Sarah Alles war Berliner Karatemeisterin und zählt heute zu den bekanntesten TV-Gesichtern des Landes. Ihr Erfolg beruht auf viel Disziplin, der ihr auch über eine lange Berufsunfähigkeit hinweg half.
Ein strahlendes Lachen, aber auch klare Ansagen und ein durchtrainierter Körper: Mit dieser Frau sollte man sich besser nicht anlegen. Sarah Alles war schließlich dreifache Berliner Karatemeisterin, Karate-Vizeweltmeisterin und langjähriges Mitglied im deutschen Karate-Bundeskader. Von ihrer Fitness hat sie bis heute nichts eingebüßt. 2005 wechselte sie endgültig von der Karate- zur Schauspielkunst. Ein Schritt, den sie nie bereute. Schon als kleines Kind gab es für Sarah Alles (die schwört, dass sie wirklich so heißt) nur zwei Möglichkeiten: „Ich wollte entweder Schauspielerin oder Prinzessin werden", lächelt die 32-Jährige. Bereits als Kinderdarstellerin konnte sie die erste Traumvariante verwirklichen und zählt seit vielen Jahren zu den gefragtesten Miminnen des Landes. Sarah Alles spielt zudem Saxofon und singt bei den Berliner Gospel Friends. Es ist ein Pensum, das nur wenige bewältigen. Das alles habe aber nichts mit „Superfrau", sondern vor allem mit Disziplin und perfekter Planung zu tun, betont die Darstellerin.
Im Februar war sie in der Anwaltsserie „Beck is back!" (RTL) zu sehen. Mitte des Jahres kommt die amerikanische Produktion „Civil Twilight" in die US-Kinos. Gedreht wurde in der spektakulären und kalten Kulisse von Spitzbergen. „Das war ein unglaubliches Abenteuer, das ich kaum in Worte fassen kann. Als wäre dies nicht genug, spielte ich auch mit wunderbaren Kollegen, darunter Michael Weaver und Tim Griffin." Sarah Alles schwärmt vom Polarlicht über Spitzbergen, aber auch vom ungewöhnlichen Casting vor dem Dreh.
Relativ kurzfristig hatte sie den eigenen Worten nach von einer vakanten Rolle in „Civil Twilight" gehört. Die norwegische Casterin schickte abends die Szene und bat um ein Videocasting bis zum nächsten Morgen. „In dieser Szene spielten allerdings drei verschiedene Charaktere miteinander. „Wo sollte ich die auf die Schnelle herbekommen? Zu Hause baute ich kurzerhand ein Stativ auf, setzte mein Handy darauf und schlüpfte in alle drei Rollen. Das war etwas seltsam, aber ich hatte jede Menge Spaß", erzählt sie. Wenige Stunden später erhielt sie die Zusage für den Filmdreh in nördlichen Gefilden.
Für ein Casting schlüpfte sie in drei Rollen
Dass das nicht immer so funktioniert, räumt die gebürtige Berlinerin jedoch auf Nachfrage ein. Der Schauspielerberuf sei oft unbeständig. Warten auf Rollenangebote gehöre zum Job. „Mein persönliches Glück hängt aber nicht von einer Rolle im Film ab", so die Mimin, die mit ihrem Ehemann, dem Magier Thimon von Berlepsch, in Berlin Prenzlauer Berg lebt. Sarah Alles, die auch als Synchronsprecherin gut im Geschäft ist, verrät ihr Lebensmotto: „Vertraue dem Unbekannten." Den Spruch ließ sie sich sogar auf den linken Oberarm tätowieren. „Man sollte immer versuchen, locker zu bleiben und Erfolgen nicht verbissen hinterherzurennen. Je mehr man loslässt, desto eher kommen die Dinge auf einen zu", schildert die Künstlerin ihre Lebenserfahrung. Sie selbst sei oft dann am besten, wenn sie ganz gelassen bleibe. Kurz erwähnt sie ihren schweren Reitunfall während des Drehs für „Paulas Sommer", bei dem sie sich die Wirbelsäule brach und eine Gehirnerschütterung erlitt. Die Mimin war neun Monate berufsunfähig und musste die Rolle 2006 schweren Herzens abgeben. Einfach so ließ Sarah Alles die Zeit jedoch nicht verstreichen – sie nutzte die Zwangspause und holte ihr Abitur nach.
