Die Geschwister Alexander und Lisa Maria Karst stammen aus einer Tänzer-Familie und sind seit zwei Jahren ein Tanzpaar. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille haben sie Ende April dieses Jahres ihren bisher größten Erfolg eingefahren. Weitere sollen folgen.
Am 27. April dieses Jahres feierten sie ihren größten Erfolg als Tanzpaar: Die Geschwister Alexander und Lisa Maria Karst aus Saarbrücken holten sich bei der Deutschen Meisterschaft in der Kombination die Bronzemedaille. Auch bei internationalen Turnieren haben sie schon Erfolge erzielt. Dabei tanzen die beiden, die von ihrem Vater, dem früheren Tänzer und aktuellen Präsidenten des Saarländischen Landesverbandes für Tanzsport Dr. Michael Karst trainiert werden, erst seit zwei Jahren zusammen. „Der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft ist unser bisher größter Erfolg", freut sich Lisa. „Darauf hatten wir uns auch intensiv vorbereitet. Das Ziel war, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen. Als wir dann hörten, dass wir es wirklich geschafft haben, ist eine große Last von unseren Schultern abgefallen." Qualifiziert hatte sich das Paar von Schwarz-Gold Casino Saarbrücken mit dem Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft.
Dass die beiden einmal beim Tanzen landen würden, liegt quasi in ihren Genen. Trotzdem: Alexanders Sportkarriere hatte den für Jungs ganz typischen Auftakt: Fußball. „Meine Mutter und mein Vater sind Tanzlehrer, da wollte ich mit Tanzen erst einmal gar nichts zu tun haben", erinnert sich der 26-Jährige. Trotzdem schaute er natürlich oft zu, wenn Papa oder Mama Trainingsstunden gaben, und so kam es wie es kommen musste: „Ich hatte dann einfach mal mitgemacht, und wenig später wurde ich schon von meiner Mutter trainiert. Mit 16 stand ich aus zeitlichen Gründen dann vor der Entscheidung: Fußball oder Tanzen? Weil mir Fußball zu langweilig wurde, hatte ich mich für Tanzen entschieden", erklärt er und ergänzt: „Fußball war immer schon das, was jeder machte. Ich wollte etwas anderes machen, und gerade die Kombination aus Musik und Tanz macht für mich den Reiz aus." Die familiäre Verwurzelung sei bei dieser Entscheidung auch nicht ganz unbedeutend gewesen. So war es auch bei seiner zweitjüngsten Schwester Lisa Maria (22). „Ich war schon als Baby immer dabei – so richtig angefangen habe ich dann mit etwa sechs Jahren", erinnert sie sich. „Die Begeisterung war auch von Anfang an groß." Nachdem ihr damaliger Tanzpartner nach Frankreich umziehen musste, pausierte sie eine Weile und probierte andere Sportarten aus – fand aber mit 13 zurück zu ihrer großen Leidenschaft, der sie bis heute treu geblieben ist. Eine Pause machte Alexander nicht, obwohl er zeitweise antiquierten Vorurteilen ausgesetzt war. „Meine Schulkameraden hatten mich anfangs noch als schwul bezeichnet – das war schon ein seltsames Gefühl. Heutzutage ist das anders, da geht ja jeder in die Tanzschule. Aber damals war das noch so", berichtet Karst und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Dabei hatte das Tanzen den großen Vorteil, dass ich sehr viele Mädels kennengelernt habe. Für die Pubertät war das gar nicht so verkehrt."
Vorbereitung auf die deutsche Einzel-Meisterschaft im Oktober
Der Respekt ist ihm mittlerweile sicher – nicht nur vonseiten der Mädchen. Tanzen ist ein vielfältiger Sport, der neben Rhythmusgefühl und Eleganz vor allem Koordination, Athletik, viel Kondition, Schnelligkeit und auch Kraft erfordert. „Das wird häufig unterschätzt", weiß Alexander. „Das Ziel ist es ja auch, dass alles total leicht aussieht und den Zuschauern Spaß macht. Das schafft man eigentlich nur durch intensives Ausdauertraining. Es soll nach Kunst aussehen, aber danach weiß man, dass es Sport ist." Wie in manch anderen Sportarten auch, sind Kampfrichter, also andere Menschen und nicht etwa Messwerte für die Beurteilung der Leistung entscheidend. Eine Situation, an die man sich auch erst einmal gewöhnen muss. „Natürlich ist das sehr subjektiv. Aber es gibt genug Richtlinien – wie beispielsweise auch beim Eiskunstlauf – die eine gerechte Abstufung erlauben", findet Alexander, der gerade seinen Master in Prävention und Gesundheitsmanagement macht – mit dem Schwerpunkt Stressmanagement und Coaching.
Die spezifische Ausbildung im Stressmanagement braucht er für die enge Zusammenarbeit mit seiner jüngeren Schwester nicht unbedingt. „Das ist schon eine sehr spezielle Beziehung. Allerdings habe ich vorher auch schon sechs Jahre lang mit meiner ein Jahr älteren Schwester Sarah getanzt. Daher ist das für mich gang und gäbe, dass wir das als Familiensport sehen und betreiben", sagt Alex. Die Vorteile liegen auf der Hand. „Das Training läuft eigentlich nicht anders als mit anderen Partnern. Aber die Absprache zum Training, also das Zeitmanagement, ist wesentlich einfacher, wenn man zusammenwohnt", erklärt Lisa. Alexander ergänzt: „Man kennt sich ja auch schon einen Ticken länger als andere Tanzpartner." Daher komme es wahrscheinlich auch das eine oder andere Mal öfter zu kleineren Streitigkeiten, aber „wenn der Vater alles regelt, funktioniert das supergut. Unser Vater engagiert sich wirklich sehr, auch finanziell, und hat ja auch selbst Leistungssport gemacht. Deshalb klappt das so gut", weiß Alexander. Und natürlich wegen des großen Talents und Fleißes der beiden. Ob Geschwister oder nicht – erfolgreich Tanzsport betreiben ist harte Arbeit.
Was nicht heißt, dass die beiden sich nur darauf konzentrieren würden. Alexander hat einen Vollzeit-Job als Manager und macht parallel seinen Master. Lisa studiert Mathematik und steht vor ihrer Bachelor-Arbeit. Tanzen und Mathe haben sich dabei für sie als perfekte Kombination herausgestellt. „Das logische Denken macht es einfacher, Rhythmen zu verstehen und umzusetzen. Auch die Technik ist physikalisch begründet, und da hilft das schon viel", findet Lisa. Zusammen mit ihrem Bruder bereitet sie sich bald auf die anstehenden Ranglistenturniere und vor allem auf die deutsche Einzelmeisterschaft im Oktober vor. Einen Traum haben die beiden auch noch: Bei den topbesetzten German Open so weit vorne wie möglich zu landen. „Das ist schwierig, weil dort wirklich die besten der Welt mitmachen. Aber ich tanze dort sehr gerne. Das Kulturzentrum Stuttgart ist eine schöne Kulisse, und das macht einfach Spaß", schwärmt Alexander.