Pfingsten ist in diesem Jahr relativ spät. So spät, dass es manche offenbar kaum erwarten konnten. Und so hieß es bereits eine Woche vorher: „Es befanden sich alle am gleichen Ort, und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten auf jeden einzelnen von ihnen. Alle begannen, in fremden Sprachen zu reden".
Klingt, als hätten die Schreiber der Apostelgeschichte vorausgeahnt, was sich derzeit im Raumschiff Berlin zuträgt. Wäre es nicht so ernst, könnte man „Finde den Fehler bei folgendem Satz" spielen: Volksparteien bangen um die Zukunft der Großen Koalition. Gut, über Volksparteien ist bereits ausreichend gelästert worden, auch über die Größe der Groko. Was in dem Satz fehlt, ist das Volk. Dass alles außer dem Zustand der Groko im Grunde so prima läuft, dass einem um das übrige Volk nicht bange sein müsste, halte ich aber für eine gewagte Annahme.
Schlimmer werden könnte das alles bei einem Ende der Groko auch nicht, höre ich zunehmend öfter. Dass Volksparteien im klassischen Sinn wie aus der Zeit gefallen dastehen, ist auch nicht neu. Übrigens: Wer Volksparteien als Auslaufmodell sieht, dürfte dann auch den Grünen, die sich gerade dazu zu mausern scheinen, logischerweise kaum empfehlen, diesen Weg zu beschreiten. Aber was ist heutzutage schon logisch in der Politik und den kommentierenden Begleitungen?
Logisch erscheint da auch kaum das Ergebnis saarländischer Kommunalwahlen für CDU und SPD angesichts des gesamten Umfelds. Erklären lässt sich das nur, weil sich Parteimitglieder vor Ort engagieren und kümmern. Von denen höre ich aber immer öfter, dass sie, ungeachtet allen Engagements, in Mithaftung genommen für das Bild, das „die Politik", gemeint ist die Berliner Glasglocke, abliefert. Motivationsschub sieht anders aus. Das ist der zweite Fehler im Satz über die Sorge um die Groko.
Wohin die dauerhafte Selbstbeschäftigung im Fliegenglas führt, ist inzwischen hinreichend klar. Mit einem Rest Hoffnung unterstelle ich mal, dass eigentlich keiner so weitermachen will. Patentlösungen gibt es keine. Man muss nicht zwingend mit Pfingsten etwas anfangen können, aber so ein Hauch frischen Geistes in der Tristesse der Ratlosigkeit wäre jetzt nicht schlecht.