Die 2. Bundesliga hat auch in diesem Jahr einiges zu bieten. Die Aufstiegsplätze werden von den üblichen Verdächtigen in Angriff genommen, im hinteren Bereich kann es gefühlt jeden treffen. FORUM hat sich Mannschaften der neuen Saison genauer angeschaut.
Im vergangenen Jahr war in der Zweiten Liga einiges geboten. Markus Anfang, der mit dem 1. FC Köln den Aufstieg in die Bundesliga so gut wie sicher hatte, wurde kurz vor knapp entlassen. Der Hamburger SV verpasste den für sicher gehaltenen direkten Wiederaufstieg und setzt in der neuen Saison mal wieder auf ein neues Gespann aus Sportdirektor und Trainer. Im Abstiegskampf herrschte bis zum letzten Spieltag Spannung, dann musste sich Ingolstadt in einer turbulenten Relegation dem SV Wehen Wiesbaden geschlagen geben. Vor dem FCI traf es bereits die Magdeburger und den MSV Duisburg. Neben den drei Absteigern gab es auch drei Aufsteiger. Der 1. FC Köln wurde Meister, gefolgt vom euphorisch aufspielenden SC Paderborn. In der Relegation erkämpfte sich Union Berlin den Aufstieg gegen den VfB Stuttgart, der nun auch wieder in der Zweiten Liga vertreten ist. Aus der Bundesliga stiegen zudem der 1. FC Nürnberg und Hannover 96 ab. Aus der Dritten Liga kam der VfL Osnabrück als Meister direkt in die 2. Bundesliga, gefolgt vom Karlsruher SC.
Die Favoriten
Der Hamburger SV geht nach dem verpassten direkten Wiederaufstieg erneut als Favorit in die neue Saison. Mit dem neuen Cheftrainer Dieter Hecking und Sportdirektor Jonas Boldt soll es nun im zweiten Anlauf klappen. „Gäbe es nur die Vorgabe, ein guter Zweitligist zu sein, säße ich nicht hier", verkündete der ehemalige Coach von Borussia Mönchengladbach bei seiner Präsentation. Im Kader der Hanseaten gab es ein Umdenken. Sechs Spieler die unter 23 sind, mussten den Verein verlassen, dafür wurden unter anderem gestandene Profis wie Ewerton oder Tim Leibold vom 1. FC Nürnberg verpflichtet. Der Hamburger SV kann sich, wie in der vergangenen Saison auch, eigentlich nur selbst im Weg stehen. Nach den vergangenen Jahren ist aber klar: Das kann der HSV sehr gut. Konkurrenz um den Aufstieg bekommen die Norddeutschen von den Stuttgartern. Mit dem neuen Trainer Tim Walter, der von Holstein Kiel kam, will der VfB mit neuem Schwung wieder nach oben. Dabei helfen soll ein echter Torjäger: Ex-Nationalspieler Mario Gomez geht mit seinem VfB in die 2. Bundesliga, will bei der Mission Wiederaufstieg genauso zum entscheidenden Faktor werden wie die Routiniers Gonzalo Castro und Holger Badstuber. Auch hier ist jedoch abzuwarten, ob in Persona Thomas Hitzlsperger nun die nötige Ruhe in das Umfeld Einzug hält. Bei Hannover 96 werden derweil vor allem zwei Rückkehrer gefeiert. Mirko Slomka kehrt auf die Trainerbank der Niedersachsen zurück, Weltmeister Ron-Robert Zieler steht wieder im Tor. „Ich bin hierhergekommen, um etwas zu erreichen und möchte Teil des Neuaufbaus bei 96 sein", formulierte es der gebürtige Kölner bei seiner Vorstellung. Der Neuaufbau ist auch beim nächsten Absteiger aus der Bundesliga, dem 1. FC Nürnberg, im Gange. Hinter diesem Favoriten steht aber wohl das größte Fragezeichen. Leistungsträger wurden abgegeben und mit Damir Canadi ein neuer unbekannter Trainer installiert. Dennoch gilt der FCN als Aufstiegsspezialist. Um die großen Favoriten um den Aufstieg tummeln sich auch in diesem Jahr wieder kleinere Vereine, die den Großen gern die Suppe versalzen würden. Da wäre der FC Heidenheim, der mit Trainer-Urgestein Frank Schäfer mittlerweile zu einer gereiften Mannschaft innerhalb der 2. Bundesliga herangewachsen ist. Selbst im vergangenen Jahr fehlte nicht viel zu den oberen Rängen. Arminia Bielefeld spielt sehr homogen auf, ebenso ist Holstein Kiel auch immer in der Verlosung. Dort verlor man zwar Cheftrainer Walter an den VfB Stuttgart, mit André Schubert konnte allerdings ein erfahrener Mann für die Seitenlinie verpflichtet werden.
