Astrid Jerschitz (40) arbeitet seit nunmehr 20 Jahren erfolgreich als Make-up-Artist und kreiert Looks für nationale und internationale Kampagnen und für Stars wie Elle Macpherson, Helene Fischer oder Pamela Reif. Im Interview spricht sie über ihren Weg in den Schmink-Olymp, Lieblingslooks und gibt Tipps für Sommer-Make-ups und Problemhaut.
Frau Jerschitz, nicht alle Make-up-Artists haben eine Ausbildung an einer Make-up-Schule absolviert. Wie war es bei Ihnen – wie haben Sie sich das Know-how angeeignet?
Um ehrlich zu sein habe ich schon als kleines Mädchen im Alter von fünf Jahren all meine Puppen geschminkt und frisiert. Dazu war mir jeder Edding und Nagellack – den ich als Lidschatten verwendete – recht. Zum Leid meiner Eltern… (lacht) Durch meine Ausbildung zur Modedesignerin konnte ich auch in meiner Teenager-Zeit deutlich kreativ an Showprojekten mitarbeiten und letztlich war es dann auch eine Make-up-Schule, die mir die Basis beigebracht hat.
In der heutigen Zeit ist der Weg der Kreativen jedoch leichter geebnet. Man kann durch Youtube und Social Media sein Wissen erweitern, denn es gilt nach wie vor: Learning by doing! Wer in unserer Branche Fuß fassen möchte, sollte einfach loslegen. Nur durch Erschaffen von Kreativem erfolgt ein immerwährender Lernprozess, der für den gewünschten Erfolg unabdingbar ist!
Welche Promis schminken Sie regelmäßig? Und wie war Ihr Weg in den Schmink-Olymp?
Ich hatte vor 20 Jahren das Glück, mit einem deutschen Star-Fotografen der Musikbranche arbeiten zu dürfen. Er war damals der Haus- und Hof-Fotograf der Zeitschrift „Bravo". So begann eigentlich alles. Die Künstler kamen damals noch in unser Studio nach München, Köln oder Berlin und somit hatten wir von Christina Aguilera bis Britney Spears alle Newcomer der Musikbranche vor Ort. Es war nicht nur meine Leistung, die – ehrlich gesagt 20 Jahre rückblickend bestimmt nicht mit meinem heutigen Know-how über Make-up mithalten konnte –, aber es war die Art wie ich bis heute noch mit Menschen umgehe. Leistung und eine unverkennbare Personality, das ist der Weg, der zum Erfolg führt. Auch heute noch!
Ich arbeite mit bekannten Menschen, die sich in verschiedenen Entertainmentebenen bewegen. Verona Pooth, Veronica Ferres, Sophia Thomalla, Helene Fischer, Vanessa Mai, Rebecca Mir, Janine Kunze und Pamela Reif gehören zu meiner Dauerkundschaft.
Natürlich arbeiten meine Kunden auch mit anderen Make-up-Artisten zusammen – in der Regel hat jeder Promi mindestens zwei, mit denen er/sie dauerhaft arbeitet. Schließlich ist man ja nicht ständig verfügbar! Und ich persönlich finde es auch sehr gut, wenn man mit einem Pool von verschiedenen Artists arbeitet. Jeder hat schließlich seine eigene Handschrift.
Welche Looks schminken Sie am liebsten?
Entweder Super Glow Natural oder den US-Beauty-Look – meine zwei Favourites!
Wie bereiten Sie die Haut Ihrer Kundinnen auf das Make-up vor?
Das kommt immer darauf an, wie viel Zeit wir haben und was für eine Art von Make-up-Look benötigt wird. In der Regel aber wird erst ein Serum aufgetragen, dann Pflege und dann das Make-up erarbeitet.
Wie baut man ein Make-up richtig auf?
Im Grunde ist der erste Schritt das Nachdenken. Wie soll der Look aussehen? Wie erarbeite ich mir diesen? Welche Produkte benötige ich? Dann geht’s los! Natürlich beginnt man mit der Reinigung, Pflege, dann die dekorative Kosmetik. Aber ab dem Beginn der dekorativen Kosmetik arbeiten Visagisten unterschiedlich. Nicht jeder beginnt mit dem Make-up und nicht jeder beginnt mit den Augen …
Worauf sollte man nicht verzichten, selbst wenn man sich nur wenig schminkt?
Auf eine Top-Pflege. Es gibt Produkte, die die Haut bereits beim Reinigen und Pflegen samtig und strahlend wirken lassen. Eine Top-Haut ist das A und O für einen gelungenen Look! Der Rest ist Geschmackssache. Wenn ich durch die Sonne gebräunt bin, verzichte ich komplett auf alles.
Wie findet man die richtigen Produkte und Farben für sich?
Das ist wie mit dem richtigen Auto – Probefahren beziehungsweise ausprobieren! Die Hauttöne am Hals testen, Lippenfarben je nach Haarfarbe und Klamottenstyle abstimmen und bei den Augen geht’s ans Eingemachte. Hier stellt sich die Frage: Wie sehen meine Augen aus? Und was möchte ich erzielen?
