Das Gesicht Willy Brandts und sein berühmter Spruch „Mehr Demokratie wagen" zieren mehrere hundert Wahlkampfplakate in Brandenburg – allerdings keine Plakate der SPD, sondern welche der AfD. Die Wellen bei den Sozialdemokraten über die Vereinnahmung ihrer Ikone schlagen hoch: „Unsäglich" (Manuela Schwesig), „schlicht obszön" (Wolfgang Thierse) oder „einfach widerlich" (Heiko Maas) wird das Vorgehen genannt, die Rede ist gar von „Vergewaltigung von Willy Brandts Erbe" (Erik Stohn).
Dabei bedient sich die AfD keineswegs das erste Mal an historischen Vorbildern: Schon im Mai hatte sie ohne Genehmigung mit einem Bild des Fotografen Friedrich Gahlbeck von einer Leipziger Demo aus dem Oktober 1989 geworben, mitsamt dem Spruch „Wende für Leipzig". Das wurde inzwischen gerichtlich verboten. Noch immer aber nutzt die rechte Partei den berühmten Slogan „Wir sind das Volk". Und wirbt mit „Vollende die Wende" für eine „friedliche Revolution mit dem Stimmzettel". Dass die vielfältige Parteienlandschaft nicht mit einer fast hundertprozentigen Einheitspartei zu vergleichen ist, scheint da nicht zu stören.