In den 90er-Jahren war der Slogan „Keine Macht den Drogen" schon fast ein geflügeltes Wort. Die Krankenversicherungen starteten Aufklärungskampagnen in Schulen, um Kinder und Jugendliche von Drogen und Alkohol fernzuhalten. Nachdem man glaubte, das Problem ein wenig eingedämmt zu haben, wurde in den Medien plötzlich immer häufiger von „Koma- und Flatrate-Saufen" gesprochen. Dabei wurden Grenzen überschritten, die bis zur Bewusstlosigkeit führten.
Der Singer-/Songwriter Tom Walker gibt mit seinem neuen Album „What A Time To Be Alive" ein erschreckend ehrliches Statement zu Themen wie Alkohol- und Drogensucht ab. Er weiß wovon er spricht. Denn Tom Walker hat einen Freund an die Drogensucht verloren, wie er in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk erklärte. Dies schildert er insbesondere in dem Song „Leave A Light On". In den restlichen Liedern erzählt er davon, wie schwierig es sei, solchen Menschen zu helfen, da sie Mauern um sich bauen, die schwer zu durchbrechen sind.
Aber in seinen eingängigen Popsongs beschreibt Tom Walker auch alltäglichere Probleme, wie zum Beispiel falschen Stolz in Beziehungen und falschen Stolz, der eine Beziehung bereits verhindert („Now You’re Gone" feat. Zara Larsson), bevor sie entstehen kann. Einsamkeit, die dennoch, und dabei wären wir wieder beim Thema „Sucht", im Alkoholrausch endet – und Partys, die nicht so lustig sind, wie sie eigentlich sein sollten („Blessings").
Kurzum: Tom Walker singt über gestrandete Existenzen, die in der Gesellschaft an den Rand gedrängt werden, weil sie nicht überlebensfähig sind. Dabei entschuldigt er aber weder das Thema „Sucht" noch sucht er die Schuld dafür bei anderen Menschen. Er sieht das Problem in dem Süchtigen selbst begründet, der seinen vermeintlich starken Willen lieber dazu nutzt, sich selbst zugrunde zu richten, anstatt den Weg aus der Sucht zu suchen und um Hilfe zu bitten. Mit anderen Worten: Tom Walkers Debüt-Album ist eine gelungene CD, die sich gut und gerne in Anti-Drogen-Kampagnen in pädagogischen Institutionen und der Musiktherapie bei Jugendlichen in Kliniken verwenden lassen könnte.