2019 feiern einige Make-up-Klassiker ein unerwartetes Comeback. An der Spitze steht die Rückkehr des Puders, aber daneben ist in Sachen Beauty auch Lipgloss wieder sehr en vogue.
Während sich die internationale Beauty-Community in den letzten Monaten vor allem mit dem Korea-Beauty-Import „Glass Skin" beschäftigt hat, der porenreine, strahlende Gesichtshaut verspricht, wird hierzulande die Aufmerksamkeit der Damenwelt wieder auf einen Make-up-Klassiker gelenkt. Denn von Magazinen wie „Harper’s Bazaar" oder „In Style" bis hin zur Parfümeriekette Douglas herrscht Einigkeit darüber, dass das gute alte Puder dieses Jahr ein unerwartetes Comeback feiern kann.
Ziemlich überraschend, hatten Puder-Produkte doch lange Zeit einen schlechten Ruf, weil sie die Haut nicht erstrahlen ließen, sondern die Poren verstopften, was nicht nur eine Austrocknung, sondern auch schnellere Alterung der Haut zur Folge haben konnte. Doch inzwischen gibt es eine neue Generation von Pudern, deren Texturen die Haut dank feinster Partikel atmen lassen, die dank Anreicherungen mit Hyaluron, Lipiden oder Glyzerin zusätzlich als Feuchtigkeitsspender genutzt werden können und die den Teint beim Fixieren und Kaschieren sowohl hauchzart mattieren als auch mit einem gleichmäßig-dezenten Glanz zum Strahlen bringen können. Mithin ist die Möglichkeit nun genau das Richtige für all jene Ladys, die vom Glow-Look langsam die Nase voll haben und wieder mehr auf matte Haut setzen möchten – gerade im Sommer, wenn die Haut zu schnellerem Nachglänzen neigen kann.
Douglas empfiehlt seinen Kundinnen ganz besonders den Kauf von transparenten Mikropigment-Pudern. Ein Fehlgriff in der Farbtonwahl ist mit ihnen ausgeschlossen, darüber hinaus absorbieren sie perfekt überschüssige Feuchtigkeit und Unebenheiten oder können große Poren wegzaubern. Das Transparentpuder, das sich wie ein Weichzeichner-Filter über die Haut legt, erlaubt dank der lichtreflektierenden Pigmente ein sanftes Leuchten, verhindert aber gleichzeitig ein unschönes Glänzen der T-Zone. Zum Auftragen ist kein Pinsel nötig, sondern Puderquaste oder Applikator sind hier die beste Wahl.
Lose Puderkugeln sind auch wieder gefragt
Auch bei „In Style" führt das Transparentpuder die Liste der angesagten Varianten an. Für unterwegs rät die Redaktion allerdings zum Kompaktpuder. Das ist zu einer festen Masse gepresst und enthält besonders viele Pigmente, mit denen sich auf die Schnelle beispielsweise unschöne Augenringe nach einer langen Nacht mit geschicktem Pinseleinsatz kaschieren lassen. Mineralpuder gibt es in gepresster als auch in loser Form, sie bestehen nur aus natürlichen Mineralien und enthalten keine Duft- oder Konservierungsstoffe. Sie werden gleichmäßig mit einem Kabuki-Pinsel kreisend aufgetragen. Immer interessanter werden auch die Puderperlen oder Puderkugeln, die Guerlain erstmals 1987 mit den legendären, nach Veilchen duftenden „Les Météorites" auf den Beauty-Markt gebracht hatte. Die Kugeln, die lose in der Dose verpackt sind, enthalten eine Mixtur aus unterschiedlichen Farbnuancen, wodurch sich Rötungen und Farbunterschiede auf der Haut perfekt ausgleichen lassen. Den Pinsel vor dem Auftragen so lange über den Kugeln kreisen lassen, bis genügend Puder daran anhaftet. Zum Ausprobieren am besten das aktuelle Guerlain-Météroite-Produkt „Nr. 04 Doré" kaufen (Preis: 49,99 Euro).
