Die Sängerin und Gesangspädagogin Eva Maria Leonardy hilft Menschen zu ihrer Stimme und zu sich selbst zu finden. Dabei beschreitet sie alles andere als gewöhnliche Wege.
Sie ist keine Ärztin, aber auch keine normale Gesangslehrerin: „Ich bin irgendwas dazwischen", sagt Eva Leonardy mit einem Augenzwinkern. Dieses „dazwischen" ist ihr so wichtig, dass sie dafür nun ein Zentrum für Musik und Therapie eröffnet. Am Wochenende, 24. und 25. August, lädt sie zum Start ihrer Zielschmiede ein.
Diese nennt sich „Ziel.gold" und befindet sich am Rotenbühl in Saarbrücken. Dort, wo früher das Büro der Musikfestspiele Saar war. Deren Dramaturgin war Eva Leonardy und arbeitete mit ihrem Vater Robert und ihrem Bruder Bernhard zusammen. Dass sie musikalisch ist, steht also außer Zweifel. Zunächst spielte sie Violine, später widmete sie sich der Stimme. Ihrer eigenen, aber auch denen von anderen. Heute ist Eva Leonardy vor allem Sängerin und Chordirigentin, Stimmbildnerin und Diplom-Gesangspädagogin. Ihr eigener, leichter und klarer Sopran scheint über den Dingen zu schweben.
Ihre Leidenschaft für die unterschiedlichsten Stilrichtungen, die sie auch gerne mal miteinander verbindet, hat sie zu diversen Auftritten und Fernsehaufzeichnungen rund um den Globus geführt. Wie das klingen kann, zeigt beispielsweise ein neues Lied mit ihrem Vater und dem Rapper Drehmoment. In „Wohin wir gehen" verschmelzen eine Komposition von Johann Sebastian Bach, das Klavierspiel ihres Vaters, gesellschaftskritischer Sprechgesang von Drehmoment und Eva Leonardys Stimme zu einem organischen Ganzen. Sich die gezähmte Wildheit des Stilmixes bei Youtube anzuhören und anzuschauen lohnt sich.
Musik ist ihr Leben. Das spürt man, wenn man sie in ihrem Studio erlebt, in dem sie Gesangsunterricht gibt. Sie ist komplett da in dem Moment, wenn sie einem Schüler oder einer Schülerin ihr Wissen weitergibt. Das Ziel steht im Vordergrund. Deswegen arbeitet sie ganzheitlich, ziel- und prozessorientiert auf allen Ebenen des Körper-Seele-Geist-Systems. Körperliche, emotionale, mentale Blockaden oder Probleme in der Ernährung – Eva Leonardy möchte sie lösen. Deswegen nun die Eröffnung ihrer Zielschmiede. „Das Bindeglied ist die Arbeit mit Menschen", erklärt sie ihren ganzheitlichen Ansatz.
Wohlgemerkt möchte sie nicht das Aufsuchen von Ärzten, Heilpraktikern oder Psychologen ersetzen. Töne haben ihrer Ansicht nach eine immense körperliche, mentale und emotionale Koordinationsleistung – außerdem haben ihre Töne Heilerlaubnis. Um diese zu aktivieren, setzt sie zuerst – natürlich – auf profunde musikalische Ausbildung. Zudem seien Musiker abhängig von ihrer Muskelleistung, dem Kino im Kopf und selbstverständlich ihren Gefühlen. „Man muss emotional und mental dahinterstehen", erklärt sie.
Ganzheitlich wird das alles nun dadurch, dass sie verschiedene Einflüsse mit aufnimmt. 2008 entdeckte sie die alternative Heilmedizin für sich. Dann ließ sie Sport, Kinesiologie und Hypnose einfließen. Schließlich bildete sie sich noch zur Gesundheits- und Ernährungsberatung der Gesellschaft für Gesundheitsberatung (GGB) fort. Sie ist fasziniert von dieser „Ökologie des Körpers".
Kinesiologie, die Lehre der Bewegung und auch der bewegten Energie, beinhaltet unter anderem Bewegungsstudien im Zusammenhang mit der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dadurch können der Körper aktiviert und neue Energie geweckt werden. Die Muskulatur kann aktiviert, Verspannungen gelöst werden. Das helfe Kindern beim Lernen, Sportlern beim Trainieren und generell jedem Menschen, der seinem Körper eine neue ausbalancierte Basis geben möchte. „Dies praktiziere ich schon seit zehn Jahren bei meinen Klienten, darunter sind chronische Schmerzpatienten, Kinder mit Lernproblemen, ältere Menschen, Musiker und Profi-Sportler", so Eva Leonardy. Kurz: „Der Mensch ist zum Bewegen gemacht."
