Zoos zeigen viele niedliche und imposante Tiere, die man sich während der Ferien wieder anschauen kann. Doch die in Saarbrücken und Neunkirchen verfolgen auch einen pädagogischen Ansatz.
Plötzlich standen 120 Kinder vor der Tür. Die Geschichte der Ferienprogramme des Saarbrücker Zoos ist auch ein wenig die Geschichte der pädagogischen Entwicklung der vergangenen Jahre, ja sogar Jahrzehnte. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre bietet die Einrichtung am Saarbrücker Eschberg die Ferienbetreuung für Kinder und Jugendliche an. Damals konnte man – wie heute übrigens auch – ohne Anmeldung einfach vorbeischauen. Doch seinerzeit war das übrige Angebot an Freizeiten bei Weitem nicht so ausgeprägt wie heute.
„Wir hatten so ziemlich eines der ersten Programme für Kinder und Jugendliche", erinnert sich Dr. Ralf Kohl zurück. Er ist seit 1997 im Saarbrücker Zoo freier Mitarbeiter und gleichzeitig Leiter der Zoo-Pädagogik. Seinerzeit, noch unter Leitung von Dr. Vaclav Ceska, begann alles mit Erlebnisführungen wie den Foto-Safaris, die dieser initiierte. Während dieser Touren erhalten die Besucher Tipps zum Fotografieren der Tiere. Nach und nach kamen weitere Programmpunkte hinzu – etwa die Tierolympiade, bei der man wie ein Lama spucken oder wie ein Känguru hüpfen darf.
Im vergangenen Jahr wurde das Programm erstmals etwas entschlackt. Das Zoo-Team, seit 2006 unter der Leitung von Dr. Richard Francke, verzichtet seitdem auf die festen Tagesprogramme. So hätten die Zoo-Mitarbeiter bessere Möglichkeiten, das jeweilige Programm an die Zahl der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen anzupassen. Da man ja, wie bereits erwähnt, ohne Anmeldung teilnehmen kann, hatte die alte Regelung mitunter zur Folge, dass einige Kinder nicht an den von ihnen eigentlich favorisierten Tagespunkten teilnehmen konnten, wie Ralf Kohl erklärt. „Dann hatten wir enttäuschte Kinder da stehen."
Das Programm startet ab Montag, 1. Juli, jeweils montags bis freitags um 10 Uhr am Seehundbecken. Zu zahlen ist nur der Eintrittspreis, Inhaber einer Jahreskarte dürfen somit kostenlos an den Angeboten teilnehmen. An Montagen und donnerstags geht es jeweils sofort los, dienstags, mittwochs und freitags ist die Fütterung der Seehunde der erste Programmpunkt. Kinder unter sieben Jahre dürfen nur in Begleitung Erwachsener teilnehmen. Das Programm läuft bis einschließlich Freitag, 9. August. Das Ende an allen Programmtagen ist jeweils gegen 12.15 Uhr anvisiert. Generell gilt: Alle Teilnehmer, die alleine mitgehen, müssen eine Notfallnummer angeben, unter der Eltern erreichbar sind.
Lediglich für Gruppen gibt es eine Einschränkung: Sie dürfen nicht teilnehmen. Früher sei es ab und an vorgekommen, dass einige Vereine oder Institutionen die Teilnahme am Ferienprogramm des Zoos in Anspruch nahmen – ohne Rücksprache. „Wenn dann drei oder vier Gruppen da stehen, sprengt das leicht die Teilnehmerzahl", erklärt Ralf Kohl die Änderung. Gruppen können jedoch nach wie vor eine auf sie zugeschnittene Führung buchen. Diese gibt es in den Staffelungen anderthalb, drei und sechs Stunden. Letzteres wird vor allem von Schulklassen genommen, die Tierpädagogik im Unterricht oder in einer Projektwoche durchnehmen.
Es gebe übrigens keine soziale Schicht, die stärker als andere an den Ferienprogrammen, die auch zu Ostern und im Herbst auf dem Veranstaltungskalender stehen, teilnehme. „Das ist wirklich querbeet", erklärt der Pädagogische Leiter. Geändert habe sich jedoch, dass es früher mehr Stammgäste gegeben habe.
