Die neue Saison der Regionalliga Südwest steht schon vor der Tür. Wir werfen einen Blick auf Aufstiegsaspiranten und mögliche Kellerkinder.
Das Aufstiegsrennen der vergangenen Saison war schnell entschieden. Waldhof Mannheim spielte trotz anfänglichen Punktabzugs unaufhaltsam auf und stieg am Ende absolut verdient mit über 20 Punkten Vorsprung in die Dritte Liga auf. Dahinter bildete der saarländische Block aus Saarbrücken, Homburg und Elversberg das Verfolgerfeld, das von Offenbach und Ulm komplettiert wurde. Einzig der FCH war mit seiner Saison als Aufsteiger mehr als zufrieden. Der FCS und die SVE blieben hinter ihren Erwartungen zurück – teils deutlich. Als Absteiger erwischte es die Zweite Mannschaft des VfB Stuttgart, Wormatia Worms, Stadtallendorf und Hessen Dreieich. Die Altbekannten wagen in der neuen Saison einen erneuten Anlauf im Kampf um den begehrten Platz für den Aufstieg in die Dritte Liga, die Kleineren werden in dieser Dreiklassengesellschaft nur gegen den Abstieg kämpfen.
„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut"
Die Favoriten
Sowohl der 1. FC Saarbrücken, die SV Elversberg als auch der FC Homburg haben sich zur neuen Saison prominent verstärkt und zählen ohne Zweifel zum Favoritenkreis. Vor allem in Elversberg bleibt zu beobachten, wie die Mannschaft unter Horst Steffen aus der ersten gemeinsamen Sommervorbereitung herauskommt. Doch neben den saarländischen Anwärtern tummeln sich mehrere Mannschaften im Kreis der Favoriten. Für viele Experten ist der SSV Ulm der wohl heißeste Anwärter auf die Meisterschaft. Denn der SSV hat in dieser Sommerpause kräftig investiert und den Aufstieg als realistisches Ziel ausgegeben. Bislang verpflichtete der SSV sechs Spieler – darunter ehemalige U-Nationalspieler, gestandene Drittligaakteure und Rückkehrer. Zudem wurde die Profiabteilung ausgegliedert – dies setzt neue finanzielle Möglichkeiten frei. Obwohl viele den SSV als Favoriten sehen, wehrt sich der Sportvorstand Anton Gugelfuß zumindest ein wenig: „Wir haben uns vergangene Saison auch hinter den Kulissen richtig weiterentwickelt. In der Mannschaft herrscht jetzt Vollprofitum. Aber auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Wir wollen in der nächsten Runde so lange wie möglich bei der Musik sein, und wenn es am Ende Rang drei wird, ist das ein Erfolg." Wie eigentlich die vergangenen Jahre immer in der Verlosung sind auch in diesem Jahr die Kickers Offenbach. Von Andis Shala, der neu von RW Erfurt zu den Kickers kam ist die Marschrichtung für die kommende Saison klar: „Ich hoffe, wir können eine gute Chemie zwischen Mannschaft und Fans aufbauen, um ein Ziel zu verfolgen, nur der Aufstieg." Immer wieder genannt wird auch der TSV Steinbach Haiger. Außer Acht gelassen werden dürfen auch nie die Zweitvertretungen der Bundesligisten, da nie wirklich klar ist, wer von oben dabei ist. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass die U23-Mannschaften zwar schwer zu bezwingen sind, die jugendliche Inkonstanz aber meistens nicht für die vorderen Plätze reicht. Der VfR Aalen gilt als Absteiger aus der Dritten Liga natürlich immer als ein Favorit auf die direkte Rückkehr. Mit Roland Seitz, der die SV Elversberg zuletzt als Sportdirektor betreute, kam ein erfahrener Mann nach Aalen, der die SVE in den Jahren unter Michael Wiesinger zweimal in die Relegation führen konnte. Er sagt aber: „Der Aufstieg ist erst einmal utopisch."
Das Mittelfeld
Mannschaften, die in dieser Saison nichts mit oben, aber auch nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden, sind vor der Saison schwer zu finden. Der FSV Frankfurt bleibt eine Art Wundertüte, der FC Astoria Walldorf geht nun in seine sechste Regionalliga-Spielzeit. Die Zweitvertretungen um Hoffenheim, Freiburg und Mainz dürften sich auch in dieser Region einpendeln, mit dem Abstieg sollten diese Teams nichts zu tun haben – auch wenn es für den FSV vergangene Saison knapp war. Das zweite Jahr des TSV Balingen wird mit Spannung zu erwarten sein. Generell herrscht bei den Regionalligisten eine große personelle Fluktuation.
Die Aufsteiger
Die Aufsteiger aus den Oberligen hatten es in den vergangenen Jahren immer recht schwer in dieser Liga. Eintracht Stadtallendorf stieg nach einem Jahr wieder ab, Balingen war in der Vorsaison die Wundertüte. Während im oberen Tabellendrittel meist unter Profibedingungen gearbeitet wird, sind die Aufsteiger oder Teams aus den unteren Regionen meist eher wie eine Amateurmannschaft aufgestellt. Neu in der Liga sind die Meister der drei Oberligen. Da wäre Rot-Weiss Koblenz, die in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar unangefochten an der Tabellenspitze ihre Kreise drehten. Lediglich drei Niederlagen standen am Ende der Saison zu Buche. Dennoch bremst Trainer Fatih Cift die Euphorie ein wenig: „Das wird die größte und zugleich schwierigste Aufgabe, seitdem ich hier bin."
Geld schießt Tore: schwere Aufgabe für Aufsteiger
Für Koblenz kann und wird es nur um den Klassenerhalt gehen. Gleiches gilt für den Bahlinger SC. Als Tabellenzehnter und mit neun Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Stuttgarter Kickers ging es in die zweite Saisonhälfte. 17 ungeschlagene Spiele und 45 Punkte später war das Kunststück Meisterschaft vollbracht. Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte spielen die Bahlinger nun in der kommenden Saison in der vierthöchsten Liga – das Ziel kann nur der Klassenerhalt sein. Ein weiterer Meister, der in die Regionalliga aufsteigt, ist der FC Gießen. Dort gibt es aber Schwierigkeiten bei der Kaderzusammenstellung. „Wir haben den Zeitvorteil, den wir seit dem 4. Mai hatten, leichtfertig hergeschenkt", erklärt der Coach Daniyel Cimen, der zum Trainingsauftakt mit einem sehr kleinen Kader beginnen musste. Der einzige Aufsteiger, der nicht als Meister in die Regionalliga kommt, ist Bayern Alzenau. In einer Aufstiegsrunde setzten sie sich mit zwei Unentschieden gegen Röchling Völklingen und die Stuttgarter Kickers durch. Der Gewinner der Relegation hat es in der neuen Liga meist am schwersten.