu?
Als Ed und ich vor einiger Zeit am selben Wochenende unabhängig voneinander in Dublin aufgetreten sind, habe ich ihn bei seiner Show besucht. Danach sind wir in Kontakt geblieben. Irgendwann schickte ich ihm eine Idee für einen Song, und er reagierte sofort darauf. Das ging dann immer so weiter, bis wir einen fertigen Titel hatten. „Shine A Light" wurde von uns komplett per E-Mail geschrieben und anschließend in einer Session auf Facetime aufgenommen.
Sind Ed Sheeran und Sie – unabhängig vom Altersunterschied – Brüder im Geiste?
Musiker sind Musiker. Für Gitarristen hat der Altersunterschied keinerlei Bedeutung. Viel wichtiger ist der Respekt voreinander.
Wie singt Ed Sheeran den Song?
(lacht) Er singt viel besser als ich, seine Version ist unglaublich! Ich hoffe, sie wird eines Tages veröffentlicht.
Auf dem Album findet sich auch ein Duett mit Jennifer Lopez. Eine inspirierende Zusammenarbeit?
Ich wollte „How Strong Our Love Is" unbedingt gemeinsam mit einer Frau singen, die sich mit dem Text wirklich identifizieren kann. Jennifer kam mir in den Sinn, weil sie viel Beziehungserfahrung hat. Es klingt sehr authentisch, wie sie meine Worte singt. Das nehme ich ihr einfach ab.
Was verbindet Sie mit Jennifer Lopez?
Eben dieser Song – und ihre Fabelhaftigkeit.
Entstehen die besten Songs in sehr emotionalen Momenten?
Ich würde eher sagen, die besten Dinge passieren nach einer schönen Tasse Tee.
Was haben Sie von Ihren Kollegen gelernt?
Dass sie alle sehr tapfer sind, weil sie den Mut hatten, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich danke ihnen sehr dafür.
Enthält das Album auch Songs, die Sie ursprünglich für das Musical „Pretty Woman" geschrieben haben?
Es enthält einen einzigen Outtake, und zwar „I Could Get Used To This". Ein Ausschnitt daraus ist tatsächlich in der Broadway-Show zu hören, aber nicht der ganze Song. Also habe ich beschlossen, das Demo direkt aufs Album zu nehmen. Ich liebe diesen Song.
Das Musical „Pretty Woman" schrieben Sie gemeinsam mit Ihrem Kreativpartner Jim Vallance. Was ist das Besondere an dem gleichnamigen Film mit Richard Gere und Julia Roberts?
Es ist eine zeitlose Cinderella-Geschichte. Aus irgendeinem Grund wollte ich daraus unbedingt ein Musical machen. Jetzt bin ich heilfroh, dass ich es auch wirklich getan habe. Es war eine unglaublich tolle Herausforderung für mich als Songschreiber.
War es sowohl nervenaufreibend als auch angenehm, einmal ein Bühnenstück zu kreieren?
Es war definitiv Neuland für mich. Ich musste die Songs immer wieder umschreiben und ständig etwas verändern, damit die Musik auf der Bühne funktioniert. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich den Prozess nicht genossen habe. Tatsächlich könnte ich mir sogar vorstellen, noch ein Musical zu schreiben.
Worauf kommt es bei einem Musical an?
Das Wichtigste ist: Die Erzählung steht über allem, jeder Song muss in die nächste Szene einführen. Natürlich darf man es auch mal anders machen. Deshalb gibt es in unserem Musical auch diese spektakulären Nummern. Es sind sowohl dramaturgische Höhepunkte als auch Überleitungen in die nächste Szene. Sehr spannend ist das alles.
Wie viel Arbeit steckt in dem Musical?
Wir haben insgesamt zwei Jahre daran herumgeschraubt. Es gab unendlich viele Schreib-Sessions und Treffen mit dem Regisseur und dem Produzenten, um das Ganze voranzubringen. Anschließend habe ich mich mit Jim Vallance im „Broadway Budget Hotel" eingeschlossen, und wir haben ein Stück nach dem anderen rausgehauen. In der Regel begann unser Arbeitstag um 10 Uhr, zur Mittagszeit hatten wir Ideen gesammelt, und gegen 16 Uhr war ein Song fertig. Eventuelle Änderungen wurden bis zum Abendessen durchgeführt.
Wie befreien Sie sich beim Songschreiben von Erwartungen?
Indem ich einfach drauflosschreibe. Es ist leicht, einen x-beliebigen Song zu schreiben, aber ein wirklich guter geht nicht so schnell. Jeder großartigen Idee stehen schlechte gegenüber. Zum Glück steigt Sahne immer nach oben.
Sind Sie eigentlich noch aufgeregt, wenn Sie Ihre Stimme im Radio hören?
Was für eine Frage, natürlich bin ich das! Es ist das Beste, was einem Songschreiber passieren kann.
Was haben Sie sich für Ihre aktuelle Tour vorgenommen?
Ich spiele eine schöne Mischung aus meinen besten alten Songs, die meine Fans so lieben, plus einige neue Titel. Die Show verändert sich ständig. Allein dieses Jahr sind 80 Termine geplant. DHL ist übrigens Sponsor der Tour. Sie pflanzen für jedes verkaufte Ticket einen Baum. Wir hoffen, bis Ende des Jahres die Millionenmarke zu knacken.
Bryan Adams – „Shine A Light"-Tour:
Donnerstag, 20. Juni, 20 Uhr
Berlin, Mercedes-Benz-Arena