Nach zähen Verhandlungen nimmt der HTW-Neubau Form an. Die Fachhochschule in Saarbrücken soll langfristig dann auf nur noch zwei Standorte in der Landeshauptstadt konzentriert werden.
Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem das sanierte Hochhaus in Alt-Saarbrücken nach vielen Querelen und Verzögerungen im ersten Halbjahr 2018 endlich bezogen werden konnte, steht nun ein weiteres Großprojekt an: die Campus-Allee. Auf dem benachbarten Stadtwerkegelände in Alt-Saarbrücken soll ein Neubau für die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) errichtet werden. Darauf haben sich Anfang dieses Jahres Land und Stadt Saarbrücken nach monatelangen intensiven Grundstücksverhandlungen geeinigt. Nachdem Landtag und Stadtrat prinzipiell für das Projekt grünes Licht erteilt haben, laufen derzeit die notariellen Detailverhandlungen. Die Vertragsunterzeichnung soll nach Angaben des zuständigen Ministeriums für Inneres, Bauen und Sport noch im Juli stattfinden. Im Gespräch ist ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag, den das Land an die Stadt überweisen muss. Anschließend läuft das übliche Prozedere wie Bebauungsplanverfahren seitens der Landeshauptstadt sowie die Planungen für die notwendigen Nutzerbedarfe seitens der Hochschule. Danach ist ein Architektenwettbewerb für den Neubau vorgesehen.
Das Projekt gilt als ein wichtiger Baustein der Landesregierung, die HTW mittelfristig auf zwei Standorte im Stadtgebiet von Saarbrücken zu konzentrieren: den Campus Alt-Saarbrücken sowie den Campus Rotenbühl in St. Johann. Der Neubau auf dem Stadtwerkegelände Hohenzollernstraße/Werderstraße gilt nur als eine weitere Etappe auf dem großen Weg zur Campus-Allee: Mit mehr Raum könnten die vier Fakultäten Wirtschaftswissenschaften am Rotenbühl, Sozialwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Architektur – derzeit nach Göttelborn ausgelagert – und Bauingenieurwesen wieder in Saarbrücken an zwei Standorten konzentriert werden.
Der Neubau wird aus vielerlei Gründen notwendig. Zum einen sind die Studentenzahlen auf inzwischen rund 6.000 gestiegen – eine Verdopplung in den letzten zehn Jahren – zuzüglich Dozenten und Verwaltungspersonal, zum anderen gelten größere Gebäudeteile im Bestand in der Goebenstraße als nicht mehr sanierungsfähig. Um eine zukunftsfähige Standortentwicklung der HTW in Alt-Saarbrücken zu ermöglichen, gebe es zu einem Neubau keine Alternative, wie das zuständige Bauministerium bestätigt. Aus Platzgründen sei außerdem nur das Grundstück der Stadtwerke infrage gekommen, um den Standort künftig optimal zu nutzen. Das drei- bis vierstöckige Gebäude, in dem die Ingenieurwissenschaften untergebracht werden sollen, hat eine Nutzfläche von rund 6.000 Quadratmeter und entsteht auf dem Stadtwerkegrundstück mit der Hubsteigerhalle, die abgerissen wird. Perspektivisch soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. Danach ist geplant, die nicht mehr zeitgemäßen und sanierungsbedürftigen Gebäude der HTW abzureißen und durch moderne und funktionale Neubauten zu ersetzen.
Studentenwerk für alle Studenten im Land
Das Land hat bereits in der Vergangenheit massiv in den Standort Alt-Saarbrücken investiert. Dazu gehören zum Beispiel das Technikum, das HTW-Hochhaus mit dem Haus des Wissens, das Zentralgebäude und das Parkhaus.
Doch nicht nur bautechnisch stehen bei der HTW große Veränderungen an. Künftig soll das Studentenwerk im Saarland für alle Studierenden im Saarland zuständig sein. Das Studentenwerk mit seinen etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist derzeit ein eingetragener Verein und soll in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt werden, um für die künftigen Anforderungen modern und rechtssicher aufgestellt zu sein. Die derzeitige Organisationsform ist einzigartig, in allen anderen Bundesländern sind die Studentenwerke nicht nach dem Vereinsrecht organisiert. Die Umwandlung, die bereits vor längerer Zeit angestoßen wurde, sei allerdings ein langwieriger und anspruchsvoller Prozess, ist aus der dafür zuständigen Staatskanzlei des Saarlandes zu hören. So müssen beispielsweise rechtliche und steuerrechtliche Fragen geklärt oder die rund 200 privaten Mitglieder des Studentenwerks gehört werden, ein Prozess, der eben viel Zeit brauche und regierungsintern noch nicht abgeschlossen sei. „Der Ministerrat war noch nicht mit dieser Angelegenheit befasst", sagte eine Sprecherin aus der Staatskanzlei.
Das Studentenwerk, das sich unter anderem durch die Sozialbeiträge der Studierenden finanziert, verwaltet Wohnheime, betreibt Mensen und Cafeterien, kümmert sich um die psychologische Beratungsstelle der Studenten, die Kinderbetreuung, um Kultur und internationale Veranstaltungen sowie um die Studienfinanzierung über das BAföG. Eine Umwandlung in eine andere Rechtsform macht schon deshalb Sinn, weil das Studentenwerk im Grunde staatliche Aufgaben wahrnimmt.
Seit April 2018 ist der Bereich der Mensen der Hochschulen im Saarland, also auch der HTW, bereits in den Händen des Studentenwerks. Langfristiges Ziel ist es auf jeden Fall, einen Ansprechpartner in Form des Studentenwerks mit neuer Rechtsform für alle Studierenden im Saarland zu haben.