Die ehemalige Mode-Chefredakteurin Leonie Gerner (34) aus Berlin begeistert mit ihren Beauty-, Fashion- und Travel-Fotos bei Instagram knapp 13.000 Follower. Im Interview spricht sie über ihren Einstieg in die Modebranche, die Arbeit als Stylistin, Allround-Talente im Kleiderschrank und verrät, welchen Influencern sie selbst folgt.
Leonie, Du bist nicht nur erfolgreiche Bloggerin, sondern warst auch Chefredakteurin des „Conleys"-Magazins und Blogs. Wie war Dein Weg in die Modebranche?
Das Bloggen ging mit der Chefredaktion einher – ich betreute damals nicht nur das gedruckte Magazin für den Onlineshop, sondern auch den gesamten Blog. Meinen eigenen eröffnete ich wenige Jahre später. Zur Mode brachte mich die Neugier auf die Branche, nach meinem Studium der Linguistik absolvierte ich ein Volontariat bei Bertelsmann und rutschte ganz schnell in die richtige Redaktion. Damals betreute ich den Mode- und Beautybereich des Frauenmagazins „Laviva".
Kannst Du Tipps geben?
Nun, mittlerweile braucht man den klassischen Weg, den ich gegangen bin, schon fast nicht mehr. Weil das meiste über Social Media oder Kontakte funktioniert, was ich etwas schade finde, um ehrlich zu sein. So fallen viele gute Leute hintenüber, die sich für Social Media nicht begeistern können. Aber generell denke ich, ist es wichtig, stets in Bewegung zu bleiben. Sich auf vielen Ebenen zu etablieren und vor allem dranzubleiben.
Warum hast Du Deinen Blog „La Leonella" eingestellt?
Ich habe es zeitlich nicht mehr geschafft. Nach guten vier Jahren der Festanstellung bei „Conleys" bin ich in die freie Position gewechselt und habe noch weitere drei Jahre das Magazin und den Blog als Freelancer betreut. Ich konnte den Blog nicht mehr halten, auch, und da bin ich ganz ehrlich, hat sich die Social-Media-Welt zu dieser Zeit so enorm entwickelt, dass ich, obgleich ich am Anfang unter den zehn stärksten Blogs rangiert habe, schnell überholt wurde. Da habe ich mich wieder mehr auf meinen Job als Art-Direktorin und Stylistin konzentriert.
Als Stylistin hast Du für Schauspieler wie Matthias Schweighöfer gearbeitet und Fotostrecken für Brands wie „s.Oliver" produziert.
Als Moderedakteurin betreut man meistens auch die Fotoproduktionen für das entsprechende Magazin – man ist Art Director, Stylist und anschließend auch noch Texter für die Fotostrecke. Man lernt viel in kurzer Zeit, knüpft unheimlich viele Kontakte zu PR-Agenturen und Model- sowie Künstleragenturen. Diese Kontakte sind für Freiberufler unabdinglich. Zu wissen, wo man die Mode und natürlich auch das Wissen über Trends oder Hypes herbekommt, ist also ein ganz elementarer Step im Berufsleben einer Moderedakteurin. Recherche, Recherche, Recherche.
Wie sah Deine Arbeit als Stylistin aus?
Jedes Shooting läuft anders ab. Für „s.Oliver" war ich in Barcelona und Kapstadt, das sind natürlich wunderbare Grundvoraussetzungen und macht Spaß. Aber der Job eines Stylisten ist auch wahnsinnig anstrengend. Man hat viel Vor- und Nachbereitung und schleppt von morgens bis abends Kleidung durch die Gegend, sucht die Models, die irgendwo draußen rumschwirren oder an ihren Handys hängen. Man trägt viel Verantwortung und ist stets damit beschäftigt, es allen recht zu machen. Aber man wird natürlich auch belohnt und geht im Zweifel mit wunderbaren Bildern und jeder Menge neuen Erfahrungen nach Hause. Mit Matthias Schweighöfer habe ich einmal gearbeitet. Das war ein sehr lustiger Shoot, wir haben uns auf Anhieb gut verstanden – teilen denselben Humor. Dann macht es natürlich besonders viel Spaß!
Woher weiß man, welche Outfits, Frisuren, Make-ups und Farben einem stehen?
Ich muss sagen, ich bin da total praktisch veranlagt und viel weniger eitel als man vielleicht vermuten würde. Ich liebe Bluejeans und weiße T-Shirts, schwarze Highwaist Denims und meine Docs. Ohne Mantel geht bei mir nichts, Velourleder oder Wolle. Wenn Farbe, dann Knallrot. Insgesamt ist mein Look immer recht clean und easy – ich weiß meine Zeit besser zu nutzen als sie beim Shopping oder vor meinem Kleiderschrank zu verdaddeln.
Folgst Du Trends oder ziehst Du Klassisches und Basics vor?
Ich folge keinen Trends, ich halte es wie gesagt lieber schlicht und simpel. Außerdem: Was ist ein Trend? Das, was wir auf den Laufstegen und in den Modemagazinen sehen? Das hat dann jeder Dritte an, dann sieht man auf jedem Kopf denselben Seemannshut, die gleiche grüne Bomberjacke und die bunten Socken hochgezogen bis zur Kniekehle. Wo bleibt da die Individualität? Ich finde es lustig zu beobachten wie die Menschen, gerade hier in Berlin, so verrückt wie möglich aussehen wollen und dabei im Einheitsbrei verschwinden. Da bleibe ich lieber dabei, was mir gefällt und was mir steht. Trends kommen und gehen, der eigene Stil bleibt.
