Quentin Tarantinos neunter Film symbolisiert eine Hommage an die Traumfabrik und den Ort, an dem er aufgewachsen ist: „Once Upon a Time in Hollywood" kommt am 15. August in die Kinos.
Es war einmal" – so fangen üblicherweise Märchen an. Und irgendwie ist Quentin Tarantinos neuer Film „Once Upon a Time in Hollywood" das auch: Ein Märchen vor einem realen Hintergrund. Vor allem aber ist der Film eine Liebeserklärung an eine große Zeit des amerikanischen Films – und vielleicht die besten Jahre der Traumfabrik Hollywood. Eine Zeit, zu der das Publikum noch darauf gierte, dass ein neuer Western ins Kino kam. Zu der man noch erklären musste, was ein Stuntman ist.
Cliff Booth (Brad Pitt) macht diesen Job für den Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio). Es ist das Jahr 1969, und Ricks Stern ist allmählich am Verblassen, nicht zuletzt, weil Rick ein Alkoholproblem hat. Das hat ihn seinen Führerschein gekostet, und deswegen hat er Cliff zu seinen Einsätzen als Stuntman angeheuert, ihn in seinem Cadillac durch die Gegend zu fahren. Dabei verbindet die beiden Männer auch so etwas wie Freundschaft. Rick wohnt in einer Villa im Cielo Drive – und seit Kurzem hat er neue Nachbarn: den Regisseur Roman Polanski und seine Frau, die Schauspielerin Sharon Tate (Margot Robbie).
Aus dem Business-Verhältnis wird so etwas wie Freundschaft
Abends stellt Cliff den Cadillac vor der Villa seines Chefs ab und fährt mit seinem Karmann Ghia zu dem hinter einem Autokino abgestellten Wohnwagen, den er sich mit seinem Hund, einem Pit Bull Terrier, teilt.
Neben der eigentlichen Handlung zeigt der Film eine Reihe von Szenen aus Filmen und Serien, in denen Rick Dalton aufgetreten ist – von der erfundenen Westernserie über einen Kriegsfilm bis hin zur Serie „The F.B.I.", die von 1965 bis 1974 im US-Fernsehen lief.
Auf eine gewisse Art und Weise ist „Once Upon a Time in Hollywood" ein Episodenfilm. Wir sehen zum Beispiel, wie Rick in einer Drehpause auf ein Mädchen trifft, das mit der Technik des „Method Acting" arbeitet. Nach einer nicht besonders gut verlaufenen Szene hat er in seinem Wohnwagen einen Zusammenbruch – und bringt anschließend die beste schauspielerische Leistung seiner Laufbahn. Wir sehen Sharon Tate während eines Spaziergangs in der Stadt – bei dem sie spontan die Idee hat, sich im Kino den im Jahr zuvor herausgekommenen Film „The Wrecking Crew" (deutscher Titel: „Rollkommando") anzuschauen, in dem sie selbst eine Hauptrolle spielt.
Eine großartige Leistung vollbringt in diesem Film Tate-Darstellerin Margot Robbie, die ein sehr lebendiges Bild einer Frau abgibt, die man vor allem wegen der Umstände ihres Todes kennt. In „Once Upon a Time in Hollywood" sehen wir eine Sharon Tate, die ihr Leben genießt, die weiß, dass sie eine Sex-Ikone ist – und die stolz auf ihre Karriere ist.
Trotz der Szenen, die das Lebensgefühl im Hollywood des Jahres 1969 einfangen, steuert der Film unweigerlich auf ein Finale zu: Es geht um die Morde der Manson-Familie. Eines Tages nimmt Cliff eine Anhalterin mit, die ihn ziemlich eindeutig angräbt. Zwar lässt er sich nicht auf ihre Versuche ein, fährt sie aber zu ihrem Ziel, zu der etwas heruntergekommenen Spahn’s Movie Ranch, einem Ort, den Cliff noch von Dreharbeiten vergangener Jahre kennt. Dort trifft Cliff auf eine Gruppe unfreundlich wirkender, ihm feindlich gegenübertretender Hippies, deren Anführer Charles Manson allerdings gerade nicht vor Ort ist. Cliff besteht darauf, den Besitzer der Ranch, George Spahn, zu sehen, den er noch von früher kennt. Er muss feststellen, dass dieser inzwischen erblindet ist und auch geistig nicht mehr er selbst zu sein scheint. Unfähig, etwas zu tun, verlässt er die Ranch wieder.
Ein Film voller besonderer Stilmittel und Liebe fürs Detail
In seinem Film spielt Quentin Tarantino gekonnt mit unterschiedlichen Stilmitteln und den Erwartungen, die der Zuschauer unbewusst mit ihnen verbindet. So arbeitet er zum Beispiel an einer Stelle mit einem Sprecher aus dem Off, was der Handlung dort einen dokumentarischen Charakter verleiht.
Es ist schwer, „Once Upon a Time in Hollywood" mit anderen Filmen des Regisseurs zu vergleichen. Er hat von vielem etwas, ein bisschen von „Jackie Brown" (1997) vielleicht, und auch ein bisschen von „Inglourious Basterds" (2009). Er hat die typischen absurden Dialoge – und, ja, auch ziemlich brutale Szenen. Tarantino eben.