Tom Brady hat kürzlich seinen Vertrag bei den New England Patriots erneut um zwei Jahre verlängert – mit 42 Jahren. Beim wohl besten Quarterback, den es je gab, ist noch lange nicht Schluss. Bei einem genauen Blick auf seine Karriere absolut zu Recht.
Der Sportler Tom Brady ist nicht nur Fans der National Football League ein Begriff, sondern Menschen aus aller Welt, die sonst mit dem Sport nicht so viel am Hut haben. Der sechsmalige Super-Bowl-Sieger spielt seit 2000 in der NFL. Trotz seiner inzwischen 42 Jahre macht der Weltstar keinerlei Anstalten, seine Karriere zu beenden und verlängerte kürzlich seinen Vertrag um zwei Jahre. Brady scheint sogar im Alter immer besser zu werden. FORUM wirft einen genauen Blick auf die Karriere des GOAT, des „Greatest of all time". Als Tom Brady am 3. August im Jahre 1977 in Kalifornien geboren wird, konnte niemand ahnen, welche Karriere dieser Junge einschlagen wird. Sein Vater nahm ihn früh mit auf Heimspiele der San Francisco 49ers.
Später studierte der sportvernarrte Brady an der University of Michigan, ehe er im NFL-Draft 2000 in der sechsten Runde an 199. Stelle von den New England Patriots gezogen wird. Selbst zu diesem Zeitpunkt hatte den jungen Schlacks niemand auf der Rechnung. Beim sogenannten NFL Combine, bei dem die Talente unter Aufsicht der NFL-Verantwortlichen Leistungstests in verschiedenen Kategorien absolvieren, fiel er eigentlich komplett durchs Raster. Zu langsam, nicht agil genug, kein starker Wurfarm – so lauteten die Experten-Meinungen. Doch angetrieben von seinem unbändigen Ehrgeiz schaffte er es dann doch in die NFL und lechzt auch weiterhin nach Erfolgen. Trotz größter Errungenschaften herrscht bei Brady nie Stillstand – er scheint immer mehr zu wollen. Das prophezeite schon sein langjähriger Rivale Peyton Manning, der im Frühjahr 2016 nach seinem zweiten Titel im 50. Super Bowl seine Karriere nach 20 Jahren beendete: „Brady spielt definitiv Football, bis er 70 ist. Das schaffe ich nicht mehr." Dieser Peyton Manning war es auch, der den NFL-Rekord von 200 Siegen aufstellte. Nur damit Tom Brady ihn in Week 13 2016 sofort egalisieren konnte.
„Brady spielt, bis er 70 ist"
Der größte Förderer Bradys ist Bill Belichick – seit Beginn von Bradys Karriere sind die beiden ein Team. Tom Brady auf dem Platz, Belichick neben dem Platz – mit Taktikbrett und Mikrofon. In 18 Spielzeiten gewinnen beide 16-mal den AFC-East-Titel sowie sechsmal den begehrten Super Bowl. Neunmal standen sie gemeinsam in einem Super Bowl, auch das ist Rekord. Den ersten gemeinsamen Titel feierten die beiden in der Saison 2001/2002 – und das, nachdem Pats-Stammspielmacher Drew Bledsoe nach dessen Verletzung nicht mehr eingreifen konnte und Brady ins kalte Wasser geworfen wurde. Im Finale schlugen die Pats die St. Louis Rams mit 20:17.
Eine Ära beginnt. Zwei Jahre später setzt sich Brady erneut die Krone auf. Dieses Mal besiegen die Pats mit einem überragenden Brady die Carolina Panthers. Im kommenden Jahr folgt die Titelverteidigung: Die Patriots schaffen es erst als zweite Mannschaft der Geschichte, drei Super Bowls innerhalb von vier Jahren zu gewinnen und als erstes Team seit 1998, zwei Endspiele hintereinander für sich zu entscheiden. Dieses Mal schlägt ein erneut starker Brady die Philadelphia Eagles.
