Beatrice Kramm ist die erste Frau an der Spitze der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Seit 2016 bekleidet die promovierte Volljuristin das Amt. Sie setzt sich für die kreativen Berufe ein und wirft einen kritischen Blick auf den Wohnungsbau.
Sie kritisieren den Senat wegen seiner Wohnungsbaupolitik – was werfen Sie ihm konkret vor?
Der Senat verfehlt seine selbst gesteckten Ziele in der Wohnungsbaupolitik. Stattdessen beschäftigen sich Teile der Koalition lieber mit sozialistischen Gedankenspielen zu Enteignungen. Solche Gedankenspiele schaden dem Standort ganz erheblich. Und eines ist doch klar: Durch Enteignungen entsteht kein einziger Quadratmeter neue Wohnfläche. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften schaffen es aktuell, etwa 6.000 Wohnungen im Jahr fertigzustellen. Die Lücke zu den jährlich benötigten 20.000 Wohnungen in Berlin ist also nur durch private Investitionen zu füllen. Deshalb erwarte ich, dass sich der gesamte Senat klar zu privaten Investoren und gegen Enteignungen bekennt.
Die Medien- und Kreativwirtschaft wird in Berlin immer wichtiger – was tut die IHK in diesem Bereich?
Auch in der Kreativwirtschaft sind fehlende Flächen das beherrschende Thema. Daher bringt die IHK Kreativ- und Immobilienwirtschaft seit einiger Zeit in einem Arbeitskreis zusammen. Dort tauschen sich Vertreter beider Branchen über Lösungen aus, um mögliche Nutzungskonflikte zu vermeiden. Außerdem haben wir gemeinsam mit Vertretern der Kreativwirtschaft im letzten Herbst den Senat aufgerufen, die kritischsten Herausforderungen der Branchen – die Flächen- und Fachkräfteproblematik – entschlossen anzugehen. Sehr zu unserer Freude finden sich einige unserer Vorschläge im „Stadtentwicklungsplan Wirtschaft 2030", der die Kunstproduktion besonders berücksichtigt.
Was tut die IHK, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Die IHK trägt im Schulterschluss mit den Berliner Unternehmen durch ihre Rolle in der dualen Ausbildung ganz maßgeblich zur Fachkräftesicherung bei. Denn aus Azubis werden Fachkräfte. Derzeit machen in Berlin fast 20.000 junge Frauen und Männer eine Ausbildung in IHK-Berufen. Sie stehen also dem Arbeitsmarkt in absehbarer Zukunft als Fachkräfte zur Verfügung. Darüber hinaus setzt sich die IHK Berlin für die Integration Geflüchteter ein. Eine Beratung zur Einstellung ausländischer Fachkräfte bietet der Business Immigration Service zusammen mit Berlin Partner an.