Geschafft. Sommeranfang und die Ferien sind auch nur noch Zentimeter weit weg. Die jüngsten Wirrnisse nehme ich mal gelassen zur Kenntnis. Da vermeldet der eine Bericht, der Frühling sei wärmer, sonniger und nasser gewesen als im Durchschnitt, der andere, die Dürre des letzten Jahres setze sich fort. Also genügend Stoff für Hobby-Klimatheoretiker zu leidenschaftlichen Diskussionen.
Was mir in den letzten Jahren zu dieser Jahreszeit auffällt, ist ein merkwürdiges Artensterben. Keine Spinnen mehr in Bananenkisten, keine Problembären, die uns in Atem halten, nicht einmal Nessie bequemt sich, uns ein gruseliges Sommerfeeling zu gönnen. Alle ausgestorben. Das Sommerloch scheint sich, wie es schwarze Löcher zu tun pflegen, auf eine Winzigkeit zu komprimieren, aus dem Nichts nach außen dringt. (Wobei man korrekterweise sagen muss, dass die Theorie diesbezüglich auch andere Ideen parat hält.)
Statt all der schönen Geschichten schlagen wir uns von Sommer zu Sommer mit dem Politzirkus herum. Erst Wahlkampf (2017), dann Unions-Flüchtlingstheater (2018) und jetzt eine Kanzlerdebatte, als ginge es morgen zur nächsten Wahl. Die kann zwar eigentlich keiner wirklich wollen. Aber in Zeiten, in denen offenbar keiner so recht weiß, was er oder sie will oder wollen soll, kann man aus Versehen ganz schnell in etwas reinschlittern, womit man wenig anfangen kann. Abgesehen davon, dass es weitere verlorene Monate wären und nichts gelöst wäre.
Das hat man nun davon, wenn all die schönen Ungetüme aussterben, auf deren Eintagsfliegendasein man sich noch einigermaßen verlassen konnte. Immerhin haben sie in diesen Tagen Zeit gegeben, mal durchzuatmen, sich über etwas anderes aufzuregen oder wahlweise zu amüsieren, jedenfalls mal raus aus dem Fliegenglas.
Wenn ich Kaiser von Deutschland wäre, würde ich der hohen Politik vier Wochen Urlaub per Gesetz verordnen, möglichst mit Smartphone abgeben und Online-Verbot. Das ist zwar ein utopischer Irrealis, aber ich würde wetten, dass mir nicht wenige dankbar wären. Und wer weiß, welche tot geglaubten Arten im Sommerloch dann freudige Auferstehung feiern würden.