Ein aus Brandenburg stammender Apotheker legte 1882 den Grundstein für die Erfindung des Heftpflasters und damit auch für die heutige Beiersdorf AG. Seine ursprünglich noch mit heilenden Wirkstoffen bestrichene Variante wurde ab 1922 durch das moderne Hansaplast ersetzt.
Heute kommt wohl niemand mehr auf die Idee, das Heftpflaster, das in jedem Haushalt zur Versorgung kleinerer Verletzungen vorrätig ist, als „Wundschnellverband" zu bezeichnen. Der medizinische Fachbegriff beschreibt auch eher die ursprüngliche Version des Hilfsmittels mit breitem, klebendem Gewebeband und einer mittig aufgebrachten medikamentösen Wundauflage. Ersonnen wurde der Vorgänger des Hansaplasts von dem aus dem brandenburgischen Neuruppin stammenden Paul Carl Beiersdorf. Beiersdorf hatte nach dem Pharmazie-Studium in Berlin und der Mitinhaberschaft bei einem Optikunternehmen an der Spree 1880 im Hamburger Stadtteil Wandsbeck eine Apotheke übernommen.
Da ihn vor allem die Dermatologie interessierte, tüftelte er in seinem Ladenlabor an einem Verfahren, mit dem sich Arzneimittel dauerhaft auf krankem, von Ausschlag befallenem Hautgewebe auftragen lassen könnten. Er pflegte dabei engen Kontakt zu Ärzten, wobei ihm vor allem der Hamburger Paul Gerson Unna, der führende Dermatologe seiner Zeit, eine große Hilfe war. Es galt, neue Alternativen zu den schon bekannten klebenden, mit Salben bestrichenen Kompressen zu finden, die wegen der darin enthaltenen Harze häufig zu Hautirritationen geführt hatten. Beiersdorf und Unna experimentierten mit in heißen Salben getränktem Mull als Heilpflaster, dessen Wirkstoffe durch die Verwendung von Guttapercha, dem Saft eines malaiischen Baumes, fixiert werden konnten, und ersetzten das Harz durch Kautschuk als Klebematerial.
Am 8. November 1882 beantragte Beiersdorf das Patent zur „Herstellung von gestrichenen Pflastern". Am 28. März 1882, gewissermaßen der Geburtstag des heutigen Beiersdorf-Konzerns, wurde ihm die entsprechende Urkunde ausgestellt: „Auf eine zarte Guttaperchaschicht, welche auf Mull verteilt ist, streicht man gleichmäßig die aus Vaseline, Schmalz, Talg und Arzneistoff bestehende Pflastermasse." Die „Guttaplaste", wie die Pflaster zunächst genannt und die in einer Fabrik für dermatologische Produkte in Altona hergestellt wurden, erfreuten sich schnell großer Nachfrage. Bis zu 100 verschiedene Wirkstoffe für spezielle medikamentöse Anwendungen wurden erfolgreich erprobt.
Leider hatte Beiersdorf keinen Blick für das gewaltige Potenzial, das in seiner Erfindung steckte und verkaufte daher seine Firma 1890 an den aus dem oberschlesischen Gleiwitz stammenden und gerade erst in die Hansestadt übergesiedelten Apotheker Oscar Troplowitz. Dieser hatte flugs erkannt, dass sich Beiersdorfs Patent auch für wirkstofffreie Pflaster bestens eignen würde. Das erste Produkt namens „Cito", das 1896 auf den Markt gebracht wurde, sollte sich allerdings als Flop erweisen. Seine Klebekraft war so enorm stark, dass sich das Pflaster kaum mehr von der Haut lösen ließ und stattdessen wenig später nur noch zweckentfremdet als Reparaturlösung für kaputte Fahrradeisen angepriesen werden konnte. Erst 1922 sollte Beiersdorf das perfekte Wundpflaster unter dem Namen „Hansaplast" vorstellen. Wobei es sich um eine Kombination des von dem Unternehmen 1901 auf Basis einer Zinkoxid-Kautschuk-Harz-Masse entwickelten selbstklebenden Leukoplast-Viskosebandes und einer Mullauflage handelte. Seit 1922 hat Beiersdorf etwa 16 Milliarden Meter Hansaplast-Pflaster produziert, womit sich die Weltkugel rund 400 Mal umspannen ließe. Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt jährlich einen halben Meter Hansaplast-Pflaster. In den USA gibt es übrigens mit „Band-Aid" ein ähnlich bekanntes Pflasterprodukt, das seit 1924 von dem Konzern Johnson und Johnson hergestellt wird.