Mit den Rhein-Neckar Löwen hat Handball-Drittligist HG Saarlouis in den letzten Jahren schon das dritte Top-Los in der Hauptrunde des DHB-Pokals gezogen. Die saarländischen Handballfans können sich auf das Schaulaufen von Weltstars wie Uwe Gensheimer in der Stadtgartenhalle freuen.
Die Rhein-Neckar Löwen sind im Handball in etwa das, was Borussia Dortmund im Fußball ist: Ein mit Weltklasse-Spielern gespicktes Spitzenteam auf internationalem Top-Niveau.
Die HG Saarlouis, der beste Saar-Club im Männerhandball, bekommt es in der 3. Liga Süd normalerweise mit der Reserve der Löwen zu tun. Am 17. August aber gastiert die Erstliga-Mannschaft aus Mannheim in Saarlouis. Die Saarländer haben nach der direkten Qualifikation für den DHB-Pokal durch Ligaplatz sieben buchstäblich das große Los gezogen: Nicht nur, weil sie in der ersten Runde des DHB-Pokals gegen einen richtig „Großen" antreten dürfen. Das sogenannte „First-Four"-Pokal-Turnier inklusive einer weiteren Erstrunden-Partie und dem Zweitrundenspiel werden auch in der heimischen Stadtgartenhalle ausgetragen. Demnach treten am Samstag,
17. August, 19.30 Uhr, die Rhein Neckar Löwen gegen Gastgeber Saarlouis an.
Dabei werden sich Weltstars wie Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer, Steffen Fäth, Mads Mensah, Andy Schmid oder Jannik Kohlbacher dem begeisterten Saarlouiser Handballpublikum präsentieren. Der Sieger spielt tags darauf um 17 Uhr gegen den Sieger der Partie zwischen Zweitligist TuS Ferndorf und Ost-Drittligist SG Nußloch (Samstag, 17 Uhr) um den Einzug in Runde drei. Auch Ost-Drittligist SG Nußloch hat in seinen Reihen einen ganz großen Namen: Christian Zeitz. Mit dem THW Kiel holte er sieben Mal den DHB-Pokal und wurde als deutscher Nationalspieler (166 Einsätze) Welt- und Europameister. Zudem dürfen sich die HG-Fans auch auf das Wiedersehen mit den Ex-Saarlouisern Jonas Faulenbach und Julius Lindskog Andersson freuen. Ex-HG-Kapitän Faulenbach war nach dem Klassenerhalt 2017 in seine Heimat zurückgekehrt und der frühere Spielmacher Andersson hatte die HG nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2018 in Richtung Ferndorf verlassen. „Nach den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg sind die Rhein-Neckar Löwen schon der dritte Hochkaräter, den wir unserem Publikum in den letzten zehn Jahren vorstellen können", freut sich HG-Manager Richard Jungmann. Bereits zum 13. Mal in Folge hat sich Saarlouis für die Hauptrunde des DHB-Pokals qualifiziert. Auch Trainer Philipp Kessler, der früher auch als Spieler der HG auf dem Feld stand, freut sich auf das Kräftemessen mit dem Topfavoriten. „Natürlich freut sich jeder Spieler, einmal im Leben gegen solche Weltstars spielen zu dürfen. Jeder ist ganz besonders heiß auf solche Spiele. Auch für mich sind das immer wieder ganz besondere Erlebnisse", sagt er und gibt zu: „Was die Vorbereitung auf die Liga angeht, wäre mit Blick auf die Reichweite ein Zweitligist natürlich etwas angenehmer gewesen – gerade weil die 3. Liga ja schon eine Woche später losgeht." Trotzdem freut sich der 33-Jährige „für unsere Fans und den saarländischen Handballsport, dass wir hier so einen Leckerbissen in der Halle haben und hier zwei Tage hintereinander Handball der Spitzenklasse zu sehen ist. Unsere Jungs arbeiten ja auch hart, um gegen ihre Idole spielen zu dürfen. Wir freuen uns darauf, auch wenn die Priorität natürlich auf der Liga liegt."
Seine Mannschaft arbeitet schon lange hart an der Vorbereitung auf die neue Saison. Und die dauert länger als gewohnt. Das letzte Drittliga-Spiel der Saison 2018/2019 fand schon Anfang Mai statt. Zu Zweitligazeiten war die HG noch bis Anfang Juni im Pflichtspiel-Einsatz. „Das war für uns schon ein Novum. Also hatten wir vier, fünf Wochen Pause, bevor wir dann im Juni mit einer vierwöchigen Phase mit Ausdauer- und Krafttraining gestartet sind", erklärt Kessler, wie er die diese Veränderung nutzte. Nach zwei Wochen Pause – beziehungsweise „individuellem Training", wie Kessler ergänzt – ging es dann Mitte Juli richtig los: Laktattest an der Sportschule in Saarbrücken und Trainingslager in La Bresse in den Vogesen, wohin auch einige Perspektivspieler aus der gerade in die Bundesliga aufgestiegene A-Jugend mitreisen durften. Nicht am Trainingslager teilnehmen konnten verletzungsbedingt Lars Walz und Niklas Louis. Walz fehlt noch bis Jahresende mit Kreuzbandriss, Louis verpasst die komplette Vorbereitung wegen eines zweifachen Bänderrisses im Fuß. „Das ist natürlich sehr ärgerlich, weil wir derzeit im Rückraum ohne Linkshänder agieren und demnach personell nicht so aufgestellt sind, wie ich das gerne hätte", sagt Trainer Kessler. Ob die A-Jugendlichen diese Ausfälle kompensieren können, wird sich zeigen. „Wir werden die Jungs Stück für Stück heranführen, damit sie den Unterschied zwischen A-Jugend-Bundesliga und Drittliga-Männerbereich kennenlernen", sagt Kessler und ergänzt: „Der Unterschied ist nämlich schon enorm."
Der Liga-Alltag startet unmittelbar nach dem Pokal-Wochenende am 23. August. Saarlouis ist dann auswärts bei den Rhein-Neckar Löwen zu Gast – dieses Mal allerdings bei der Zweiten Mannschaft. Das erste Heimspiel bestreitet die HG am 31. August, um 19.30 Uhr gegen HC Erlangen II. Das, was die Liga für die Handballfans in und um Saarlouis interessant macht, sind vor allem die Derbys. Auch in der kommenden Spielzeit stehen wieder die Duelle mit dem TuS 04 KL-Dansenberg und der TSG Haßloch auf dem Programm.
Neu in der Süd-Staffel der 3. Liga ist ein weiterer „alter Bekannter", der Aufsteiger TV Hochdorf, gegen den es schon in der Vergangenheit viele heiße Duelle gegeben hat. HG-Manager Richard Jungmann freut sich bereits auf diese Spiele vor dem begeisterten Saarlouiser Publikum. Schon in der letzten Saison, der ersten nach dem Abstieg aus der Zweiten Bundesliga, empfand er die Stimmung „vor allem gegen Dansenberg so, wie zu Zweitliga-Zeiten", sagt der 70-Jährige, der seinen Rückzug angekündigt hat und seinen Platz an der Spitze der HG 2020 für einen jüngeren Nachfolger freimachen wird.