Des Menschen Widerspruch ist sein Himmelreich. Klingt wie ein Satz aus der Zitatekiste, hat sich mir aber schlicht an jenem Montag aufgedrängt, als die Erde so völlig ausgelaugt darniederlag. Was keinen so recht zu interessieren schien. Eher bewegt auch an diesem world overshoot day die spannende Frage, wie Greta denn nun über den großen Teich kommen will, wenn sie schon nicht fliegen mag.
Aktivisten hatten zum Welterschöpfungstag Plakatwände aufgestellt, auf denen Passanten ihre Vorstellung aufschreiben konnten, wie es denn nun weitergehen soll, mit dem Klima, der Erde, der Zukunft und überhaupt.
In der Mitte prangte in großen Lettern als „Vision" die Forderung: „Mehr Verbote". Sage also einer, die Menschen hätten keine Ideen! Wenn die Menschheit allen Fakten zum Trotz unbelehrbar einfach so weitermachen will, dann helfen halt nur Verbote. Klare Ansage aus dem Kreis der Umweltschützer. Ebenso klare Antwort auf meine Frage, wer denn verbieten sollte: natürlich „die Politik".
Die Erde wird’s gern vernommen haben. Auch als mir jemand erklärte, schöner wäre es natürlich mit Vernunft und Verzicht. Zustimmung meinerseits und eine klitzekleine Frage: Verzicht worauf?
Das mit der Einsicht und dem Verzicht ist grundsätzlich eher was für Widerspruchsforscher. Aber mal angenommen, es gäbe eine Bereitschaft zum Verzicht, dann würde das Dilemma von vorne anfangen.
Was, wenn wir alle auf einmal nur noch Elektroautos fahren würden? Oder in einschlägigen Märkten nur noch Regale mit regionalen Produkten plünderten? Oder Spekulanten das Treiben vermiesen durch regionale Währungen und dabei auch noch Geldwechselstuben eine Wiedergeburt bescherten? Angenommen, das alles wäre möglich, wer sagt uns dann, was aus dem vielfältigen Vorschlagspotpourrie wirklich hilft? Wir würden ja gerne, aber niemand weiß ja so genau, was das dann wieder für Kollateralschäden anrichtet. Und die wiederum sollten wir tunlichst vermeiden nach allem, was wir schon angerichtet haben.
Also entweder sagt uns mal jemand klar, wo es langgeht, und zwar freiwillig aus Einsicht und nicht mit Verbotsquatsch, oder wir arbeiten weiter an der Optimierung unserer Widerspruchsresilienz. Soll sich die Erde doch daran mal ein Beispiel nehmen.