Es dauerte ein wenig, bis der nächste Titel folgen sollte. In der Zwischenzeit gab es zwei Endspielniederlagen gegen die New York Giants mit ihrem Quarterback Eli Manning, dem Bruder von Peyton. Der nächste Triumph war dann ein durchaus glücklicher. Fast jeder Football-Fan hat die Szene im Kopf: Der Quarterback der Seattle Seahawks, Russel Wilson, steht zwei Yards vor der Endzone. Eigentlich ein klares Ding: Marshawn Lynch, Star-Runningback den Ball geben und jubeln. Doch Wilson passte in die Arme von Malcolm Butler – Interception. Brady reißt in diesem Moment ungläubig die Arme nach oben und feiert seinen vierten Titel. Er zieht dabei mit den ewigen Legenden Terry Bradshaw und Joe Montana gleich. Damit war schon klar, dass Tom Brady irgendwann ein „Hall-of-Famer" wird. Doch für Brady war noch lange nicht Schluss. Seinen fünften Ring gewinnt er in beeindruckender Manier gegen die Atlanta Hawks. Tom Brady führt seine Farben im dramatischsten Finale der NFL-Geschichte nach einem 3:28-Rückstand in die erste Verlängerung der Super-Bowl-Historie, um dann mit einem weiteren und finalen Touchdown das Finale für sich zu entscheiden. Zu diesem Zeitpunkt ist Brady schon der erfolgreichste Quarterback der NFL-Geschichte. Als dann im nächsten Jahr die Philadelphia Eagles im Finale warten und Brady kurz vor seinem sechsten Ring steht, waren diese aber eine Nummer zu groß und fügten den Pats und Tom Brady in seinem achten NFL-Finale eine schmerzliche Niederlage zu. Denn Brady legte unfassbare Zahlen in diesem Spiel auf. Er verbucht 505 Yards, wirft drei Touchdowns und keine Interception. Mit solchen Werten hat noch nie ein Quarterback ein Spiel verloren, weder in der Regular Season noch in den Play-offs.
Brady hat immer eine Antwort
Doch wie immer hatte Tom Brady auch darauf eine Antwort. Die Saison 2018/19 startete dennoch bescheiden. Akteure wie Julian Edelman und Rob Gronkowski, zwei seiner wichtigsten Targets, kämpften mit Verletzungen und brauchten recht lange, um in Fahrt zu kommen. Nach einem furiosen AFC-Finale gegen die Kansas City Chiefs zieht Brady in seinen neunten Super Bowl ein – ausgebauter Rekord. Doch Super Bowl 53 wird kein Schmankerl für die Zuschauer und auch nicht für Brady. Er wirft keinen Touchdown und eine Interception, am Ende durfte er trotzdem jubeln. Mit 13:3 behalten die Pats die Oberhand über die Los Angeles Rams und Brady schafft damit Historisches. Nicht dass er die Legenden Montana und Bradshaw noch weiter abhängt, er wird außerdem zum alleinigen König der NFL. Mit Ring Nummer sechs verdrängt „Tom Terrific" auch Charles Haley, der als Linebacker einst fünf Meisterschaften einfuhr.
Neben seinen Errungenschaften gibt es noch viele andere Geschichten über Tom Brady. So war seine Rivalität mit Peyton Manning über Jahre ein Klassiker – den Brady mit 11:6 für sich entscheiden konnte. Zudem dominiert Brady seine AFC East nach Belieben. Gegen die direkten Division-Rivalen aus Miami, Buffalo und New York hat der Star-Quarterback in über 80 Spielen auch über 60 Siege eingefahren – bis jetzt. Zudem ist er zu Hause eine Macht: Im heimischen Gillette Stadium gewinnt Brady mit seiner Mannschaft weit über 80 Prozent aller Spiele. Doch nicht nur sportlich läuft es für den Ausnahmekönner, sondern auch im Privaten. 2009 heiratet er das brasilianische Model Gisele Bündchen und hat mit ihr zwei Kinder. Bis heute sind die beiden ein Paar. Doch auch über Bradys Karriere hängt ein kleiner Schatten. Bill Belichick ist für seine umstrittenen Methoden bei der Gegneranalyse oft in die Kritik geraten. Im Mai 2015 veröffentlicht die NFL den Wells Report, in dem festgestellt wird, dass elf der zwölf Footballs, die die Patriots im AFC Finale gegen die Indianapolis Colts benutzt haben, mit zu niedrigem Druck aufgepumpt gewesen sind – weil Brady so am liebsten spielt. Dieser Fall wurde als „Deflategate" bekannt, und Brady wurde für vier Spiele gesperrt. Dabei verfestigte sich auch der Name „Cheatriots" bei den gegnerischen Fans.
Rivalität mit Peyton Manning
Seither leidet Bradys Ruf ein wenig, doch die Erfolge sind zu groß, um sie nur darüber zu definieren. „Über meine gesamte Karriere hinweg war ich mit verschiedenen Dingen konfrontiert und habe versucht, diese auf die beste Art und Weise zu bewältigen", entgegnete Brady. Und damit behielt er recht. Mit seinem sechsten Titel stieg er zum König der NFL auf und ließ alle Kritiker verstummen. Der 42-Jährige hat noch lange nicht genug. Und wenn diese Karriere vorbei ist, bleibt auch den gegnerischen Fans nichts anderes, als den Hut zu ziehen. Aber wer weiß, wie lange er noch spielt. Vielleicht sogar bis 70.