Im Interview spricht sie sehr akzentuiert, zuweilen auch laut und gestenreich. Gern schweift sie vom Thema ab und philosophiert über das Leben. Die Gäste im Café an der Berliner Karl-Marx-Allee sind schon ganz Ohr. Hin und wieder nippt die Darstellerin aus „Ein Fall für zwei" am Kräutertee. Stehen keine Dreharbeiten an, genießt sie ihren Kiez, inklusive Einkehr in eins der angesagten Cafés. Zum Frühstück darf es gern ein Power-Müsli sein, wie sie sagt. Der Mix bestehe unter anderem aus Chiasamen, Haferflocken und Heidelbeeren. „Ein gutes Frühstück ist für mich ein wahrer Energieschub, der mich antreibt. Mein Körper ist schließlich mein Instrument für den Beruf. Ich will deshalb möglichst guten Kraftstoff tanken", sagt die taffe Berlinerin. Ausnahmen würden die Regel bestätigen. Denn einer Wurst beim angesagten Hauptstadt-Imbiss „Curry 36" könne sie nicht widerstehen. Ansonsten versucht sie sich vegetarisch zu ernähren und auf Fleisch zu verzichten. Was vegetarische Restaurants und Läden anbetrifft, habe sie in Berlin die große Auswahl. Auf die Bundeshauptstadt lässt die Tochter einer Schwäbin und eines Iraners ohnehin nichts kommen. „Ich liebe Berlin: ob den Mauerpark und die dortigen Karaoke-Sessions, den Markt am schönen Maybachufer oder ruhige Spazierwege in Wilmersdorf, wo ich aufwuchs."
„Mein Körper ist mein Instrument"
Im brandenburgischen Umland sei sie dagegen nicht so häufig unterwegs. Es sei denn, hier steigt wieder mal ein Filmdreh. Ihre allererste wichtige Rolle hatte sie in den Studios Babelsberg, in der Telenovela „Tessa – Leben für die Liebe". Simone Thomalla und Marianne Sägebrecht, mit denen Alles auch schon vor der Kamera stand, zählt sie zu ihren liebsten Kolleginnen. „Beide sind nicht nur tolle Schauspielerinnen, sondern auch extrem angenehme Menschen."
Am oft aufreibenden Filmjob gefalle ihr, „dass er Horizonte erweitert". In den Spielszenen könne sie in die Gefühlswelt ihrer Film-Charaktere eintauchen und sich neue Gedankenwelten erschließen. „Am spannendsten sind für mich dabei Rollen, die von mir selbst, also von meinem eigenen Wesen, sehr entfernt sind." Diese zu spielen gelingt ihr nun schon seit 20 Jahren sehr erfolgreich. Denn seitdem die Berlinerin 1999 mit gerade einmal zwölf Jahren von einem Talentscout auf der Straße angesprochen wurde, ist sie Fernsehzuschauern hierzulande ein vertrautes Gesicht. Nach dem Abitur studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. 2008 spielte sie den Gegenpart zu Christoph Waltz in „Das Geheimnis im Wald" sowie an der Seite von Christian Oliver und Marianne Sägebrecht in „Immer Wirbel um Marie". Serienfans kennen sie aus „Rote Rosen", „Heiter bis tödlich – Akte Ex" sowie „Leben für die Liebe". Weitere große Rollen sind im Gespräch. Zu den nächsten Vorhaben gehört aber auch die Heimat ihres Vaters, den Iran, zu bereisen. Rund um den Globus hat sie bereits einiges gesehen: von Sri Lanka bis Neuseeland. Mit dem ZDF-„Traumschiff" schipperte Sarah Alles aber auch schon mehrere Wochen durch die Südsee und drehte in Macau. Dass die Schauspielerin das Herz am rechten Fleck trägt, beweisen ihre sozialen Engagements. Sie ist unter anderem Schirmherrin von „Kinderhelfer mit Herz e.V.", einer Organisation, die in Armut lebende Kinder und Jugendliche unterstützt sowie Lesebotschafterin der „Stiftung Lesen".
Sie wirkte auch in verschiedenen Hörspielen mit
„Geschichten können heilsam sein. Sie reißen uns aus dem Alltag, entführen uns in eine andere Welt, können trösten und zum Nachdenken anregen. Beim Lesen entstehen außerdem Fantasiewelten in unserem Kopf. Nur wer liest, erhält Zutritt zu diesen Welten." Sarah Alles schnappt sich kurz darauf selbst den nächsten Lesestoff. Es handelt sich um das Drehbuch für den nächsten Fernsehstreifen, ein Liebesfilm, bei dem der Zuschauer abschalten und den Stress des Tages vergessen kann.
Die Schauspielerin wirkte in den letzten Jahren aber auch in verschiedenen Hörspielen mit. Zuletzt sprach sie zudem Werbespots für die Kampagne einer Deo-Marke. Sie ist unter anderem die deutsche Titelstimme des kleinen Jungen Zack in der Kinder-Serie „Zack und Quack". Eine RTL-Episode von „Beck is back!" löste bei ihr Anfang des Jahres eine wichtige private Entscheidung aus: „In einer Folge spiele ich eine Mutter, die um ein Spenderherz für ihr Kind kämpft. Diese Geschichte berührte mich sehr. Ich hatte mich vorher noch nie wirklich mit dem Thema Organspende befasst und mich nach dem Dreh entschieden, auch einen Organspendeausweis zu beantragen. Er ist kostenlos. Man kann ihn einfach online – als eine Scheckkarte fürs Portemonnaie – bestellen."