Vor Jahren hat das Wort vom Pflegenotstand aufgeschreckt. Seither hat sich einiges an den Rahmenbedingungen verbessert. Nach wie vor werden Fachkräfte gesucht. Der „Tag der Pflegeberufe" informiert über Perspektiven und Entwicklungen.
Die angespannte Situation in der Pflege ist seit Jahren ein Dauerthema. Gewerkschaften werden nicht müde, die Situation zu thematisieren, die Arbeitskammer warnte schon vor geraumer Zeit, dass das Limit erreicht sei.
Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) hatte bereits vor zwei Jahren konstatiert: „Wir brauchen mehr Personal" und hat Gespräche mit dem Bundesgesundheitsminister angekündigt. Der hieß seinerzeit noch Hermann Gröhe.
Inzwischen heißt Bachmanns Ansprechpartner in Berlin Jens Spahn. Und die Neuauflage der Großen Koalition im Bund hat unter seiner Federführung beim Thema Pflege einiges auf den Weg gebracht, von der Änderung der Ausbildung unter dem Schlagwort Generalistik bis zum Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (kurz PpSG).
Für die saarländische Ministerin ist die Einführung der generalistischen Ausbildung „ein Erfolg". Die Grundidee dabei ist, die bislang getrennten Ausbildungen für Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammenzuführen. Befürworter versprechen sich davon einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel und für die veränderten und gestiegenen Herausforderungen im Pflegebereich. Ab dem kommenden Jahr soll die neue Ausbildung starten. Darum ist lange gerungen worden und Bachmann räumt ein, dass sie sich eine noch konsequentere Umsetzung hätte vorstellen können. Nun sei aber eine Lösung gefunden worden, die bundesweit umgesetzt werde.
Monika Bachmann warnt in diesem Zusammenhang: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alle Berufe akademisieren." Die Pflege am Menschen dürfe „nicht am Schulabschluss scheitern". Sie verweist darauf, dass beispielsweise bei einem Modellversuch in Lebach eine Hauptschülerin den besten Abschluss erzielt habe.
Vor zwei Jahren hatte Bachmann noch einen Bedarf von etwa 1.000 Pflegekräften im Saarland ausgemacht. Bundesweit ging die Agentur für Arbeit Anfang dieses Jahres von einem Fachkräftebedarf in der Größenordnung von 40.000 aus.
„Wir brauchen die Menschen"
Mit dem sogenannten Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ist die Voraussetzung geschaffen für zusätzlich 13.000 Kräfte in der Altenpflege und rund 8.000 im Krankenhausbereich. „Wir brauchen nur die Menschen dafür", so Ministerin Bachmann.
Im vergangenen Jahr hat sie, zusammen mit allen Akteuren, Trägern, Verbänden bis hin zu Gewerkschaften, erstmals im Saarland einen Monat der Pflegeberufe ausgerufen, um über die Vielfalt der Möglichkeiten zu informieren und vor allem die Attraktivität zu steigern. Die Bilanz vielfältiger Aktivitäten: „Grundlegend geändert haben sich die Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Wir haben mehr Wiedereinsteiger und mehr junge Leute. Aber noch lange nicht genug".
Mit der Ausbildungsmesse „Tag der Pflegeberufe" am 29. Mai sollen die Bemühungen nun weiter intensiviert werden. Im Unterschied zu klassischen Ausbildungsmessen dieser Art wollen sich nicht nur zahlreiche Aussteller mit ihren Informationen präsentieren. In „Dialogrunden" sollen auch die unterschiedlichsten Facetten der Pflegeberufe im Dialog mit dem Publikum besprochen werden. Neben Informationen über Berufsperspektiven und die neue Pflegeausbildung geht es aber auch um Themen, die erkennbar Gewicht im Bereich der Pflege gewonnen haben. Pflege ist eine 24-Stunden-Aufgabe an 365 Tagen im Jahr.
Da stellt sich für Beschäftigte durchaus die Frage, wie Arbeit, Familie und Freizeit in einer guten Balance stehen. Weil diese Frage eine mindestens ebenso große Bedeutung hat wie Verdienstmöglichkeiten, ist dem eine eigene Dialogrunde mit Praktikern, Auszubildenden und Beschäftigten gewidmet.
Und getreu dem Motto, dass man der „Pflege ein Gesicht" geben will, sollen die Jahrgangsbesten ihrer Aubildungen ausgezeichnet werden. Natürlich geht es bei einer Ausbildungsmesse vor allem darum, Fachkräftenachwuchs zu gewinnen und die Attraktivität des Pflegeberufs zu stärken; das umso mehr vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Ministerin Bachmann erhofft sich aber als zusätzliches Signal, dass die Pflege „die Wertschätzung in der Gesellschaft erhält, die sie verdient".