Über den Ursprung der griechischen Demokratie gibt es viele Erzählungen. Eine ist die von der Idee, einen Weg zu finden, wie man unliebsame Herrscher ohne Blutvergießen loswerden kann. Angesichts äußerer Bedrohungen und Zerrüttungen schien es wenig sinnvoll, sich in inneren Kämpfen blutig aufzureiben. So gesehen müssten sich die alten Griechen über das Saarland gefreut haben. Wohl noch nie sind derart viele offensichtlich unliebsame Herrscherinnen und Herrscher aus den Chefzimmern der Rathäuser per Wahlzettel herauskomplimentiert worden. Aus dem lustigen Rathaussturm zu Fastnacht ist mancherorts bitterer Ernst geworden.
Von Blutvergießen ist derweil nichts zu berichten gewesen, wohl aber von etlichen Verwundungen. Ganz so harmlos waren die Auseinandersetzungen also nicht. Selbst Juristen waren mit der Prüfung von Klagen wegen Verleumdung, übler Nachrede und anderem Ungemach befasst. Und manche Netzattacke flatterte gefährlich in der Grauzone, hinter der zivile Umgangsformen enden. Wahlkampf bei Direktwahlen ist nichts für schwache Nerven und allzu empfindsame Gemüter.
Erfreulicherweise sind auch ebenso zahlreiche Gegenbeispiele zu berichten. In etlichen Städten und Gemeinden haben sich – auf private Initiativen oder initiiert durch Kandidaten selbst – die Bewerber in Diskussionen den Wählern vorgestellt, die Säle waren allesamt bis auf die letzten Plätze gefüllt. Auch die signifikant gestiegene Wahlbeteiligung ist sicher kein Ausweis grundsätzlicher Politik- oder Politikerverdrossenheit. Die geringere bei der Stichwahl ausgerechnet an Pfingstsonntag ist kein schlüssiges Gegenargument.
Den Kommunen steht jetzt erst einmal ein gruppendynamischer Neufindungsprozess ins Haus. Den könnte es auch auf Landesebene geben. Schon seit Jahresbeginn halten sich hartnäckig Spekulationen über eine mögliche Regierungsumbildung nach den Kommunalwahlen. Was nicht nur daran liegt, dass zumindest ein Staatssekretärsposten neu besetzt werden muss. Der Ausgang mit überraschend vielen Wechseln könnte zusätzliche Spielräume eröffnen. Aber natürlich könnte es auch ganz anders kommen. Schließlich haben auch die Wahlen etliche Spekulationen widerlegt.