Für Ladys mit fettiger Haut sind die neuen Puder-Make-ups eine ideale Alternative zu flüssigen Grundierungen. Immer mehr Beauty-Labels bringen Powder-Foundations auf den Markt, zuletzt Estée Lauder und Maybelline. Und auch zur Gesichtsreinigung kann Puder zum Einsatz gebracht werden, wie der aus Japan stammende Puder-Cleanser-Trend vor geraumer Zeit schon unter Beweis stellen konnte. Hier wird das Reinigungspuder mit Wasser aufgeschäumt. Das kleine Revival des Körperpuders nicht zu vergessen, das als Anti-Aging-Produkt wieder aus den Tiefen der Vergessenheit hervorgeholt wurde, nachdem es in den gloriosen Zeiten Hollywoods zum Standard-Repertoire von Diven wie Ava Gardner oder Rita Hayworth gehört hatte. Als Deoersatz ist Körperpuder auf jeden Fall eine ideale Lösung.
Fast genauso überraschend wie das Puder-Comeback ist das Revival des Lipgloss, dem ebenfalls ein etwas angestaubtes Image angehaftet hatte, nachdem es vor allem in den 90er-Jahren nicht zuletzt dank auffälliger Glitzerpartikel sehr angesagt war. Ein Paradebeispiel war Alicia Silverstone alias Cher Horowitz in dem Kultfilm „Clueless". Über zahlreiche Saisons der letzten Jahre hatte das Beauty-Motto gelautet, dass Lippenstifte möglichst matt sein und allenfalls einen zarten Schimmer aufweisen sollten.
Doch 2018 war Lipgloss plötzlich wieder angesagt. Laut Angaben des Marktforschungsunternehmens Euromonitor konnten die Kosmetikriesen damit weltweit einen Umsatz von 2,94 Milliarden Dollar erzielen. Kein Wunder, dass auch auf den internationalen Laufstegen von Fendi bis Armani jüngst viele Models mit glänzend-vollen und voluminös geschminkten Lippen zu sehen waren. Dior widmete dem Beauty-Look im Frühjahr 2019 sogar eine komplette Kosmetik-Linie namens „Lolli’ Glow". Zum Glück haben die neuen Lipglosse nichts mehr mit ihren klebrigen Vorgängern gemein, an denen ständig die Haare festgehangen hatten. Die neuen Texturen schmiegen sich vielmehr ganz soft an die Lippen und bieten zusätzlich einen Pflegenutzen. Es gibt farblos-transparente Produkte, aber auch Lipgloss in Knall- oder Pastellfarben, von sanftem Korallenton bis zu leuchtendem Rot.
Sogar die schmalen Augenbrauen der 90er kommen zurück
Ebenfalls ganz auf Glanz setzt der neue Make-up-Trend Buttery Skin. Die wörtliche Übersetzung „Butter-Haut" führt dabei ein wenig in die Irre. Denn fettig-ölig soll der Teint nach der Anwendung natürlich nicht erscheinen, sondern stattdessen soll damit ein schönes, gesund-glänzendes Hautbild erzielt werden. Buttery Skin weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem koreanischen Glass-Skin-Trend auf. Allerdings ist die Erfindung der Star-Visagistin Isabelle de Vries mindestens ebenso aufwendig wie die koreanische Hautpflege-Routine. Step-by-Step ist dafür erforderlich: Pflege mit Peeling-Pads und Feuchtigkeitsmasken, Primer, Foundation, Blush und Highlighter, Balm sowie abschließend Gesichtsspray. Im Vergleich dazu sind die aus der Naturkosmetik stammenden Mineral Foundations, die über eine hohe Deckkraft verfügen und auf der Haut sehr natürlich aussehen, sehr einfach in der Anwendung. Es handelt sich dabei um eine Grundierung, die wie eine flüssige Foundation wirkt, also nicht zu verwechseln mit losem Puder.
Auch in Sachen Augenbrauen tut sich womöglich etwas Neues. Denn die Boy Brows, bei denen die Härchen möglichst burschikos und buschig gestylt werden, könnten demnächst Konkurrenz von dünnen Brauen bekommen, wie sie schon mal in den 90er-Jahren en vogue gewesen waren. Auch blauer Lidschatten, brauner Lippenstift oder Super-Smokey-Eyes im Grunge-Stil sind aktuelle Beauty-Trends, die aus den 90ern übernommen werden.