War seit einigen Jahren der Siegeszug von unabhängigen Bewerbern ein großes Thema, gerät jetzt auch der Nimbus vom Amtsbonus bei Direktwahlen ins Wanken.
In 13 Städten und Gemeinden steht für Wahlhelfern und Wählern an Pfingstsonntag eine Sonderschicht an. Die drei Oberbürgermeisterwahlen gehen in die Verlängerung, bei zehn weiteren Direktwahlen bleibt das Rennen spannend. Für einige Überraschungen hat schon der erste Wahldurchgang gesorgt. Kalkulationen, die zuvor in Parteizentralen angestellt wurden, müssen neu berechnet werden. Für CDU und SPD war die Lösung gleichermaßen, nicht nur im landesweiten Wahlergebnis, sondern auch bei der Zahl der gewonnenen Rathäuser, die Nase vorn zu haben. Strategisch wichtig dabei die größten Städte: Saarbrücken und Neunkirchen. In der Landeshauptstadt lag eine Stichwahl allein aufgrund der Zahl von acht Kandidaten in der Luft. In Neunkirchen galt Jörg Aumann (SPD) als Favorit für die Nachfolge von Jürgen Fried (SPD), verpasste allerdings äußerst knapp die Entscheidung im ersten Durchgang. In beiden Fällen dürften die starken Grünen den SPD-Kandidaten das Leben schwergemacht haben. In St. Ingbert zeigte sich Amtsinhaber Hans Wagner (parteilos) überraschend stark. Handfeste Überraschungen sind allerdings andernorts bereits eingetreten.
In Bexbach gewann Christian Prech (CDU) gegen Amtsinhaber Thomas Leis (SPD), in Eppelborn setzte sich Andreas Feld (CDU) gegen Amtsinhaberin Birgit Müller-Closset (SPD) durch. In Gersheim siegte Michael Clivot (SPD) gegen Amtsinhaber Alexander Rubek (CDU).
In Ensdorf folgt auf CDU-Bürgermeister Hartwin Faust, der nicht mehr antrat, der parteilose Jörg Wilhelmy. Dominik Jochum gewann Großrosseln für die CDU. Amtsinhaber Jörg Dreistadt (SPD) trat nicht mehr an. In Spiesen-Elversberg übernimmt der unabhängige Bernd Huf die Amtsgeschäfte von Reiner Pirrung (CDU), der nicht mehr kandidierte.
Die Bilanz nach der ersten Runde: Die CDU gibt drei Rathäuser ab, gewinnt drei andere. Die SPD verliert drei, gewinnt ein anderes, und es gibt zwei unabhängige Rathauschefs mehr als zuvor. Für die SPD stehen die Chancen allerdings nicht schlecht, die Bilanz zu verbessern:
In Blieskastel geht Herausforderer Bernd Hertzler (SPD) mit einem Vorsprung in die Stichwahl gegen Amtsinhaberin Annelie Faber-Wegener (CDU), ebenso geht in Mandelbachtal Maria Vermeulen mit deutlichem Vorsprung gegen Amtsinhaber Gerd Tussing (CDU) in die Stichwahl.
Noch offen ist das Rennen um die Nachfolge von CDU-Bürgermeister Martin Speicher (Püttlingen), von Lothar Christ (SPD) in Losheim am See und Günther Zahn (SPD) in Wallerfangen, Bernd Gillo (CDU) in Überherrn und von Stephan Strichertz (parteilos) in Kleinblittersdorf.
Übrigens haben alle bisherigen Unabhängigen ihre Wiederwahl bestanden. Für die beiden CDU-Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (Tholey) und Hans-Joachim Neumeyer (Schwalbach) ging es nur um die Höhe der Zustimmung, sie gingen ohne Gegenkandidaten in die Wahl.