Ihr Vater wollte, dass sie Mathematik oder Physik studiert
Auch Hypnose wendet sie an, betont aber, dass es sich dabei um keine Show-Hypnose handelt, sondern um den leicht meditativen Zustand mit tief entspanntem Wachzustand. Diese hypnotische Trance sei ein natürlicher Zustand und vergleichbar mit einem Tagtraum. In diesem fokussierten Zustand könne man unendlich wirksam die Bildersprache der inneren Welt sehen – und auch mit Bedacht bearbeiten. Denn bewegen muss man sich vor allem auch im Inneren. Um sein neues, verbessertes Ich zu erlangen, müsse man es visualisieren. Man muss essen wie das neue Ich, sich bewegen wie das neue Ich. „Man muss den inneren Kritiker entlassen", formuliert sie es.
Das gehe natürlich nicht immer von jetzt auf gleich; es handele sich vielmehr um einen Prozess. Das müsse auch so sein, „sonst fällt man in ein tiefes Loch". Übrigens funktioniert der ganzheitliche Ansatz nach der Traditionellen Chinesischen Medizin nicht nur beim Mensch. Einmal habe sie sogar eine blockierte Leitbahn, durch die die Lebensenergie Qi fließen soll, ein Meridian, bei einem Pferd gefunden – und so dessen Probleme mit Schulterschmerzen gelöst.
Bewegung also ist eine weitere Leidenschaft von Eva Leonardy. Sie bewältigt Marathons und ist Triathletin bis zur Mitteldistanz. Ihr Lebensgefährte ist Ultra-Triathlet, bewältigt also das Mehrfache einer Ironman-Distanz. Das sind immerhin 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und ein Marathonlauf mit 42,195 Kilometern. Als er sich einmal kurz vor dem Start nicht fit fühlte, versetzte sie sich in schamanische Hypnose und visualisierte einen Nierenstein. Das war auch tatsächlich das Übel, dass ihn am Abrufen seiner Leistung hinderte. „Das kann Zufall sein – aber es war so", sagt sie lächelnd.
Zur Ganzheitlichkeit gehört natürlich auch die Ernährung. „Was genau ich essen und nicht essen soll, um Gesundheit zu fördern, ist ein Informations-Problem", sagt sie. Figur, Gesundheit und Leistung seien sehr stark mit der Ernährung verwoben und auch hier könne man über die Ökologie des Körpers viel an seiner körperlichen und psychischen Leistungssteigerung arbeiten. Kurz: „Der Körper kann nur gute Leistung bringen, wenn ich ihn ausreichend ernähre."
Gute Leistung ist gerade bei Musikern wichtig, die auf einer Bühne stehen, teils vor äußerst anspruchsvollem Publikum, und dadurch mit ungewöhnlichen Drucksituationen konfrontiert sind. Deswegen möchte sie „Menschen in andere Schwingungen bringen". Das sei ihr Lebenselixier. Was sie noch möchte: „Faszination in die Welt bringen." Dafür bietet sie eine stimmliche Ausbildung für jeden an, der es möchte. Denn singen könne jeder, so ihr Credo. Es gelte, einfach die eigene Stimme und eine Portion Mut mitzubringen.
Mut möchten sie und ihr Partner auch jungen Menschen machen. Das gemeinsame Schülerprojekt „Wie weit gehst Du für Dein Ziel?" richtet sich gegen Junkfood, Mobbing, Couchpotatoes und Daddeln. Gleichzeitig setzen sie sich für mehr Bewegung, Miteinander, Gesundheit und Achtsamkeit ein. Man könne von Ultra-Triathleten und Musikern einiges lernen, um Ziele zu erreichen. Dazu gehört es, riesige mentale Konzentration aufbringen, um sich über lange Zeit positiv zu beeinflussen. In der musikalischen Ausbildung gelte es, andere beim Solo mal Raum zu lassen oder auch mal selbst nur die zweite Geige zu spielen. In dem Projekt werden beispielsweise Flashmobs losgeschickt, die irgendwo spontan gemeinsam singen oder es wird Trashdrumming praktiziert – Schlagzeug spielen auf Müll.
Eva Leonardys Vater wollte übrigens, dass sie Mathematik oder Physik studiert. Sie entschied sich aber gegen die Naturwissenschaften und für den musischen Werdegang. „Heute bin ich der Wunscherfüller", sagt sie lachend.