Die niederländische Hauptstadt punktet mit prachtvollen Kaufmanns-häusern, verwinkelten Gassen, einem Labyrinth aus Grachten und Kanälen, zahllosen Brücken, Museen, bunten Märkten und multikulturellem Leben.
Zum ersten Mal in Amsterdam? Vom Wasser aus lernt man die Stadt am besten kennen! Ob mit einem der verglasten Besichtigungsboote, einer offenen Elektro-Schaluppe mit Skipper oder auf eigene Faust mit dem Tretboot spielt dabei keine Rolle. Wobei Letzteres am meisten Spaß macht, denn hier kann man seine eigene Route festlegen. Bei geschätzten 160 Grachten hat man zwar die Qual der Wahl, alles Sehenswerte liegt jedoch im inneren Grachtengürtel, der zum Weltkulturerbe gehört und den Fluss Ij mit der Amstel verbindet. Das halbmondförmige Kanalsystem gleicht einer halbierten Zwiebel, denn wie Zwiebelringe zweigen die Kanäle von der Amstel ab. Die drei Hauptkanäle sind die Prinsengracht, an der das Anne-Frank-Haus steht, die Keizergracht, breitester Kanal im Zentrum und die Herengracht, an deren Ufern Giebelhäuser mit prächtigen Fassaden thronen. An einigen Giebeln sieht man Haken, mit denen früher Bootsfracht in die Häuser gehievt wurde. Heute sind sie praktische Umzugshilfen, denn viele Häuser sind zu schmal, um Möbel über die Treppen hinaufzuschleppen. Innerster Ring ist die Singelgracht, wo in Nummer 7 das schmalste Haus Amsterdams steht – es ist nur einen Meter breit. Die Hauptgrachten sind durch Quergrachten miteinander verbunden. 1.280 Brücken überspannen die Wasserstraßen. Nicht jedes Boot schafft es überall unten durch, und wer nicht aufpasst, ist schnell einen Kopf kürzer. Hier punktet das Tretboot, denn darin kann man ohnehin nicht stehen. An den Ufern der Grachten sind Hausboote in allen Varianten vertäut. Viele davon sind umgebaute Frachtschiffe, verfügen über Terrassen, Gärten und manche über mehreren Etagen mit viel Glas. Als Notunterkünfte im Zweiten Weltkrieg entstanden, später Lösung für die zunehmende Wohnungsnot, gehören die mittlerweile 2.500 Hausboote heute zum Stadtbild und sind in guter Lage manchmal teurer als ein Einfamilienhaus.
Zentraler Platz der Metropole ist der Dam, wo 1270 das Fischerdorf entstand, aus dem die niederländische Hauptstadt hervorging. Er ist der traditionelle Ausgangspunkt für Sightseeing-Touren in alle Richtungen. Rings um den Dam befinden sich das Königsschloss, das von der Königsfamilie hin und wieder zu repräsentativen Anlässen genutzt wird, das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, die Nieuwe Kerk, Krönungskirche des Königshauses und zahlreiche Cafés. Mittelpunkt des Dams ist das Nationalmonument, ein 22 Meter hoher Obelisk, der an die Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg erinnert. Mit knapp über 800.000 Einwohnern ist Amsterdam im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten nicht besonders groß. Das Zentrum ist überschaubar, die Entfernungen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind kurz und können zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden. Radverleihe gibt es an jeder Ecke. Rund eine Million Fahrräder soll es in Amsterdam geben – weit mehr als Einwohner. Radfahren ist Teil der Stadtkultur und wen wundert es da, dass die Stadt sogar eine Fahrradbürgermeisterin hat. Weltweit die erste überhaupt. Mit dem Rad sind es vom Dam nur sechs Minuten zum Anne-Frank-Haus in der Prinsengraacht 263 – ein Muss für jeden, der das berühmte Tagebuch gelesen hat. Das Grachtenhaus, in dem sich die Familien Frank und Van Pels sowie Fritz Pfeffer vor den Nazis versteckten, ist seit 1960 ein Museum. Zwei Jahre lang lebten die acht Menschen in abgedunkelten Räumen auf weniger als 50 Quadratmetern im Hinterhaus. Die Zimmer sind heute unmöbliert, zu sehen sind Fotografien, Zitate aus dem Tagebuch und historische Dokumente. Das Original von Annes Tagebuch befindet sich im Museum und kann auf Displays angeschaut werden.
