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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mit Harald Juhnke wurde Grit Boettcher zum „verrückten Paar“.
Foto: picture alliance / Keystone

… Grit Boettcher?

Als Partnerin von Harald Juhnke in der TV-Sketchserie „Ein verrücktes Paar" erlangte sie Ende der 70er-Jahre Kult-Status. Auch in Kino- und Fernsehfilmen sowie in vielen Rollen im Boulevardtheater zeigte sie ihr komödiantisches Können. Die 80-Jährige, die kürzlich ihre Autobiografie veröffentlicht hat, kehrt jetzt als Pastorin auf den Bildschirm zurück.

Senile Weltflucht" nennt Grit Boettcher ihre Haltung, heute mit 80 Jahren allzu viel Trubel zu meiden. „In meinem Leben war immer so viel Trubel. Unter vielen Menschen zu sein, macht mich einsam, da kann ich gleich daheimbleiben", gestand sie im Vorjahr der „Münchner Abendzeitung" (AZ). Dabei sieht sie immer noch fitter aus als viele Gleichaltrige. „Das liegt auch an Emily, meinem Chihuahua. Manchmal versuche ich, mit ihr zu joggen. Ich hüpfe auch beim Gassigehen, wie damals als junges Mädchen", verrät sie ihr Erfolgsrezept. Auch habe sie nie geraucht und trinke allenfalls mal ein mit Wasser verdünntes Bier. Dennoch machen sich auch bei ihr acht Lebensjahrzehnte bemerkbar. „Angst macht mir, dass die Zipperlein, die ich früher schon hatte, jetzt nicht mehr so leicht weggehen. Aber ich probiere, optimistisch zu bleiben." Der Schönheit nachzuhelfen, sei nicht ihr Ding. „Von Botox lasse ich die Finger. Das wäre mir auch viel zu teuer", gab sie sich gegenüber der „AZ" recht sparsam. Sehr traurig mache sie, dass viele gute Kollegen schon verstorben seien. Sie vermisse den Gedankenaustausch mit ihnen und spüre, dass der Tod auch bei ihr immer näher rücke.

Sie hatte mehrere Fehlgeburten

Die 80-jährige kehrt jetzt als Pastorin auf den TV-Bildschirm zurück.
Die 80-jährige kehrt jetzt als Pastorin auf den TV-Bildschirm zurück. - Foto: picture alliance / zb

Boettcher, die mehrere Fehlgeburten verkraften musste, lebt heute mit ihren Kindern Nicole (55) und Tristan (37) in München-Ismaning in einem Mehrgenerationenhaus. „Das hält auf jeden Fall wach und munter. Dauernd ist etwas los. Wir haben alle eine eigene Haustür, aber meine steht immer offen." Nicht allerdings für einen neuen Mann, mit diesem Thema habe sie abgeschlossen. „Also bitte, ich bin jetzt 80. Ich hatte tolle Männer in meinem Leben. Aber wenn es vorbei ist, muss man abschließen können." Besonders gelitten hat sie unter dem frühen Tod ihres zweiten Mannes Wolfgang Belstler, wodurch sie schon mit 30 Jahren Witwe wurde. Diese Verbindung halte aber ewig, „denn er hat mich mein Leben lang begleitet und ist stets bei mir", erklärte Boettcher 2018 der Zeitschrift „Brigitte". Da sie heute allein lebt, hat sie mehr Zeit für ihre Kinder und die Enkel. Tochter Nicole und Sohn Tristan haben beide ebenfalls den Schauspieler-Beruf ergriffen. Als Nicole, die schon in den Serien „Marienhof" und „GZSZ" mitwirkte, im Vorjahr ins „Promi-Big-Brother"-Haus gezogen war, musste Grit Boettcher in München die Familien-WG organisieren. Sie nehme dort zwar öfters die Zügel in die Hand, wolle aber keineswegs das Regiment führen, sondern nur den Kindern den Rücken frei halten, erzählte sie kürzlich in der NDR-Talkshow „Tietjen und Bommes". Diese Aufgabe wird auch in Zukunft noch einen guten Teil ihres Lebensinhalts ausmachen: „Ich muss noch bis mindestens 85 durchhalten!"

Auch beruflich bleibt Boettcher weiter am Ball. „Meine einzige Droge ist die Liebe des Publikums." Natürlich seien jetzt aber die Angebote rückläufig. In ihrem Alter gebe es kaum Rollen. Diese Situation müsse sie ohne Verbitterung akzeptieren, denn fürs Jammern sei das Leben zu schön und zu kurz. „Ich bin den Berg raufgeklettert, war ziemlich lange da oben auf der Spitze – und jetzt geht es eben langsam nach unten."

Nimmt kein Blatt vor den Mund

Boettchers lange Karriere begann schon in der Jugendzeit als Balletttänzerin und Fotomodell, bevor sie von Victor de Kowa fürs Theater entdeckt wurde und sich rasch zur gefragten Boulevard-Darstellerin entwickelte. Sie war an der Seite berühmter Kollegen wie Heinz Rühmann, O. E. Hasse oder Joachim Fuchsberger und in vielen erfolgreichen Fernsehserien wie „Ein süßes kleines Biest" (1964), „Schwarzwald-Klinik", „Der Kommissar" oder im Posträuber-Krimi „Die Gentlemen bitten zur Kasse" (1966) zu sehen. 1980 wurde sie mit der „Goldenen Kamera" ausgezeichnet. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hat Boettcher trotz gelegentlicher TV-Gastspiele vor allem Theater gespielt und das Publikum mit ihrem komödiantischen Talent begeistert. Zwischen 1968 und 1986 hat sie zudem in einigen Hörspielproduktionen mitgewirkt und sich seit 1987 als Theaterregisseurin einen Namen gemacht. Inzwischen sind von ihr auch drei Bücher erschienen: 1982 der Ratgeber „Mein Buch. Mach ein Selbst aus deinem Ich", 1990 der Reiseführer „Das neue Mallorca" und zuletzt im November 2018 ihre Autobiografie „Auf ein Lächeln", in der sie auf 60 Jahre Fernsehen, Film und Bühne zurückblickt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Unter dem Pseudonym „Trig Rechtteob" (ihr Name rückwärts!) hatte sie in den 80er-Jahren zudem ein paar Gedichte verfasst und gelegentlich öffentlich vorgetragen. Fernsehzuschauer, die Grit Boettcher zuletzt nochmal bei Gastrollen in „Bettys Diagnose" (2018) oder „Frühling" und „WaPo Bodensee" (2019) auf dem Bildschirm erleben konnten, dürfen sich schon jetzt auf den kommenden Dezember freuen. In zwei Folgen des „Traumschiff"-Ablegers „Kreuzfahrt ins Glück" spielt die 80-Jährige an der Seite des neuen Kapitäns Florian Silber­eisen eine Pastorin. Die beiden Folgen sind am zweiten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr im ZDF zu sehen.

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