Berlin braucht dringend neue Wohnungen. BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser will, dass bei der Realisierung das Thema Ökologie nicht auf der Strecke bleibt.
Herr Heuser, wie kann der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Stadt wie Berlin konkret etwas bewegen?
Natur- und Umweltschutz fängt vor der eigenen Haustür an. Mit unseren Arbeitskreisen und Bezirksgruppen handeln wir zusammen mit Initiativen und Bürgerinnen und Bürgern vor Ort und machen Druck auf Bezirks- und Landespolitiker. Jeder einzelne kann etwas bewegen, damit Berlin grüner wird und die vielfältigen Lebensräume für Pflanzen und Tiere erhalten werden. Die Aktiven im BUND Berlin werden von 10.000 Mitgliedern und 6.000 Förderern unterstützt.
Sie wollen verhindern, dass Berlin zur Betonwüste wird?
Der Erhalt von Grünflächen in Berlin ist wichtig. Ohne Begrünung heizen sich Städte immer mehr auf. Unser Ziel ist es, keine ökologisch wertvollen, unbebauten Flächen mehr zu „opfern". Wir wollen eine scheibchenweise Bebauung verhindern. Besser ist es, bereits bebaute Flächen zu optimieren. Zusätzlicher Wohnraum kann geschaffen werden, indem zum Beispiel Flachdach-Discounter durch Wohngebäude ersetzt, Dachgeschosse ausgebaut oder ehemalige Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsflächen bebaut werden. Bei neuen Wohngebieten sind ökologische Standards zu beachten. Gewässerufer müssen vor weiterer Bebauung geschützt, renaturiert und zugänglich gemacht werden. Damit beschäftigt sich etwa unser Arbeitskreis Wasser.
Berlin ökologisch gestalten? Wie geht das konkret?
Wir haben durchgesetzt, dass der Senat eine Charta für das Berliner Stadtgrün entwickelt. Keine einfache Aufgabe. Denn in der Stadt gibt es viele Begehrlichkeiten. In unserem Baumreport dokumentieren wir, wie viele Straßenbäume gefällt und wie wenige nachgepflanzt werden. Leider verläuft die Entwicklung kontinuierlich negativ. Unser Ziel? Nach intelligenten Lösungen suchen, die Entwicklung umdrehen und in eine positive Richtung lenken. Dazu gehört auch etwa die Begrünung von Dächern und Fassaden, sowie eine klimaneutrale und stadtverträgliche Mobilität und Energieversorgung.