Amsterdam wuchs aus einem kleinen Fischerdorf
Ein weiteres Must-see ist das Van-Gogh-Museum am Museumplein 6. Die großen, lichtdurchfluteten Säle des Gebäudes aus Glas und Sichtbeton beherbergen die weltweit größte Sammlung der Werke des Künstlers. Die bedeutendsten Gemälde, darunter die berühmten Sonnenblumen und zahlreiche Selbstporträts, hängen chronologisch geordnet im 1. Stock. Einen Katzensprung entfernt befindet sich das Stedelijk-Museum mit Exponaten aus dem Zeitraum 1850 bis zur Gegenwart mit Werken von Matisse, Mondriaan, Picasso und Andy Warhol. Einen Abstecher wert ist auch das Rijksmuseum in der Museumstraat. Zugegeben, es braucht mehr als einen Tag, um auf vier Stockwerken und 80 Räumen alles zu sehen im wichtigsten Museum der Niederländer, das eine große Sammlung der holländischen Kunst des „Goldenen Jahrhunderts" (17. Jh.) verwahrt. Die Highlights schafft man allerdings in kurzer Zeit: Rembrandts „Nachtwache" in einem Raum, der eigens für das Gemälde entworfen wurde, die Ehrengalerie mit weltberühmten Meisterwerken von Frans Hals, Jan Stehen, Rembrandt und Vermeer sowie Cuypers Library, Hollands größte und älteste kunsthistorische Bibliothek. Mehr Rembrandt gibt es im Rembrandthuis in der Jodenbreetstraat 4. Auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Handtasche lädt das Taschenmuseum am Rembrandtplein auf vier Stockwerken ein, und das Diamantmuseum in der Paulus Potterstraat führt durch 400 Jahre Diamantenwirtschaft in Amsterdam. Es funkelt und glitzert, ganz besonders auf einem mit 17.000 kleinen Diamanten besetzten Totenkopf.
Wer wissen will, wie die Amsterdamer im 18. und 19. Jahrhundert eingerichtet waren, begibt sich ins Willet-Holthuysen-Museum, einst das Wohnhaus des wohlhabenden Kunstsammlerpaares Abraham Willet und Louisa Holthuysen. Über 50 Museen gibt es in Amsterdam, ebenso viele wie Märkte. Der meistbesuchte Straßenmarkt ist der Albert-Cuyp-Markt im multikulturellen Szeneviertel De Pijp im Süden der Grachten, wo Menschen aus 150 Nationen leben. Hollands größter Freiluftmarkt mit über 300 Verkaufsständen findet seit über 100 Jahren von Montag bis Samstag (10 bis 18 Uhr) statt. Hier gibt neben einem vielseitigen und exotischen Warenangebot typisch holländische Spezialitäten, unter anderem die berühmten „Stroopwafels" – zwei aufeinander liegende Teigwaffeln mit einer Füllung aus Karamell. Ältester Markt ist der Flohmarkt auf dem Waterlooplein im Zentrum. An sechs Tagen der Woche (Montag bis Samstag von 9.30 bis 18 Uhr) findet man an über 300 Ständen Ausgefallenes, Einzigartiges und Verrücktes. Schnäppchenjäger werden auf dem Noordermarkt auf dem Stationsplein (Montag bis Samstag von 9 bis 15 Uhr) sowie auf dem Dappermarkt in der Dapperstraat (Montag bis Samstag 9 bis 17 Uhr) fündig. Einzigartig ist der schwimmende Blumenmarkt am Singelkanal, wo seit über 150 Jahren von Pontons Blumen und Pflanzen verkauft werden.