Sind meine Daten sicher verschlüsselt, aber trotzdem schnell für mich erreichbar? Cybersicherheit wird zum dominierenden Thema des Zeitalters der Digitalisierung. Der Bund beteiligt sich an deren Erforschung mit dem Cispa – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken.
Das Wissen ist nicht der Zweck des Menschen auf Erden; nur das Handeln gibt ihm ein würdiges Dasein – das Handeln für den Fortschritt. Das sagte einst Hermann von Helmholtz, deutscher Physiker und Namenspatron der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Diese Forschungsgemeinschaft des Bundes hat in diesem Jahr ihr neuestes Institut gegründet – das Cispa (Center for IT Security, Privacy and Accountability) Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken. Cispa-Direktor Prof. Dr. Michael Backes erhebt das Zitat von Helmholtz denn auch gleich zu seiner Maxime: Er handelt, wirbt, geht auf eine Tour durchs Land, um das neue Institut bekannt zu machen, drängt Landesregierung und Stadt dazu, die notwendige Infrastruktur bereitzustellen.
Denn die Vision von Backes ist nichts weniger als das Zentrum zum Herzstück eines „Saar-Valley" – in Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley – zu machen. Die Vision der Bundesregierung ist es, das Thema Informationssicherheit als Alleinstellungsmerkmal der deutschen IT-Landschaft rechtzeitig zu besetzen. Das Helmholtz-Zentrum für Cybersicherheit soll den deutschen IT-Standort nicht nur sichern, sondern ihn ausbauen – zum weltweiten Magneten für Wissenschaftler. Auf Nachfrage legt sich das Bundesforschungsministerium (BMBF) dazu nicht fest, stellt aber klar: „Mit der Etablierung eines Helmholtz-Zentrums für Cybersicherheitsforschung setzt der Bund ein klares Signal, dass sichere und vertrauenswürdige digitale Systeme von herausragender Bedeutung sind." Und: „IT-Sicherheitsforschung kann heute nicht mehr national gedacht werden, sondern ist als globale Herausforderung zu verstehen" – klar, in einer Welt, die allein durch die Vernetzung immer stärker zusammenwächst und genau dadurch anfällig für digitale Störmanöver.
Das BMBF stellt im laufenden Programm „Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt" mehr als 180 Millionen Euro bereit. Darin enthalten ist auch die Erforschung der Informationssicherheit.
19 Forschungszentren des Bundes bilden den Helmholtz-Verbund, ausgestattet mit einem Jahresforschungsetat von knapp fünf Milliarden Euro und 38.000 Mitarbeitern. Da nehmen sich die 200 derzeit am Cispa beschäftigten Forscher und Verwaltungsangestellten noch relativ mager aus. Mittel- bis langfristig soll sich das allerdings ändern. So könnte Deutschland weltweit Vorreiter in Sachen Informationssicherheitsforschung werden. In der Forschungsdisziplin Künstliche Intelligenz (KI) ist es das Land noch immer. Doch was deren Einsatz angeht, sind die USA und China längst enteilt. Nicht nur das. Die Bundesregierung strich die Mittel für eine bundesweite KI-Strategie von versprochenen drei Milliarden auf 500 Millionen zusammen. Hier widerspricht das BMBF, spricht vielmehr von einer „guten Ausgangslage" für die KI-Forschung in Deutschland. „In Europa werden mehr wissenschaftliche Arbeiten zu KI veröffentlicht als in China und den USA." Keine Frage, dennoch werden in den USA die meisten Patente angemeldet. Das heißt: In konkrete Produkte umgesetzt wird die Forschung dort statt in Deutschland oder Europa. Ob sich dies auf dem Feld der Informationssicherheit wiederholt, liegt nun an einer kohärenten Strategie. Die zumindest verspricht Prof. Michael Backes – und dass unsere Daten künftig sicherer sein werden. Wenn wir nicht zu sorglos mit ihnen umgehen.