Das Mittelfeld
Der VfL Bochum ist schon einige Jahre in der Zweiten Liga vertreten, gegen eine erneute Saison um den Aufstieg in die Bundesliga hätte dort vermutlich niemand etwas, die Qualität im Kader ist aber nicht ausreichend. Mit Lukas Hinterseer (wechselte zum Hamburger SV) verlor man den besten Stürmer, der bislang nicht adäquat ersetzt wurde. Ähnliche Sehnsucht herrscht auch auf St. Pauli. Große Transfers hat man am Millerntor erhofft, diese wurden bisher aber noch nicht vollzogen. Mit Aufstiegsexperte Jos Luhukay an der Seitenlinie ist mit den Hamburgern zwar immer zu rechnen, jedoch fehlt dem Kader wohl die Qualität, um ganz vorne angreifen zu können. Der SV Darmstadt wird wohl nichts mit dem Abstieg zu tun haben, ebenso wenig wird vermutlich aber auch nach oben möglich sein. Greuther Fürth hat sich zwar solide verstärkt und sollte nicht wieder so eine Saison wie die vergangene erleben. Das Potenzial als Überraschungsmannschaft nach oben zu rutschen, haben die Fürther aber durchaus. Mit Mergim Mavraj wurde Erfahrung verpflichtet, mit Marvin Stefaniak wurde ein ehemaliger Shootingstar der Zweiten Liga verpflichtet, dem der Durchbruch in der Bundesliga verwehrt blieb.
Mögliche Absteiger
Dynamo Dresden hatte es in der vergangenen Saison nicht leicht. Zwar wurde Dzenis Burnic erneut für ein Jahr ausgeliehen und mit Chris Löwe ein erfahrener Akteur verpflichtet, ausgewogen wirkt der Kader trotzdem nicht. Vor allem im Offensivbereich ist durchaus Verbesserungsbedarf. Sollte Dynamo erneut vom Verletzungspech verfolgt werden und Leistungsträger ausfallen, könnte es auch in dieser Saison ganz schwer werden – auch weil Christian Fiel auf der Trainerbank in solchen Situationen die Erfahrung fehlt. Jahr für Jahr zu den möglichen Absteigern zählt auch der SV Sandhausen, so ist es auch in dieser Runde. Zwar können sich die Neuzugänge durchaus sehen lassen, Sandhausen ist und bleibt aber einfach Sandhausen. Dennoch ist damit zu rechnen, dass sie alle Kritiker Lügen strafen und am Ende erneut ein weiteres Jahr Zweite Liga spielen. Erzgebirge Aue hängt eigentlich seit Jahren im Abstiegskampf der Zweiten Liga fest, ähnlich wird es auch in diesem Jahr sein.
Die Aufsteiger
Der VfL Osnabrück kommt mit der besten Offensive der Dritten Liga in die neue Spielzeit. Dass diese Qualität in der Zweiten Liga ein gutes Zeichen ist, hat der SC Paderborn mit Bravour unter Beweis gestellt und marschierte sofort in die 1. Bundesliga durch. Dieses Ziel hat der VfL nicht, für ihn geht es nur gegen den Abstieg. Verstecken muss sich Osnabrück aber nicht. Ähnlich verhält es sich beim Karlsruher SC. Der Kader verfügt über eine gewisse Erfahrung in der Zweiten Liga, auch Trainer Alois Schwartz kennt die 2. Bundesliga bestens. Die Neuverpflichtungen machen zudem Sinn. Mit Philipp Hoffmann (zuvor Braunschweig) wurde ein bulliger Stürmer mit Zweitliga-Erfahrung verpflichtet, mit Marco Djuricin (Zürich) ein offensiver Mittelfeldspieler, der auch schon in Deutschland aktiv war. Wehen Wiesbaden muss dafür sorgen, die Euphorie des Relegationsspiels irgendwie in die neue Saison zu retten. Der Kader ist jung und verspricht viel Spannung, dies kann aber auch ganz schnell aufgrund der fehlenden Erfahrung zum Verhängnis werden. Wichtig wird vor allem Benedikt Röcker sein, der mit seinen 29 Jahren von Brondby IF erneut nach Deutschland zurückkehrt. Allgemein bietet der Kader mit eines der größten Entwicklungspotenziale in der Zweiten Liga, da er mit vielen Spielern gespickt ist, die den nächsten Schritt machen wollen. Die drei Aufsteiger werden es mit Sicherheit schwer haben, verstecken müssen sich aber allesamt nicht. Es ist durchaus möglich, dass am Ende der Saison alle drei für ein weiteres Zweitligajahr planen können.