Nachhaltig, vegan, innovativ und anders: Was genauso gut Attribute für ein hippes Restaurant sein könnten, sind in diesem Fall jene, die dem Schuh-Start-up Sorbas zugeschrieben werden können.
Weniger ist mehr – wenn es um die Fertigung geht. Statt auf Massenproduktion setzt das Berliner Schuhlabel Sorbas auf handgefertigte Sneakers und Co. und unterstützt dabei traditionelle Schuhmacherbetriebe. Beim Material gibt man sich alles andere als dogmatisch: Leder wie vegane Materialien, wasserfeste Bio-Baumwolle, pflanzliches Kunstleder und Kork. Was daraus erwächst: leichte und weiche Unisex-Schuhe für Männer und Frauen. FORUM hat mit dem Gründer Eike Vogler gesprochen.
Mit welchen drei Sorbas-Schuh-Modellen kommen Mann und Frau durch den Sommer?
Viele Sorbas-Schuhe sind aus leichten und atmungsaktiven Materialien, die sich ideal für Frühling und Sommer eignen. Neben Stoffen wie klassischem Canvas nutzen wir bei vielen Modellen auch Kork und wasserfeste Bio-Baumwolle – Materialien, die sich bequem und natürlich anfühlen, gerade, wenn es warm draußen ist. Aber, wenn wir drei Modelle für den Sommer empfehlen müssten, dann sind das: ’66 Grey/Poppy Red, ’72 White und ’53 Light Grey/Azul.
Wie wird man zum Schuhmacher?
Normalerweise würde man vermutlich eine klassische Ausbildung machen. Bei Sorbas war das aber anders. Die Idee war am Anfang, ein Entwicklungsprojekt zu gründen. Durch die Entwicklungshilfeagentur USAID kamen wir in Kontakt mit traditionellen Schuhmachern in Serbien. So entstand die Idee für ein neues Schuhkonzept: Wir entwickeln das Design in Berlin, und gelernte, traditionelle Schuhmacher fertigen die Modelle dann in kleinen Familienbetrieben. Dadurch können wir die Zukunft des traditionellen Schuhmacherhandwerks in diesen Betrieben erhalten und gleichzeitig faire Schuhe an urbane Kunden in Städten wie Berlin, Hamburg und Wien verkaufen.
Was ist das Besondere an Ihren Schuhen?
Drei Dinge machen die Schuhe besonders: Wir nutzen innovative, nachhaltige Materialien, unsere Schuhe haben ein schlichtes, minimalistisches Design, und sie fühlen sich bequem und natürlich an.
Gerade bei den Materialien versuchen wir, neue Wege zu gehen. Viele unserer Modelle sind deshalb vegan und – anders als vegane Alternativen aus Kunstleder – gleichzeitig nachhaltig. Wir nutzen beispielsweise Ananasfasern, Kork und wasserfeste Bio-Baumwolle – Materialien, die natürlich sind und gleichzeitig ressourcenschonend.
Gibt es einen Trend zu hochwertigen Schuhen aus innovativen Materialien und Manufakturproduktion?
Mit Sicherheit gibt es einen Trend hin zu Nachhaltigkeit und fairer Produktion. Immer mehr Menschen wünschen sich nicht nur Mode, die gut aussieht. Sondern eben auch Mode, die ethisch vertretbar ist. Dieses Bedürfnis ist in den vergangenen Jahren auf jeden Fall stärker geworden, aber es hat noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Unser Ansatz ist, diesem Trend mit innovativen Materialien zu begegnen und mit kleinen Schuhmacherbetrieben zu arbeiten, damit wir eine faire Produktion gewährleisten können. Und dieser Ansatz funktioniert bisher sehr gut.
Was sind überhaupt innovative Materialien, und warum sind die zu bevorzugen?
Ich habe es vorhin schon kurz erwähnt. Materialien wie Bio-Baumwolle, Kork oder Ananasfasern. Ananas ist innovativ, weil es früher nicht für die Produktion von Schuhen verwendet wurde, sich aber hervorragend dafür eignet. Es fühlt sich an wie Leder, ist aber eben trotzdem pflanzlich. Aus Ananas-Fasern können wir Schuhe machen, die wasserfest sind, atmungsaktiv und trotzdem natürlich. Genauso aus Kork und Bio-Baumwolle. So gelingt es uns, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: vegane Schuhe zu machen, die trotzdem nachhaltig sind – anders als Alternativen wie Kunstleder.
