Elias Friedrich studiert Maschinenbau im vierten Semester, Johannes König im sechsten Semester Wirtschaftsingenieurwesen. Seit Oktober 2018 sind sie die neuen AStA-Vorsitzenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Kandidiert haben sie unter anderem wegen der Verwaltungsgebühr, die jeder Studierende im Saarland zahlen muss.
Herr Friedrich, Herr König, die HTW Saar hat mit Ihnen nicht nur neue AStA-Vorsitzende, sondern auch einen neuen Präsidenten. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Prof. Leonhard bisher?
Elias Friedrich: Die ist sehr gut organisiert. Als Prof. Leonhard sein Amt im Januar antrat, ist er sehr schnell auf uns zugekommen, wir haben sofort fixe Termine vereinbart und über die Dinge gesprochen, die uns auf den Nägeln brennen. Wir können sehr offen mit ihm über unsere Themen sprechen.
Was brennt am meisten auf den Nägeln?
Friedrich: Vor allem die räumliche Situation. Sich einfach mal irgendwo hinsetzen und in Ruhe lernen, ist schwierig hier. Wir haben nur die Aula am Rotenbühl, um Klausuren für mehr als 70 oder 80 Personen zu schreiben. Die Gebäude 1 bis 5 müssten eigentlich sofort abgerissen und neu gebaut werden. Geplant ist ja nun, Gebäude 12 auf dem Stadtwerkegelände zu bauen.
Johannes König: Das ist auch ein Thema der Attraktivität der Hochschule – direkt vor Ort zu lernen und nicht nach Hause fahren zu müssen. Dieses Thema ist auch bei Prof. Dr. Leonhard auf sehr offene Ohren gestoßen.
Friedrich: Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit. Es gibt am Campus faktisch keine Mülltrennung, das wollen wir ändern.
König: Immer ein Thema bleibt der öffentliche Nahverkehr. Die Parkplatzsituation hier ist nicht gerade die beste. Wir brauchen Radwege mit Anbindung zum Campus und gute Busverbindungen, um zuverlässig und pünktlich zu den Seminaren zu kommen. Jeder von uns zahlt das Semesterticket und hat deshalb Anspruch darauf, bestmöglich zum Campus zu kommen und zurück.
Friedrich: Kaum ist ein Stau in Saarbrücken, stecken auch die Busse fest. Da hat die Stadt noch massiven Handlungsbedarf, ebenso bei der Fahrplanausrichtung auf die Vorlesungszeiten. Und den Vertrag mit dem SaarVV wollen wir auf fünf Jahre festlegen, damit die Studierenden Planungssicherheit erhalten.
Das Studentenwerk im Saarland ändert seine Rechtsform, was verspricht sich der HTW-AStA davon?
Friedrich: Das Studentenwerk im Saarland soll eine Anstalt des öffentlichen Rechts werden, derzeit ist es noch ein eingetragener Verein. Die Mensen beider Hochschulen sollen darüber betrieben werden. Sowohl Studierende der Universität als auch der HTW Saar sollen künftig über die Anstalt Wohnplätze erhalten. Laut rundem Tisch fehlen dem Studentenwerk jedoch selbst Wohnplätze und, sie führen eine Warteliste. Wir sind kein Mitglied im Verein, das heißt unsere Studierenden bekommen über das Studentenwerk keine Wohnungen, sie sind höchstens Nachrücker. Universitätsstudierende werden derzeit noch bevorzugt – und Sie wissen, die Wohnsituation in Saarbrücken ist für Studierende schwierig. Vor allem für ausländische Studierende brauchen wir feste Wohnheimplätze.
König: Das mag nach einem Tropfen auf den heißen Stein klingen, aber von gar keinen Wohnungen auf unsere Forderung von 80 Wohnungen, das wäre ein großer Fortschritt. Klar, können wir nicht allen eine Wohnung anbieten. Hier ist aber auch das Land in der Verpflichtung, etwas für den bezahlbaren studentischen Wohnungsbau zu tun.
Friedrich: Viele Studierende organisieren und finanzieren die Wohnung selbst durch Nebenjobs. Deshalb wollen wir uns dafür einsetzen, die Studierenden an dieser Stelle auch zu entlasten.
