Zugegeben: Viele der spannendsten Transfers dieses Sommers gab es außerhalb der Bundesliga. Doch auch wenn die Messis und Ronaldos, die Neymars und die Griezmanns dieser Welt nicht nach Deutschland wechseln, gibt es wieder einige spannende neue Gesichter.
Lucas Hernández
(23/Innenverteidiger und Linksverteidiger/für 80 Millionen von Atlético Madrid zum FC Bayern München): Die Münchner wollen die Preistreiberei auf dem internationalen Transfermarkt eigentlich verweigern. Doch für den französischen Weltmeister legten sie eine Rekordsumme auf den Tisch. „Ich möchte eigentlich keine Spieler für 80 oder 100 Millionen kaufen", sagte Präsident Uli Hoeneß. „Aber wenn du im Konzert der Großen bestehen willst, musst du hin und wieder auch mal Dinge machen, die mir persönlich nicht gefallen." Zumal sie von Hernández voll überzeugt sind. Allerdings wurde der Abwehrspieler im Frühjahr am Knie operiert und verpasste große Teile der Vorbereitung. Doch auch schon ohne ein Training oder gar Spiel von ihm als Münchner gesehen zu haben, stufte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge ihn als „aus meiner Sicht besten Innenverteidiger der Bundesliga" ein.
Mateu Morey
(19/Rechtsverteidiger/ablösefrei vom FC Barcelona zu Borussia Dortmund): Bei Barca durfte der gebürtige Mallorquiner nur in der U19 und der Zweiten Mannschaft ran. Auch beim BVB ist er nicht gleich als Stammkraft vorgesehen. Doch in der Vorbereitung hinterließ Morey schon einen starken Eindruck. Und da der Vertrag von Routinier Lukasz Piszczek ausläuft und Achraf Hakimi nächsten Sommer zurück zu Real Madrid muss, könnte Morey Dortmunds Rechtsverteidiger der Zukunft sein.
Christopher Nkunku
(21/Mittelfeld/für 13 Millionen von Paris Saint-Germain zu RB Leipzig): Thomas Tuchel konnte in Paris durchaus was mit Nkunku anfangen. 22 Mal ließ er ihn in der Liga spielen, davon 13 Mal in der Startelf. In der Rückrunde aber kaum noch. Also schlug Leipzig zu. Trainer Julian Nagelsmann lobte vor allem die Flexibilität des Ausnahme-Talents, das von der Acht bis zum Stürmer alles spielen könne. Tuchel riet ihm übrigens dazu: „Ich habe ihm gesagt, dass er einen Top-Club und einen Top-Trainer vorfinden wird."
Ethan Ampadu
(18/Innenverteidiger und defensives Mittelfeld/ausgeliehen vom FC Chelsea an RB Leipzig): Der Mann fällt sofort auf. Ethan Kwame Colm Raymond Ampadu, wie der als Sohn eines ghanaisch-irischstämmigen Vaters und einer walisischen Mutter in England geborene Waliser mit vollem Namen heißt, trägt dicke Dreadlocks auf dem Kopf. Warum? „Faulheit." Und er ist auch sonst ein besonderer Spieler. Beim FC Chelsea kam er schon zu zwölf Profi-Einsätzen, für die A-Nationalmannschaft von Wales spielte er schon acht Mal. Und bei seiner Vorstellung sorgte er für Lacher. „Ich muss mich noch zurechtfinden", erzählte er. „Ich wollte am Sonntag einkaufen, aber da waren alle Läden zu."
Moussa Diaby
(20/Flügelstürmer/für 15 Millionen von Paris Saint-Germain zu Bayer Leverkusen): Auch Bayer angelte sich ein Top-Talent von PSG. Und Diaby kam sogar noch drei Mal öfter zum Einsatz. Tuchel hätte ihn auch gerne behalten. Doch da er dem gebürtigen Pariser keinen Stammplatz garantieren konnte und dessen Vertrag im kommenden Jahr auslief, gab er ihn frei. Bei Bayer sorgte der Mann mit den markanten Farbtupfern in der Frisur gleich für Furore und wurde schon vor seinem ersten Bundesliga-Spiel zum Fan-Liebling. Sie schufen den Hashtag #diabyarmy.
Marcus Thuram
(21/Mittelstürmer/für 9 Millionen von EA Guingamp zu Borussia Mönchengladbach): Sein Name ist bekannt. Und wenn man Thuram heißt, muss man sich nicht in Bescheidenheit üben. Auf die Frage, ob er das Ziel habe, wie sein Vater Lilian 1998 Weltmeister zu werden, sagte der 21-Jährige der „Bild" nicht nur: „Ja, ich hoffe das. Das wäre eine Riesensache." Er fügte sogar hinzu: „Ich habe ja noch einen kleinen Bruder – vielleicht schaffen wir es als Familie ja sogar zu dritt." Bei seinen Mitspielern hat Thuram durchaus schon Eindruck hinterlassen. „Ich mag diesen bulligen Spieler-Typ", sagte Weltmeister Christoph Kramer.