Gibt es überhaupt noch – oder wieder – Schuhmanufakturen, wo sie produzieren lassen können?
Die gibt es. Wir produzieren gemeinsam momentan mit traditionellen Schuhmachern in Serbien und Griechenland. Gerade in Serbien gibt es noch einige traditionelle Schuhmacher, aber sie stehen zunehmend unter Druck, weil sie nicht international ausgerichtet sind und lokal nicht mehr verkaufen können. Denn mittlerweile sind Schuhe aus Fernost einfach günstiger. Mit unserer Produktion wollen wir das traditionelle Schuhmacherhandwerk in Serbien und Griechenland stärken. Wir verschaffen den Familienbetrieben einen neuen Absatzmarkt und helfen ihnen somit, die Zukunft zu sichern.
War oder ist es schwer, die Kunden davon zu überzeugen, dass Handwerk auch bezahlt werden muss?
Wir müssen keine Überzeugungsarbeit leisten, weil unsere Schuhe nicht teurer sind als andere Marken. Wir verkaufen online an die Kunden. Dadurch sparen wir uns lange Handelsketten mit Händlern und Großhändlern und können faire Schuhe zum fairen Preis anbieten.
Was macht überhaupt einen guten Schuh in Bezug auf unseren Körper aus?
Ein guter Schuh sollte sich wie ein Teil des Körpers anfühlen. Er sollte Stabilität bieten, aber den natürlichen Gang nicht stark beeinflussen.
Sie stellen ja auch Kinderschuhe her. Warum ist dieses Segment so wichtig?
Für Kinder ist es gut, wenn sie mit Schuhen aufwachsen, die ein natürliches und bequemes Laufgefühl ermöglichen. Deshalb freuen wir uns, dass wir mittlerweile auch Schuhe für Kinder im Sortiment haben. Aber prinzipiell wollen wir Schuhe für alle machen.
Haben Sie Tipps zur Pflege von Schuhen, und sollte man Schuhe täglich wechseln oder besser ein Modell auftragen?
Bei unseren Schuhen gilt, was bei den meisten Schuhen gilt: Am besten ist es immer, Schuhe nur jeden zweiten Tag zu tragen. Ansonsten empfehlen wir Schuhe gut auszulüften, auch bei atmungsaktiven Schuhen. Für alle unsere Schuhe kann man herkömmliche Imprägniermittel nutzen. Der Markt bietet mittlerweile auch nachhaltige Alternativen.
Wie kontrollieren Sie, dass die Arbeitsbedingungen Ihrer Hersteller wirklich fair sind und bleiben?
Wir haben mit unseren Produzenten Vereinbarungen über die Arbeitsbedingungen und den Lohn der Mitarbeiter geschlossen. Darüber hinaus stehen wir in engem Kontakt mit den Familienbetrieben, wir besuchen die Manufakturen regelmäßig. Die Mitarbeiter in Serbien erhalten beispielsweise das doppelte des regional in der Schuhindustrie üblichen Durchschnittslohns. In Zukunft wollen wir die Arbeitsbedingungen extern und unabhängig zertifizieren lassen.
Wieviel Kollektionen geben Sie im Jahr heraus? Richten Sie sich dabei auch nach der Mode?
Bei Sorbas gibt es keine Kollektionen, sondern Modelle. Modelle wechseln nicht, sie laufen weiter. Die Produktpalette erweitern wir beinahe monatlich.
Ist Ihr Hauptabsatzmarkt immer noch der Onlinehandel? Wird es künftig auch eigene Sorbas-Shops geben?
Ja, zurzeit verkaufen wir all unsere Schuhe im Onlinehandel. Wir planen aber auch, Schuhe in Kooperation mit ausgewählten Einzelhändlern zu verkaufen und Sorbas-Läden zu eröffnen.
Bauen Sie ihre Produktlinien aus, etwa mit Taschen oder Gürteln?
Momentan liegt unser Fokus auf Schuhen. Aber wir schließen nicht aus, in Zukunft auch andere Produkte wie Taschen oder Gürtel herzustellen.