Nahrungsergänzungsmittel im Fokus von Nutzen und Risiko
Nahrungsergänzungsmittel sind in der Allgemeinbevölkerung und auf allen Ebenen des Sports weit verbreitet. Bei lange dauernden Ausdauerbelastungen ist die ausreichende Zufuhr von Kohlenhydraten gelöst in Getränken oder als Snacks und von kochsalzhaltiger Flüssigkeit ein absolutes Muss. Bei mangelhafter Zufuhr passiert das, was kürzlich beim Ironman Triathlon in Frankfurt/Main geschah. Nach über acht Stunden und kurz vor dem Ziel taumelte die deutlich führende US-Amerikanerin Sarah True, verlor das Bewusstsein und landete in den Armen der Sanitäter.
Andere sinnvolle Indikationen für Nahrungsergänzungsmittel sind beispielsweise einseitige Ernährungsformen einschließlich Diäten und gewichtsreduzierende Maßnahmen oder auch Mangelernährung während Reisen und Auslandsaufenthalten. Im Leistungssport kann die unmittelbare Zufuhr von Kohlenhydraten und Proteinen nach Training und Wettkampf die Regeneration unterstützen oder sogar beschleunigen. Eisenmangel ist bei Ausdauersportlern, insbesondere Langstreckenläufern, relativ häufig und kann durch gezielte Eisenzufuhr effektiv behoben werden.
Aber wie sinnvoll sind Vitaminpräparate, typische Nahrungsergänzungsmittel und häufig in Kombination mit Mineralstoffen im Handel? Sie gelten gemeinhin als gesund, eine Überdosierung galt lange Zeit als ausgeschlossen. Der Nobelpreisträger Linus Pauling ist die Galionsfigur einer hochdosierten Vitaminsupplementation, insbesondere vor dem Hintergrund, Krebserkrankungen zu verhindern. Heute hat sich manches gedreht. Beta-Carotin (Provitamin A) und hohe Dosen Vitamin E können das Krebsrisiko sogar erhöhen, so die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien.
Einen wahren Hype erlebte in der Vergangenheit Vitamin D, weil eine präventive Wirkung gegenüber Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs vermutet wurde. Tatsächlich erreicht mindestens jeder zweite Erwachsene in Deutschland nicht die akzeptierten Normalwerte für Vitamin D im Blut. Es konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden, dass diese Menschen häufiger an Krebs oder am Herzen erkranken beziehungsweise versterben. Demgegenüber unstrittig ist die Bedeutung für die Knochengesundheit. Insbesondere ältere Menschen profitieren hinsichtlich Osteoporose- und Frakturprophylaxe.
Die beliebte Vitaminkombination A-C-E, häufig ergänzt durch das Spurenelement Selen, gilt als antioxidative Geheimwaffe, hat aber inzwischen ihre Unschuld verloren. Freie Radikale, die den sogenannten oxidativen Stress verursachen und für die Entstehung verschiedener Erkrankungen verantwortlich gemacht werden, sollen damit bekämpft werden. Die erwartete lebensverlängernde Wirkung konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden. Sportler können von oxidativem Stress sogar profitieren, da Trainingsanpassungen unterstützt werden.
Nur wenige Substanzen aus der breiten Palette der Nahrungsergänzungsmittel haben beim Sportler einen leistungssteigernden Effekt. Dazu gehört Kreatin, ein Stoff, der sowohl vom Körper selbst gebildet als auch über die Nahrung zugeführt wird und vorwiegend in der Skelettmuskulatur gespeichert ist. Kreatin ist von zentraler Bedeutung für die schnelle Energiebereitstellung. Dementsprechend wurden leistungssteigernde Effekte in erster Linie bei Kurzzeit- und Kraftbelastungen nachgewiesen. Da Kreatin in der Nahrung enthalten ist, steht es nicht auf der Dopingliste. Sport führt zu keinem Kreatindefizit, sodass eine medizinische Indikation nicht besteht.
Apropos Doping. Nahrungsergänzungsmittel, die im Sport eingesetzt und oft mit markigen Sprüchen beworben werden, können Dopingfallen sein. Sie können mit klassischen Dopingsubstanzen wie Stimulanzien oder Anabolika kontaminiert sein. Ein weiteres Argument, dass weniger nicht nur mehr sondern auch sicherer sein kann.
Unsere Nahrungsmittel enthalten alle lebensnotwendigen Makronährstoffe, also Energielieferanten, und Mikronährstoffe, also Vitamine, Mineralien und mehr. Nur in speziellen Situationen ist eine Nahrungsergänzung notwendig.