Kattas sind bei Kindern besonders beliebt
Empfangen werden die Kinder und Jugendlichen täglich von zwei Pädagogen. Wo es dann hingeht und was gemacht wird, wird in Zusammenarbeit mit den Kindern besprochen. Tierkontakte seien natürlich generell gerne gesehen. „Die Kattas sind immer ein Super-Highlight", sagt Dr. Kohl über die niedlichen gestreiften Lemuren. Auch hoch im Kurs steht das Basteln von Futterverstecken, wo zum Beispiel Rohre mit Karotten befüllt werden, die sich die Tiere dann schnappen können.
Bei all den Veranstaltungen über einen solch langen Zeitraum gibt es natürlich auch die ein oder andere Anekdote. Der Pädagogische Leiter stellt sich den Kindern und Jugendlichen immer mit seinem Vornamen vor, wie er erzählt. Ein Kind ging darauf nicht näher ein, hatte Tausende Fragen und redete ihn immer mit „Du, Doktor Kohl" an, wie er schmunzelnd erzählt. Am Ende habe das Kind ihm dann noch gedankt, dass er die vielen Tiere extra für den erlebnisreichen Tag eingefangen habe.
Doch nicht nur der Saarbrücker Zoo bietet ein Ferienprogramm an. Gerade frisch aus dem Druck kommt das Ferienprogramm des Zoos in Neunkirchen. Zu diesem lädt die Einrichtung in der Zoostraße seit 2005 ein. „Vorher gab es längere Zeit keine zoopädagogische Abteilung", erzählt Christian Andres. Er ist seit 2004 in Neunkirchen tätig, startete mit einem studentischen Nebenjob in einer AG für Zoopädagogik und ist heute Kurator und Abteilungsleiter für Marketing, PR und natürlich die Zoopädagogik. Mehrere Tausend Kinder und Jugendliche hat das Zoopädagogik-Team jährlich, auch während der Sommerferien, zu betreuen.
In den Osterferien startete man die neu gegründete Neunkircher Zoo-Akademie. Diese soll für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren ungewohnte Einblicke in den Zoo als wissenschaftlich geführtes Natur- und Artenschutzzentrum bieten. Zu den Tieren und ihrem Leben sowohl im Zoo als auch in der Natur gebe es zahlreiche interessante Infos. Dabei werden auch viele Anschauungsgegenstände besprochen –
etwa der Stoßzahn eines Elefanten oder die Haut einer Schlange. So könne man den Kindern die Tierwelt im wahrsten Sinne begreifbar machen.
Neben diesem Blick hinter die Kulissen sind favorisierte Programmpunkte beispielsweise der direkte Tierkontakt und das spielerische Lernen durch diverse Aktionen. Hier können die Kinder testen, ob sie so schnell wie ein Nandu rennen können, ob ihre Zunge so lang wie die einer Giraffe ist, ob man klettern kann wie ein Orang-Utan oder so stark ist wie ein Elefant. Ein Besuch des Steinkauz-Zentrums oder Aktionen zur Singvogelkrise in Südostasien und in heimischen Gefilden und weitere Elemente aus der Erlebnis- und Waldpädagogik dürfen ebenso nicht fehlen, erklärt Christian Andres.
Was dieses Jahr wegfällt, ist das Naturschutz-Camp über mehrere Tage. Stattdessen präsentiert der Zoo Neunkirchen an vier Terminen eine neue Variante des Naturschutz-Camps mit einer Übernachtung für Kinder von acht bis zwölf Jahren. Im Laufe des Jahres sollen dafür weitere Angebote hinzukommen – etwa die Zoo-Miniakademie für jüngere Kinder oder die Zoo-Universität für Erwachsene. Die zoopädagogischen Programme kosten nur den Eintrittspreis – lediglich das Naturschutz-Camp ist kostenpflichtig. Auch hier kommen die weit mehr als 1.000 Jahreskarteninhaber also kostenfrei in den Zusatzgenuss.