Wie steht es derzeit um die Digitalisierung der Lehre?
Friedrich: Wir haben hier eine sehr gute IT-Ausstattung und eine gute Software-Auswahl, allerdings sehe ich, dass wir insgesamt zu wenige Rechner haben. Das liegt natürlich auch an der Überalterung der Gebäude 1 bis 5, deren Infrastruktur, dem Brandschutz. Wir dürfen dort zum Beispiel keinen Bildschirm aufhängen, der müsste noch aus Brandschutzgründen umhüllt werden. Auch normales Papier dürfen wir deshalb nicht aufhängen, das muss laminiert sein. Solche Kleinigkeiten stoppen die Entwicklung, die wir brauchen.
König: Die Ausgangslage ist nicht die schlechteste, aber wir fordern auch, digitale Lernmöglichkeiten künftig auszubauen und sie den Studierenden kostenfrei zugänglich zu machen. Die Lernplattform Clix wurde nun beispielsweise auf Moodle umgestellt, dort können Dozenten die Lernunterlagen hochladen. Die Schwarzen Bretter am Campus Rotenbühl sind nun digital verfügbar. Die Hörsäle müssten weiter mit Whiteboards und Beamern ausgestattet werden. Wir sind da auf einem richtigen Weg.
Über Kooperationen mit der Universität können HTW-Saar-Studierende nun auch promovieren, doch es bleiben Unterschiede – wo genau?
Friedrich: Es werden nicht immer alle Scheine anerkannt. In der Mathematik haben wir ein schönes Beispiel. Studierende von der Universität lernen höhere Mathematik, unsere Mathematik ist praxisbezogen, aber gleich schwer.
König: Wir erhalten in vergleichbaren Studiengängen nicht die gleiche Anzahl an Credits wie Universitätsstudierende. Wir müssen also Zusatzfächer belegen, um auf die gleiche Anzahl zu kommen wie unsere Uni-Kollegen.
Die Verwaltungsgebühr in Höhe von 50 Euro pro Semester hat Sie beide unter anderem dazu gebracht, für den AStA zu kandidieren. Wie ist der Stand der Diskussion mit der Hochschulleitung?
Friedrich: Zum Sommersemester 2010 wurden die allgemeinen Studiengebühren in Höhe von 300 bis 500 Euro im Saarland abgeschafft. Der heutige Semesterbeitrag plus Verwaltungsgebühr ist davon nicht mehr so weit entfernt. Diese Entwicklung belastet unsere Studierenden immer stärker. Der Verwaltungsbeitrag kann erhoben werden, heißt es in dem Landesgesetz, nicht muss. Wir wünschen uns Transparenz bezüglich der Verwendung dieser 50 Euro und werden genau darauf schauen, welche Verbesserungen sie uns bringen.
König: Studieren sollte so kostengünstig wie möglich sein. Über die teure Wohnsituation in Saarbrücken haben wir gesprochen. Wenn nun diese einzelnen Beträge wie Miete, Gebühren, das Semesterticket, weiter steigen und steigen, müssen wir dem entgegensteuern. Als ich anfing zu studieren, das war vor drei Jahren, habe ich 100 Euro an Gebühren insgesamt weniger zahlen müssen. Dieser Anstieg gibt uns schon zu denken. Vor allem der Mensabeitrag hat sich stark erhöht. Zahlten wir im Wintersemester 2017/18 noch 61 Euro für die Mensa, zahlen wir nun 78,70 Euro im Semester und die Preise der Menüs haben sich erhöht.
Friedrich: Wichtig zu erwähnen ist, dass BAföG-Empfängern zwar diese Verwaltungsgebühr nicht auferlegt wird. An der HTW Saar studieren allerdings weniger BAföG-Empfänger, als an der Universität, denn viele hier befinden sich in einem Zweitstudium oder haben eine Ausbildung gemacht, kommen also nicht in den Genuss von BAföG und müssen daher zwingend den Beitrag bezahlen. Die HTW-Studierenden sind also im Vergleich zu den Universitätsstudierenden benachteiligt. Und wenn wir durch das geplante digitale Campus-Managementsystem die Verwaltungsgebühr einsparen könnten, wäre das eine schöne Geste.