Im Zuge des Ugly-Trends lösen die „Touristen-Sandalen", auch „Tevas" genannt, die Trekking- oder Birkenstock-Vorgänger in der Damenschuhmode ab. Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe von eleganteren Sandalen-Modellen.
Wer bislang geglaubt hat, dass mit dem vom Label Céline im Jahr 2014 eingeleiteten Revival der badelatschenartigen Birkenstocks das Höchstmaß an Hässlichkeit auf den internationalen Laufstegen erreicht worden war, wird diesen Sommer eines Besseren belehrt. Denn der Hype um Ugly-Fashion, die seit einigen Jahren neben dem Athleisure-Trend die Modewelt dominiert, tritt mit dem Auftauchen der durch einen ziemlich gewöhnungsbedürftigen, elastischen Klettverschluss und klobige Sohlen gekennzeichneten „Tourist Sandals" in eine neue Phase ein. Diese Treter werden häufig auch als „Tevas" bezeichnet, weil das 1984 in Kalifornien gegründete Outdoor-Label Teva sie zu seinem Bestseller und Markenprodukt gemacht hatte. Die Idee dahinter war seinerzeit, für Rafting-Touren auf wilden Flüssen einen möglichst funktionellen, wasserfesten Schuh zu entwickeln, weshalb kurzerhand an Badeschlappen Klettverschlüsse befestigt wurden.
Die Magazine „Elle" und „Harper’s Bazaar" haben die Treter unlängst als „Weiterentwicklung der Trekking-Sandalen" bezeichnet. Wesentlich treffender scheint uns allerdings die Einschätzung zu sein, wonach die Touristen-Sandalen nichts anderes als die sportive Sommer-Version der klobigen Dad-Sneakers sind. Klar, dass sich Streetstyle-Stars und Top-Influencerinnen gleich in Scharen auf diese Teile stürzen mussten, die doch so wunderbar bequem und unübersehbar hässlich sind. Dabei unternimmt allerdings niemand den Versuch, die Sandalen schönreden zu wollen. Vielmehr wird in den meisten Publikationen das Resümee gezogen, dass diese Treter die Damenwelt in zwei Lager spalten werden. Frau liebt sie, oder Frau hasst sie. „Eingesetzt werden sie ebenso wie die Dad-Sneakers als Statement", heißt es in „Harper’s Bazaar". Und: „Fließenden Sommerkleidern mit Blumenprints oder Spitze verleihen sie einen coolen Edge."
Die Vielfalt ist auch diesmal wieder grenzenlos
Dieser Grundsatz gilt aber nur, wenn er durch die rosarote Brille der Tevas-Befürworter gesehen wird. Um das Bekenntnis oder Statement zu einem Ugly-Look noch zu unterstreichen, haben verschiedene Designer ihre Models auf den Catwalks die Sandalen mit bestrumpften Füßen präsentieren lassen. Wie bei den meisten Damen-Sneakers haben viele Designer die Klettverschlüsse mit allerlei schmückenden Details versehen, etwa Anna Sui, Gucci, Dries Van Noten, Asos oder Free People. Prada oder Ami fügten unübersehbare Logo-Aufdrucke bei. Wohingegen unverzierte Tevas bei Marni oder Sandy Liang mit ihren Gummisohlen und wenig schmeichelhaften Riemen fatal an die berüchtigten Herren-Sandalen erinnern, die gemeinhin als typisches Fuß-Accessoire vornehmlich deutscher Touristen verschrien sind.
Das Kontrastprogramm zu den Touristen-Sandalen sind filigrane Modelle mit feinen Riemchen, die teils auch am Spann befestigt sind. Häufig werden sie auch „Floss" (engl. Zahnseide; Anm. der Red.) genannt, die den Fuß raffiniert umspielen und sehr feminin wirken. Es gibt sie in allen Varianten von flach bis hoch, als Zehendreher oder als geflochtene Variante. Fishnet ist auch bei Schuhen aktuell sehr angesagt, beispielsweise bei Salvatore Ferragamo oder Gucci. Ebenso elegant ist der Klassiker Kitten-Heel-Sandale, von dem es kommenden Sommer wieder sehr schöne Interpretationen von Labels wie Givenchy oder Tibi gibt. Da Gucci vor einigen Saisons mit seinen fellbestückten Slippern für Furore gesorgt hatte, haben einige Designer wie Valentino, Miu Miu oder Simone Rocha diese nun als federnbesetzte Sandalen auf den Markt gebracht. Und auch fransengeschmückte Sandalen wie bei Oscar de la Renta bleiben en vogue. Auffällig sind auch die aus dem maritimen Bereich entliehenen Seildetails, wobei das Seemannsgarn als originelle Schnürungsvariante bei Modellen von Michael Kors, Milly oder Boss genutzt wird.
Als Neuauflage legendärer Vorbilder aus den 80er-Jahren haben Labels wie Miu Miu, Saint Laurent oder Dolce und Gabbana auch die Plattform- oder Plateau-Sandalen wieder in ihre aktuellen Kollektionen aufgenommen. Natürlich bleiben auch Mules, Badelatschen oder Pool Slides diesen Sommer weiterhin angesagt. Letztere etwa in Gestalt von teils quietschbunten und mit funkelnden Steinen verzierten Jelly-Sandalen (Jimmy Choo), Flip-Flops, Jesuslatschen deluxe, Wedges- oder Micro-Wedges-Sandalen. Diese wiederum gibt es von Maryam Nassir Zadeh, Espadrilles oder Slipper in allen möglichen Varianten, beispielsweise als Kitten-Heel-Slide-Sandals von Giuseppe Zanotti oder Gianvito Rossi.