Im Johnson Space Center im texanischen Houston können Interessierte in die Welt der Raumfahrt eintauchen. Hunderte Exponate erzählen hier von Erfolgen, aber auch von Tragödien der Reisen ins All – und über deren mögliche Zukunft.
Houstons meistbesuchte Sehenswürdigkeit liegt ein gutes Stück außerhalb des Zentrums der texanischen Metropole. Von Downtown Houston bis zum Space Center sind es rund 30 Meilen – etwa eine dreiviertel Stunde Fahrt durch wenig abwechslungsreiche Landschaft. Vorbei an Vororten, Gewerbegebieten und Kilometern von Weideland. Und dann irgendwann ist man an den Ufern des Clear Lakes angelangt, der hier in die Galveston Bay übergeht. Gebäudekomplexe und Hangars liegen verstreut auf einem riesigen Areal. Das Nasa Johnson Space Center ist seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Adressen weltweit beim Thema bemannte Raumfahrt, wenn nicht sogar die prominenteste überhaupt. 1963 eröffnet, wurde die Gemini IV-Mission hier geplant und auch von hier aus kontrolliert. Zahlreiche weitere sollten im Laufe der Jahre folgen.
Wenig verwunderlich, dass sich hier das Space Center als landesweit führendes Museum und pädagogische Einrichtung „angedockt" hat. Und schon allein mit seiner Starship Gallery, der Astronaut Gallery und der Independence Plaza hat es eine Fülle von Original-Exponaten zum Thema unbemannte und bemannte Raumfahrt zu bieten. Ein Ort also, an dem man problemlos einen Tag verbringen kann – zumal Besucher auch die Möglichkeit haben, bei einer Tram Tour auf das Nasa-Gelände zu gelangen. Heutzutage wird hier beispielsweise von der Mission Control aus die Internationale Raumstation ISS überwacht.
Auch Edward Ellingson wird es nie müde, sich die verschiedenen Bereiche der Ausstellung immer wieder anzuschauen, obwohl er als Mitarbeiter des Space Centers eigentlich alles ziemlich gut kennt. Tatsächlich gebe es doch immer wieder Neues zu entdecken, sagt er. Und ja, es sei einfach faszinierend, hier diese vielen originalen Raumfahrzeuge, Raketenteile und Landungsmodule auf relativ kleinem Raum beisammenzuhaben.
Kommando-Modul der Apollo-17-Mission
Hinein also in die Starship Gallery – und gleich zu einem der Highlights. Wir stehen im schummrigen Licht vor dem Apollo 17 Command Module, das wie eine herausgeschnittene Scheibe aus einem überdimensionalen metallenen Trichter wirkt. Oben etwas schmaler, nach unten breiter. Mit einer Ausstiegsluke und „Bullaugen" in der zigfach verstärkten metallenen Hülle, die gewaltigen Kräften und Temperaturen standhalten musste. 1972 war die Mission als letzter bemannter Mondflug gestartet – Eugene Cernan, der bereits an der Apollo-10-Mission beteiligt gewesen war, konnte dabei nun den Fuß auf den Mond setzen. Er verbrachte mit dem Piloten der Mondfähre, Harrison Schmitt, drei Tage im Taurus-Littrow-Tal auf dem Erdtrabanten – 110 Kilogramm Mondgestein brachten die beiden anschließend mit zurück auf die Erde.
Das freilich wäre ohne die Vorgängermissionen wie etwa Apollo 11 nicht möglich gewesen, 1969 waren die Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins mit einer Saturn-V-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida gestartet. 600 Millionen Menschen weltweit verfolgten diese spektakulären Momente im Fernsehen.
Nicht nur ein Blick auf das Apollo 17-Kommandomodul macht dem Besucher des Space Centers schnell deutlich, unter welchen Bedingungen die Mondflüge unternommen wurden. Kaum Platz für Bewegung gab es in den Raumkapseln der ersten Jahre, eingepfercht zwischen ihrer Technik rasten die Astronauten auf die Mondoberfläche zu.
Ebenso eindrucksvoll: ein Film über die Schlüsselmomente der Raumfahrt – mit zahlreichen Dokumentaraufnahmen, die auch nach Jahrzehnten noch für Gänsehautmomente sorgen. Weiter geht es zur Astronaut Gallery – mit Raumanzügen, die beispielhaft für verschiedene Apollo-Missionen stehen.
Vertreten ist hier aber auch Judith Resniks Flightsuit, den sie 1984 an Bord der Discovery trug. Resnik war die zweite Amerikanerin im Weltall, sie starb zwei Jahre später bei der Challenger-Katastrophe, bei der alle sieben Astronauten beim Zerbrechen der Raumfähre kurz nach dem Start ums Leben kamen.
Spektakuläre Erfolge, aber auch Tragödien oder zumindest kritische Momente der bemannten Raumfahrt – all das ist im Space Center eindrucksvoll nachzuvollziehen. Auch anhand zahlreicher Testimonials von Astronauten, die über „ihre" Missionen sprechen.
Zum Besuch gehört auch ein Abstecher auf die Independence Plaza. Hier ist eine Nachbildung des Space Shuttles Independence zu sehen. Und nicht nur das: Die Besucher können das Shuttle auch von innen erforschen. Ebenso wie das gigantische Trägerflugzeug – die Nasa 905, ein Original. Schon hier kann man einige Zeit zubringen – vor Grafiken, Fotos und Originalaufnahmen.
Tram Tour ist Touristen-Highlight
Das eigentliche Highlight des Besuchs aber kommt – wie es sich gehört – zum Abschluss: eine sogenannte Tram Tour über das Nasa Johnson Space Center. Dabei können die Teilnehmer nicht nur einen Abstecher zum sogenannten Rocket Park machen, wo in einem riesigen Hangar eine der drei noch verbliebenen Saturn-V-Raketen zu sehen ist. Ein auf der Seite liegender Gigant, denn mit ihren mehr als 100 Metern ist die Rakete höher als die Freiheitsstatue. Beeindruckend, denn die Trägerrakete kam nicht nur bei den Apollo-Missionen zum Einsatz, sondern bis in die 70er-Jahre, als die Raumstation Skylab in die Erdumlaufbahn gebracht wurde.
Weiter bringt die Tram die Besucher zum Astronauten-Trainingszentrum. Von einer Balustrade in luftiger Höhe aus kann man dabei einen Blick auf die Arbeit in der Halle werfen, in der unter anderem verschiedene Nachbildungen unterschiedlicher Raumstationsmodelle für Trainingszwecke aufgebaut sind – https://www.spacecenter.org darunter auch die ISS.
Und dann kommt schließlich der Moment, auf den wohl die meisten Teilnehmer der Tour gewartet haben. In einem unscheinbar wirkenden mehrstöckigen Bau geht es durch ein kahles Treppenhaus hinauf, und dann hinein in das Auditorium der ehemaligen Mission Control. Geladene Gäste – Politiker, Prominente – konnten hier vor einer riesigen Glasscheibe verfolgen, wie die Techniker und Wissenschaftler dahinter Mondflüge überwachten und begleiteten. So auch den berühmten Moment, an den jeder Besucher wohl auch heutzutage beim Besuch der Mission Control denken muss, als hier am 20. Juli 1969 Neil Armstrongs legendär gewordene Worte zu hören waren: „Der Adler ist gelandet".
Weitere Informationen zum Space Center Houston und zu besonderen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr im Internet unter www.spacecenter.org