Haben Sie Tipps zum Selbstschminken?
Licht ist eines der wichtigsten Tools! Ohne gutes Licht geht nichts! Ab Ende Juli geht es auf meinem Youtube-Kanal nur ums Thema Selbstschminken …
Welche sind Ihre Wunder-Beauty-Produkte?
Ohne Werbung machen zu wollen: die Hyaluron-Drinks einer bekannten Münchner Marke (pinkes Logo) – die Haut strahlt, Verunreinigungen sind Geschichte. Ich nehme dieses Produkt selbst schon sehr lange. Außerdem Volumenwimperntusche, gegebenenfalls Volumenwachstumsserum, Mattiertücher und ein kleiner Tropfen Selbstbräuner in der Tagespflege.
Mit welchen Produkten pflegen Sie sich persönlich? Und wie sieht Ihre Make-up-Routine aus?
Ich bin ein Fan von drei Marken. Reinigung und Pflege: Dr. Niedermaier, Serum/Öl: Shamanic Oil, Abschminkschaum: Weleda. Make-up-technisch benutze ich etwas Concealer (Mac), Sunpowder (Urban Decay), meine Lieblingswimperntusche (Too Faced) und Lidschatten in Brauntönen (Chanel). Es muss schnell gehen – ich liebe 8-Minute-Make-ups to go.
Was waren die Highlights Ihrer Karriere?
Ich war bei so vielen großen Momenten meiner Künstler dabei – für diese Rubrik müssen wir mal ein eigenständiges Interview führen. Ich kann nur eines sagen: Wenn man mit einem Sänger oder einer Sängerin vor Tausenden von Menschen steht, das Finish eines Looks noch fertigt und dann ein Lichtermeer und unzählige Kameras, kreischende Fans et cetera eine Arena zum Beben bringen, dann ist das schon ein Wahnsinns-Moment, den man als Teil eines Teams nicht vergisst. Ich stand aber genauso schon für ein Plattencover auf einer Anhöhe mitten im Nirgendwo auf den Philipinen und habe eine Aussicht und eine Stille der Natur erlebt, die grenzenlos erschienen. Und auch dieser Moment war mehr als nur ein Highlight. Es sind die Eindrücke, die uns bewegen, und für die wir dankbar sein müssen.
Welche Farben trägt Frau im Sommer 2019 auf den Lippen, Wangen und Augenlidern?
Alles, was gefällt. Mein Standpunkt ist und bleibt: Trends kommen und gehen. Selbstbewusstsein geht mit Schönheit einher – darum soll Frau tragen, was gefällt, und nicht, was ein Magazin oder Trendscout vorgibt.
Gibt es ganz neue Make-up-Trends?
Ja – im Bereich des World Wide Webs. 3D-Make-ups sind der letzte Schrei. Mal schauen, welcher Designer diese bald auf den Catwalks aufgreift.
Können Sie uns Tipps für tolle Sommer-Make-ups geben?
Auf jeden Fall sollte man wenig bis kaum Make-up tragen. Lieber mit Concealer unschöne Stellen der Haut kaschieren und mit sanften irisierenden Glowprodukten die Wangenknochen sowie den Nasenrücken leicht akzentuieren. Es gibt tolle Cremelidschatten in Braun und Rosegoldtönen. Diese sanft auf die Augenlider tupfen und einen vollen Wimpernkranz unter Umständen durch Einzelwimpern zum Aufkleben oder durch eine Volumenmascara kreieren. Achtung bei zu langen Wimpern – dann lieber zur wasserfesten Wimperntuschevariante greifen.
Wie kann man sich bei Problemhaut schminken, sodass Unreinheiten und Pickel nicht auffallen, man aber auch nicht zugekleistert aussieht?
Hier gilt nach wie vor – Pflege ist das A und O. Es gibt antiseptische Mousse- oder Pflegeprodukte, die die Haut nicht austrocknen und sanft und geschmeidig wirken lassen. Die Pickel selbst mit einem deckenden Creme-Concealer abdecken und je nach Bedarf die Augen betonen. Somit kann man auch ein bisschen von der Haut ablenken.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt und was steht an?
Da ich frisch gebacken 40 Jahre alt geworden bin, werde ich ab Ende Juli einen Youtube-Kanal eröffnen. Das wollte ich zwar schon mit 30 – aber jetzt, zehn Jahre später, habe ich mehr zu erzählen … Es gibt zwar unzählige hübsche und talentierte Mädchen, die über Make-up sprechen und auch reichlich Make-up auftragen … (lacht) … Aber ich möchte Frauen in meinem Alter zeigen, wie man sich schnell, stilvoll und mit wenig beziehungsweise dem, was man schon zu Hause hat, selbst optimal in Szene setzen kann.
Des Weiteren arbeite ich gerade an einem neuen Beauty-TV-Format – im Herbst mehr dazu.
Und – am allerwichtigsten, und das gilt für uns alle da draußen – sich Zeit für sich selbst zu nehmen und lernen, dass man bei all dem Stress sich auch noch auf sich selbst besinnt!
Weitere Infos: www.astridjerschitz.com und www.instagram.com/astridjerschitz