Ausgedehnte Konzert-Reisen ließen ein begeistertes Publikum in den edelsten Lokalitäten dieses Planeten zurück: London’s Royal Albert Hall, das Sydney Opera House, die National Concert Hall in Dublin und auch die Hamburger Elbphilharmonie waren darunter …
Nun, tatsächlich ruft die bezaubernd zarte, gleichwohl intensive, ganz ungewöhnliche Musik von The Gloaming nach besonders würdevollen Orten für ihre Aufführung. Peter Gabriel hatte den vier Iren plus einem Amerikaner nicht weniger als „die Erschaffung eines ganz eigenen Genres" attestiert.
Und dieser kennt sich als Label-Chef von Real World Records ja fürwahr bestens mit dem Grenzensprengenden aus.
Ein Sänger, zwei Geigen, eine Gitarre und ein Klavier haben nicht nur ganz viel Zeit, sondern geben sich gegenseitig auch Raum zur Entfaltung. Dass auch das 70-minütige „3" kein standardisierter Kuschel-Folk ist, wird dem Hörer schon bei den allerersten Takten klar, wenn Iarla O Lionaird auf Alt-Gälisch („Sean-nos"), für unsere Ohren also fraglos spröde Weise die Zeilen eines Gedichtes intoniert. Und plötzlich führt klassisch strenger, gleichwohl beschwingter Geigenstrich den sperrigen Vortrag in recht vertraute Irish-Folk-Gefilde. Durchweg perlt sanft das Piano, zupfen dezent die Gitarrensaiten. Erst nach gänzlich ungestressten siebeneinhalb Minuten klingt das betörende Treiben aus.
Auf „The Lobster" stehen die Geigen von Caoimhin O Raghallaigh und Martin Hayes durchgängig im Fokus des wundersamen Geschehens. Das Liedgut dieses Albums entstammt zumeist der irischen Tradition und wurde von The Gloaming neu arrangiert. Erwähnen muss man diesbezüglich natürlich unbedingt Thomas Bartlett, dem hier erneut Tasten und Produktion anvertraut wurden.
Überfordert scheint indes Wikipedia zu sein – was die Charakterisierung dieser unglaublich sehnsuchtsvollen Klänge betrifft: Irisch, Keltisch, zeitgenössische Klassik, Kammerjazz, Post-Rock, Minimal … Ja, dieser Fünfer ist in der Tat schwer zu fassen, auf jeden Fall aber: einmalig.