Die Wasserballer des SV Friedrichsthal haben gut lachen. Als Meister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland haben sie Ende Juni auch noch den überregionalen Pokalwettbewerb gewonnen – beides zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte.
Die gestandenen Männer in den blauen Badeanzügen strahlten überglücklich, als sie endlich den riesigen Siegerpokal in den Friedrichsthaler Abendhimmel stemmen durften. Kurz zuvor hatten sie, die Wasserballer des Schwimmvereins Friedrichsthal, den Endspiel-Krimi um den Rheinland-Pfalz/Saar-Pokal gegen die Zweite Mannschaft des WSV Ludwigshafen mit 15:13 für sich entschieden. Dabei war der Ligakonkurrent mit gleich mehreren Akteuren ihres Zweitligateams ins Friedrichsthaler Freibad gereist. Trotzdem waren die Hausherren in der intensiven Partie zunächst optisch überlegen, konnten sich aber nicht entscheidend absetzen. Obwohl Ludwigshafen zwölf Sekunden vor Schluss mit einem präzisen Distanzschuss noch der 14:13-Anschlusstreffer gelang, machte Pascal Hinz mit seinem fünften Treffer und quasi mit dem Schlusspfiff den 15:13-Endstand klar. „Das war schon ein tolles Gefühl", schwärmt Abteilungsleiter Lukas Mathieu vom erfolgreichen Pokal-Krimi. Insbesondere freut er sich darüber, dass sein Team in der nächsten Spielzeit wieder im Süddeutschen Pokal ran darf, wo man im Frühjahr 2019 erst in der dritten Runde an Zweitligist VfB Friedberg scheiterte. Der SV Friedrichsthal ist noch einer von drei verbliebenen Vereinen im Saarland, die eine Wasserball-Mannschaft stellen. Die andern beiden sind Ligakonkurrent SV Neunkirchen und der SV 08 Saarbrücken, der zusammen mit der Zweiten Mannschaft der Friedrichsthaler an der sogenannten Grenzland-Runde, der interregionalen luxemburgischen Meisterschaft, teilnimmt. Wasserball hat in Friedrichsthal eine lange Tradition, allerdings herrschte nach dem Abstieg aus der Oberliga Anfang der 90er-Jahre erst mal Funkstille. Die damalige Mannschaft löste sich auf, und erst knapp 20 Jahre später wurde die Abteilung wiederbelebt.
Einer von drei Vereinen im Saarland
Im Jahr 2016 dann fand ein richtungweisender Trainerwechsel statt. Denn seit Andrzej Szczurkiewicz am Ruder ist, läuft es beim SVF rund: Der frühere polnische Nationalspieler übernahm die Mannschaft auf dem vorletzten Tabellenplatz und führte sie gleich in seiner ersten Spielzeit in die Spitzengruppe der Liga. Abteilungsleiter Lukas Mathieu bezeichnet ihn gar als „Glücksfall" für den Verein: „Er hatte zwar schon vorher das Training mitgestaltet. Aber dadurch, dass er als Spielertrainer fungiert, haben wir auch noch einen richtig guten Spieler mit viel Erfahrung hinzugewonnen." Die Trainingsbeteiligung schoss zusammen mit der Trainingsqualität in die Höhe. „Wir gingen damals mit 14 Leuten in die Saison 2016/2017, und nachdem wir die ersten zwei Spiele überraschend gewinnen konnten, waren es auf einmal 17", erinnert sich der Abteilungsleiter. „Von da an war es in gewisser Weise ein Selbstläufer."
Der Lauf findet allerdings bald ein vorzeitiges Ende – beziehungsweise eine kurze Unterbrechung. Denn: Der Oberliga-Meister steigt normalerweise in die 2. Bundesliga auf. Das aber traut sich der Verein nach der etwaigen Meisterschaft in diesem Jahr noch nicht zu. Weder sportlich noch finanziell. „Der Qualitätssprung ist nicht ohne. Zumal wir viele junge Spieler in unserer Mannschaft haben, fehlt uns hier einfach noch zu viel", erklärt Mathieu. „Wir müssten also Spieler von außerhalb dazu holen. Hinzu kommt auch der finanzielle Aspekt. Wir hätten viel weitere Auswärtsfahrten zu bewältigen, beispielsweise nach München oder Friedberg, was mit Mehrkosten und natürlich auch einem größeren Zeitaufwand verbunden wäre, und das ist momentan nicht möglich."
Ein weiterer Hemmschuh ist das Bad. Im heimischen Hallenbad in Friedrichsthal dürfen die Wassersportler ihre Spiele nur aufgrund einer Ausnahmegenehmigung austragen – eigentlich ist das Becken nicht tief genug. „In der Zweiten Liga bekämen wir diese Genehmigung sehr wahrscheinlich nicht", ist Mathieu sicher. Für das Pokalspiel gegen Zweitligist Friedberg musste der SV deshalb sogar ins St. Ingberter Bad „Blau" ausweichen. Auch der Umzug in andere Bäder ist mit Mehrkosten verbunden, was den Aufstieg im Moment nahezu unbezahlbar macht. Aus diesem Grund ist der Verein noch auf der Suche nach Sponsoren und Gönnern.
Derzeit sechs Jugendliche im Verein
Das Geld ist gut angelegt. Derzeit hat der SVF sechs Jugendliche im Verein, die behutsam über die Zweite Mannschaft an die Erste herangeführt werden sollen. Mittelfristig will der Verein wieder eigenständige Jugendmannschaften betreuen – wie der SV 08 Saarbrücken, der hier schon weiter ist. Die Suche nach Gegnern bleibt dann allerdings eine Herausforderung, die nicht ohne viele weite Fahrten gemeistert werden kann. Mitmachen kann im Prinzip jeder ab zehn Jahren, der des Kraulschwimmens mächtig ist. Die wichtigsten Grundlagen werden im Training vermittelt. „Wichtig sind insbesondere Ausdauer und Sprint-Ausdauer", erklärt Lukas Mathieu und ergänzt: „Auch Kraft ist natürlich hilfreich und wird zusätzlich trainiert." Gespielt wird mit sechs Feldspielern und einem Torwart, dazu kommen sechs Einwechselspieler. Wie beim Handball darf man so oft ein- und auswechseln wie man möchte. Die echte Spielzeit – also ohne die Unterbrechungen – beträgt vier mal acht Minuten. Wer sich in der kommenden Saison für den SV Friedrichsthal in die Fluten stürzt, ist noch nicht ganz klar. „Es wird Abgänge, aber auch Neuzugänge geben. Im Moment kann ich dazu aber noch nicht mehr sagen", sagt Mathieu. „Dadurch, dass wir uns in letzter Zeit mit einigen Zweitliga-Spielern gemessen haben, wird einem schon klar, dass man noch das eine oder andere anders machen kann, um sich weiterzuentwickeln." Damit meint der Abteilungsleiter nicht direkt den Angriff auf die Zweite Liga, sondern eher „das Team zukunftsfähig aufzustellen. Eine Überlegung ist dabei, dass sich unser Spielertrainer als Spieler zurückzieht und wir stattdessen mehr jüngere Spieler einbauen." Was die sportlichen Ziele angeht, will man in Friedrichsthal trotzdem nicht zurückstecken. „Der Ansporn ist, unsere Titel während oder trotz dieses Prozesses zu verteidigen", kündigt Mathieu mit einem Grinsen selbstbewusst an. „Gewonnen haben wir die Titel ja jetzt zum ersten Mal. Verteidigt haben wir sie allerdings noch nicht."