Trägst Du gerne Accessoires?
Ich trage sehr gerne Ringe und Ketten, besonders liebe ich den Schmuck von den Yakamozz-Mädels – das ist ein bisschen Hippie und vor allem so schön unaufgeregt. Ich mag Teile, die sich sofort in den eigenen Look integrieren und nicht „neu" aussehen. Viele Ringe, dünne Armbändchen und ein, zwei Ketten reichen mir da schon.
Welche Styles magst Du am liebsten und warum?
Im Sommer trage ich am liebsten Jumpsuits. Ist schnell angezogen und kleidet einen ganz unkompliziert. Je nach Anlass kommen Flip-Flops oder High Heels zum Einsatz. Aber auch hier setze ich auf einheitliche Farben – Muster ist nicht so meins.
Schminkst und stylst Du Dich für Deine Instagram-Fotos immer selbst? Und wer fotografiert Dich?
Klar schminke ich mich selbst. Außer man ist auf einen Job gebucht, ansonsten weiß man selbst glaube ich immer am besten, was einem steht. Ich fotografiere mit unterschiedlichen Fotografen. Besonders gut haben mir die Bilder von Max Sonnenschein gefallen. Früher habe ich oft mit Max Liebenstein geshootet. Ich habe offensichtlich ein Fable für Männer mit dem Namen Max.
Welche sind Deine Allround-Talente im Kleiderschrank, die Du am häufigsten mit anderen Stücken kombinierst?
Bluejeans, weißes T-Shirt, Jumpsuits und mein cognacfarbener Mantel.
Was würdest Du niemals tragen und warum?
Blumenmuster und Häkeloberteile – ich steh einfach nicht auf diese süßen Mädchenlooks.
Welche sind für Dich die revolutionärsten Beauty-Produkte?
Meine neue Serie von Charlotte Tilbury – die beste Wimperntusche, die schönsten Lippenstifte und vor allem haben die eine richtig gute Bronzer-Serie. Richtig tolle Produkte, die lange halten und vor allem super verträglich sind.
Wie schminkst Du Dich am liebsten?
Ich betone immer die Wimpern, lege meistens etwas Bronzer auf und betone die Wangenknochen mit Highlighter. Lippen nur, wenn ich ausgehe. Dann aber auch gerne mal Knallrot.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du?
Ich folge nicht mehr aktiv in dem Sinne, dass ich auf die Seite gehe und mir alles genau durchlese. Dafür sind die Blogs, die mal gut waren, einfach zu werblich und ähnlich geworden. Mal ehrlich, die Instagramprofile sehen doch alle gleich aus – da unterscheidet sich keins von dem anderen. Wen ich aber wirklich sehr mag, nicht nur von der Bildästhetik sondern auch menschlich, ist Sofia von Mataimu und Lena Lademann. Auf dem Profil von Wana Limar bleibe ich oft hängen, weil sie es schafft, neben der Mode auch noch wirklich wichtige Themen zu thematisieren – sie ist kritisch. Das gefällt mir. Insgesamt bin ich der Meinung, dass sich Personen mit großer Reichweite mehr darum bemühen sollten, relevante Themen zu verbreiten statt neuste Haartrends vorzustellen. Bei Instagram kann man mit wenig Aufwand viele Menschen erreichen und auf wichtige Themen hinweisen. Ich glaube daran, dass dieses Medium noch mehr Power hat, Menschen positiv zu „beeinflussen".
Wer und was inspiriert Dich in Sachen Beauty und Fashion?
Meine Om. Sie war und ist eine sehr elegante Frau – stets stilsicher mit Farben, Materialien und Formen. Wenn man bei ihr ist, darf man nicht im Jogger rumlaufen. Dieses Gefühl, auf sich selbst zu achten, die Haare ordentlich zu „striegeln", wie sie sagen würde, und kein Braun zu Blau zu tragen finde ich inspirierend. Ich finde es angenehm, auf sich zu achten, dabei muss man kein bisschen eitel sein. In ihrem Schrank finde ich fast immer etwas, was ich sofort tragen würde.
Wo shoppt man am besten – im Laden oder online?
Ich habe mir gerade ein paar Bodys im Internet bestellt – die passen perfekt. Glück gehabt. Ich liebe Bodys. Allerdings gehe ich lieber in einen Laden.
Wie sieht Dein Leben heute aus?
Ich arbeite vor allem als Art-Direktorin und Moderatorin, ich habe eine eigene Sendung auf dem Sender TV Berlin mit dem Namen „Berlin Kunterbunt" und treffe Berliner Menschen, die spannende Geschichten zu erzählen haben. Das können Schauspieler, Sänger, Sterneköche, Abenteurer oder Modedesigner sein. Sie zeigen mir einen Teil ihres Berlins und ich frage sie nebenbei ein bisschen aus. Jüngst traf ich Sängerin Lary. Ich liebe ihre Musik und war irre gespannt, was sie zu erzählen hat. Ich bin glücklich über diesen neuen Input in meinem Leben. Es ist spannend, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die so ganz andere Leben führen als man selbst. Da spielt mir ein Tim Bendzko nach dem zweiten Glühwein ein Ständchen oder Ines Anioli erzählt mir, was hinter ihrer großen Klappe steckt. Mode allein erfüllt mich nicht. Die Sendung läuft jeden Samstag auf TV Berlin um 20.15 Uhr.
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Agentur: www.fab4media.de
Youtube: Stichwort „berlin kunterbunt"