Xaver Schlager
(21/defensives Mittelfeld/für 12 Millionen von RB Salzburg zum VfL Wolfsburg): An den Wortspielen à la „dieser Schlager ist ein Hit" soll es nicht gelegen haben. Doch der Neuzugang des VfL Wolfsburg läuft in der kommenden Saison wie schon im Vorjahr bei RB Salzburg mit seinem Vornamen statt seinem Nachnamen auf dem Trikot auf. „Das wollte ich schon immer haben – Xavi hatte das auch. Das ist ein cooles Markenzeichen", hatte er im Vorjahr bei „salzburg24.at" erklärt. „Ich bin stolz darauf, dass mir meine Eltern den Vornamen gegeben haben. Früher habe ich mich darüber aufgeregt, aber heute bin ich froh einer der wenigen zu sein, die diesen seltenen Namen tragen dürfen." Etwas Besonderes soll dieser Schlager sein, sagen sie alle in Österreich. Auch wenn er von sich selbst sagt: „Ein Ronaldinho bin ich nicht ganz. Ich komme eher übers Laufen und Kämpfen." Pech hatte der 21-Jährige nur bei der Nummer unter dem Namen. „Ursprünglich hätte ich gerne die 42 gehabt, aber in Deutschland kann man die Nummern nur bis 40 wählen", sagte er. „Daher habe ich die Zahlen dann einfach umgedreht." Xaver trägt nun also die 24.
Robert Skov
(23/Flügelstürmer/für 10 Millionen vom FC Kopenhagen zu 1899 Hoffenheim): Robert Skov hat ein tolles Jahr hinter sich. Mit 30 Toren in 34 Spielen wurde er – als Flügelspieler – Torschützenkönig in Dänemark, er holte mit Kopenhagen den Meistertitel, traf bei der U21-EM gegen Deutschland und gab sein Debüt im A-Team. So einer musste es für Hoffenheim schon sein, um den letztjährigen Shooting-Star Joelinton zu ersetzen, der für 44 Millionen zu Newcastle United wechselte. Dass Skov ein Standard-Spezialist ist – acht seiner Tore erzielte er per Freistoß – macht das Paket offenbar perfekt. Und das für weniger als ein Viertel des Geldes, das Joelinton eingebracht hat.
Zack Steffen
(24/Torhüter/ausgeliehen von Manchester City an Fortuna Düsseldorf): Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel – der einzige Profi, der auf allen sechs Kontinenten gespielt hat – war Torhüter. Und sein Auge sagte ihm: Diesen Zack Steffen musst Du haben. Doch für die Fortuna war der US-Amerikaner schon eine Nummer zu groß. Pep Guardiola schlug zu und kaufte ihn für Manchester City. Immerhin lieh der frühere Bayern-Trainer ihn der Fortuna für ein Jahr aus, mit dem Hinweis, dass Steffen sicher zu den sechs besten Torhütern der Bundesliga gehören wird. Das sind absolute Vorschusslorbeeren. Der Torhüter selbst will das Jahr in Deutschland nutzen, um sich endgültig für ManCity zu beweisen. Und offenbar auch für andere Dinge. „Die Kollegen haben mir erzählt, dass man in Düsseldorf gut shoppen kann. Die Restaurants sollen toll sein", zitierte ihn die „Bild". „Und ich hörte, es gibt gute und hübsche Single-Mädels in der Stadt."
Dedryck Boyata
(28/Innenverteidiger/ablösefrei von Celtic Glasgow zu Hertha BSC): Schon nach drei Tagen mit seinem Neuzugang stellte Herthas neuer Trainer fest: „Man merkt, dass er in seiner Karriere schon einiges gesehen hat." Anders: Der belgische Nationalspieler, der bei der WM 2018 in allen Gruppenspielen eingesetzt wurde, ist ein echter Typ. Aufgewachsen ist er im Brüsseler Problem-Bezirk Moolenbeek. „Das war keine luxuriöse Nachbarschaft", sagte er dem „Tagesspiegel". Mit 16 wechselte der Sohn einer Belgierin und eines Kongolesen ins Internat von Manchester City. Sieben Jahre blieb Boyata in Manchester, über die Bolton Wanderers kam er zu Celtic Glasgow, wo er in den vergangenen drei Jahren stets das Double gewann.
Kingsley Ehizibue
(24/Rechtsverteidiger/für 3 Millionen von PEC Zwolle zum 1. FC Köln): Armin Veh hat als Profi und Trainer schon viele Typen im Fußball-Geschäft kennengelernt. Aber diesen Kingsley Ehizibue schloss er sofort ins Herz. „Der Easy ist einfach ein absoluter Spaßvogel", sagte der Sportchef des 1. FC Köln. Eigentlich hatte Ehizibue den Spitznamen „King", doch der war beim FC schon an Kingsley Schindler vergeben. „Jetzt nennen sie mich Easy, weil ich so locker bin", sagte er. „Außer Rafa Czichos, der ruft ständig ‚Itsy-Bitsy‘ wie in diesem Kinderlied." Na, das kann ja dann lustig werden.