Mit der Heimat der Tennisspieler ist das so eine Sache. Sie reisen die meiste Zeit des Jahres zu Turnieren rund um die Welt. Doch viele von ihnen sind in den Vereinigten Staaten heimisch geworden.
Zwischendurch fahren die Profis in den Urlaub und in passende Trainingsorte: Gerne in Florida, USA, wo die Sonne scheint und beispielsweise Erfolgscoach Nick Bollettieri seine Tennis Academy hat. Die beherbergte etwa Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki und Tommy Haas schon in sehr jungen Jahren. Die deutsche Golden-Slam-Ikone Steffi Graf aus Mannheim hat sich nach ihrer Karriere mit ihrem Mann, dem zweifachen US-Open-Sieger Andre Agassi, und ihren Kindern in ihr privates Heim in Las Vegas zurückgezogen. Ihr Glück und zugleich „Home in the USA" fand die deutsche Fed-Cup-Spielerin Tatjana Maria, die mittlerweile gerne auch in den Top 50 der Welt zuhause ist. Nach einer lebensbedrohlichen Lungenembolie und dem Tod ihres Vaters, der ihre feste Stütze auf der Tennistour war, stürzte die deutsche Tennishoffnung fast ins Nirgendwo der WTA-Rangliste der Damen ab.
Die US Open 2012 brachten die Wende für die Tochter eines polnischen Handballspielers und einer österreichischen Skiathletin, die bis zu diesem Zeitpunkt in ihrem Geburtsort im baden-württembergischen Bad Saulgau zu Hause war und dort ihre Trainingsbasis hatte. Ein französischer Coach, der in Florida Serena Williams unterstützte, ansonsten Schüler aus aller Welt zum Spezialtraining begrüßte, sollte Tatjana Malek, wie die 25-Jährige damals noch hieß, neu inspirieren. Für das Grand Slam in den Vereinigten Staaten, aber auch darüber hinaus.
Pendeln gehört zum Geschäft
Der Plan ging auf. Besser sogar, als erträumt. Denn der Trainer Charles Edouard Maria und seine Schülerin harmonierten nicht nur sportlich. Im April 2013 wurde geheiratet. Nach Wimbledon ging Tatjana Maria in Babypause, im Dezember 2013 kam Töchterchen Charlotte auf die Welt. Im April 2014 startete die junge Mutter wieder auf Tennisturnieren. Ihren angetrauten Coach, der ihre Vorhand erfolgreich auf einhändig umgestellt hatte, und ihr Baby im Gepäck. Ermutigt durch die Williams-Sisters, die ihre Nachbarinnen neben dem Anwesen der Marias in West Palm Beach waren. Auch die Babyparty richteten die erfolgreichen US-Spielerinnen aus. Im Dezember 2018 schrieben die Schwestern, 20 Jahre nach dem Erwerb ihres Sieben-Zimmer-Hauses, die Immobilie zum Verkauf aus: Serena und ihr Mann besitzen ebenso wie Venus Williams diverse andere Domizile in den USA – mit und ohne Courts.
Ein blauer Tennisplatz, der optisch an die Hardcourts der US Open erinnert, gehört zum Anwesen der Marias. Wobei seine Beschaffenheit an der Zusammensetzung der Miami-Open-Plätze orientiert ist, deren Turnierdirektor Tommy Haas ist. Der ehemalige deutsche Spitzenspieler ist seit vielen Jahren in Florida zu Hause und hat mit Frau und Töchtern dort auch sein privates Glück gefunden.
Ein Haus in Florida besitzt zudem Volley-Spezialist Mischa Zverev. Der große Bruder von Deutschlands Nummer eins, Alexander (Sascha) Zverev, lebt dort immer wieder mal mit Frau und kleinem Sohn, aber auch mit seinen Eltern, den Trainern Alexander Senior und Irina, sowie mit Sascha, dem ehemals Dritten der Weltrangliste. Auch Ivan Lendl, zeitweiliger Super-Coach von Alexander, wohnt in Florida. Sascha zog es jüngst zu den Hamburg European Open wieder in seine Geburtsstadt. Aber keine Angst: Pünktlich zu den US Open sind die Tennisprofis von überallher wieder „Home in the USA".